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Das seit 2011 bestehende Duo MARS ist das Projekt von Oliver F. und Marcus S., die nach dem Debut-Longplayer und einer EP nun beim Lichterklang-Label mit „Blood Is The Food Of The Gods” ihren dritten und wohl bislang besten (der zeitweilige Fingerübungscharakter der Erstlings ist faktisch nicht mehr vorhanden) Release veröffentlicht haben. 

Was diese Platte ausmacht, ist, dass sie den mitunter ordentlich auf der Stelle tretenden Apocalyptic Folk weg vom Fleck zu bringen vermag. Obwohl sie ihre Suppe mit fast allen fürs Genre typischen Ingredienzien kochen, schaffen es MARS dennoch, stilistisch um ein paar Ecken weiter zu denken und wohl dosiert (wenn auch nicht allzu üppig) ein paar exotische Zutaten beizumengen - und so in einer Vorwärtsbewegung zu den eigentlichen Qualitäten des Neofolks zurückzukehren.

Die Musik bedient sich vordergründig des bewährten Instrumentariums – akustische Gitarre, Schlagwerk, Glockenspiel. Kommt stellenweise erstaunlich ruhig daher, bevor sie in druckvolle Passagen hinübergleitet; doch statt bei letzteren blindlings in die Akustische zu dreschen und auf die Pauke zu hauen, webt man lieber immer wieder eine hypnotisch schneidende bis psychedelische mäandernde E-Gitarre ins Songgeflecht ein. Das Resultat ist eine fein abgestimmte Mischung, in der der Begriff Pathos nicht plakativ oder gar als Selbstzweck missbraucht wird, sondern immer nur behandeltes Thema bleibt.

Damit flankiert die Musik geschickt den thematischen Überbau, der in genau gleichem Maße ohne vom Drang zur sinnentleerten Pose überwältigt zu werden in pathetische Topoi eintaucht. Einerseits mit literarischen Bezügen (R.Kipling, Jules Verne, Cormac McCarthy), andererseits mit archaischen Motiven, die die Beziehung des Menschen zur Natur reflektieren. Wo aber im Neofolk plus Umfeld sonst sehr oft säuselnde Naturromantik oder Grausamkeitsbejahung zelebriert werden, begnügt man sich hier mit einer Deskription der – mitunter Blutopfer zollenden - schamanischen/ heidnischen/ tribalen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt. Die Kräfte der Natur als urgewaltige Formgeber, die mit magisch-rituell gebannt werden müssen. Womit man angenehm nahe an einer der ursprünglichen Intentionen der Industrial-Kultur und des daraus resultierenden Folk-Ablegers liegt. 

Der knapp über acht Minuten dauernde Schlusstrack „Dragonseed“ wartet mit einem gelungenen Ausritt in frostige Black Metal-Landschaften auf, bis er schließlich in einem nachdenklichen Nachhall im Puls der Rahmentrommel den Ausklang findet und die Quintessenz dieses Albums noch ein letztes Mal einfängt. Dass das Lied durch eine Abhandlung des subkulturell umtriebigen Theoretikers Konradin Leiner über heroischen Nihilismus inspiriert ist, bestärkt dies nur (und sagt sehr viel über MARS allgemein aus). 

„Blood Is The Food Of The Gods” weist in ein eine Richtung, die dem Apocalyptic Folk, sofern er vital und innovativ belieben will, nur gut tun kann.

 

 

Trackliste

  1. Solar Transformation
  2. Icarus Falling
  3. Blood Is The Food Of The Gods
  4. Sacrifice II
  5. The Cyclic Law
  6. Saviours
  7. Man Is Disorder
  8. Hunters
  9. Mobilis In Mobile
  10. Song Of The Wolf Queen
  11. The Blood Meridian
  12. Outlaws
  13. The Dragon Seed
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