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Mit Close-Up Vol. 1: The Love Songs legt Suzanne Vega die erste von insgesamt vier geplanten CDs mit Neuinterpretationen ihrer Lieder vor. Die Idee ist, thematisch ähnlich gelagerte Stücke zu „entstauben“ und in einer rein akustischen Version zu präsentieren. So sind die einzigen Instrumente diesmal Bass, akustische und elektrische Gitarre.

Die Wahl der Lieder fiel auf 12 Werke, welche sich laut Vega nicht nur um Liebe, sondern auch um Anziehungskraft, Flirt, und Konfrontation mit diesen Gefühlen, Vorgängen oder Taten drehen. Darunter befinden sich bekanntere Nummern, wie "Caramel" vom großartigen Jazz/Bossa Nova Album Nine Ojects of Desire (1996), "Gypsy" (Solitude Standing, 1987) oder "Stockings" (Songs in Red and Gray, 2001), gemischt mit weniger bekannten Liedern, wie z. B. die herrlich herzzerreißende Neuaufnahme von "Bound" (Beauty & Crime, 2007). Einziger Hit auf der Scheibe ist "Marlene On The Wall" aus dem Jahre 1985 - wenn man bei Vega überhaupt von Hits sprechen kann, mit Ausnahme von "Luka" und "Tom’s Diner". Diese zwei Lieder sucht man hier aber vergeblich, da sie nicht ins Werkkonzept passen, beziehungsweise nicht von Liebe handeln.

Dass es sich hier um sehr intime Mitteilungen einer Künstlerin mit einem feinen Auge für jedes Detail handelt, wird gleich beim ersten Lied klar; "Small Blue Thing" stammt von Vegas gleichnamigem Debütalbum und wirft ein introspektives, fast voyeuristisches Licht auf ihr verletzliches Inneres. "Song in Red and Gray" beschreibt wiederum auf wunderschön poetische Weise, was herauskommt, wenn sich zwei treffen, die in ferner Vergangenheit einen One-Night-Stand miteinander hatten, obwohl der Mann eigentlich verheiratet war. Man könnte sagen, das sei heutzutage ein veraltetes Konzept; allerdings handelt das Lied von der kleinen Tochter des Mannes, welche die Situation gleich durchschaut.  Die Vermengung von immer noch vorhandenen Schuldgefühlen mit bereits vergessenen Details der Begegnung, die 19 Jahre zurückliegt bringt aus Vega folgendes hervor:

„Will you please tell me why I remember these things
after all of this time I don’t know
I must have left all those feelings inside
cause that year I had no courage to show.“

In diesem traumähnlichen Ton geht es bei „Some Journey“ weiter: noch ein Stück vom Debütalbum, welches sich mit vorgestellten, imaginierten Beziehungen und ihren Entwicklungen beschäftigt:

„Oh, I could have played your little girl
Or I could have played your wife
I could have played your mistress
Running danger down through you life

I could have played your lady fair
All dressed in lace like the foam from the sea
I could have been your woman of the road
As long as you did not come back home to me”

Dabei verzichtet Vega auf das in der Originalausführung dominierende furiose Solo auf E-Violine und macht das Lied dadurch noch greifbarer.

Durch die sehr asketische Produktionsweise wirken manche Stücke noch intimer als sonst – so ist das bereits erwähnte „Bound“ ein echtes Highlight dieser Auswahl. Trotzdem ist der bereits in der ursprünglichen Fassung unglaublich schöne, getragene "Harbor Song" auch auf Close-Up Vol. 1 der Hauptschatz – gemeinsam mit der ironischen Abrechnung mit Macho-Allüren a la Rod Stewart „(I’ll Never be) Your Maggie May“. Dass die zwei Lieder hier ineinander überfließen, passt nur zu gut auf diese Platte, welche zu einem wahren Muss für Fans und Neueinsteiger wird.

Am 1.7.2010 präsentiert Suzanne Vega die neue Platte im Wiener Konzerthaus; einen Tag davor besucht sie Graz (Kasematten).
 

Trackliste

  1. Small Blue Thing
  2. Caramel
  3. (If You Were) In My Movie
  4. Gypsy
  5. Marlene On The Wall
  6. (I'll Never Be) Your Maggie May
  7. Harbor Song
  8. Headshots
  9. Song In Red And Gray
  10. Stockings
  11. Some Journey
  12. Bound
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