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Das wohl schrägste Release des laufenden Jahres kommt aus dem Hause [aufnahme + wiedergabe], ein Tape mit Death In June - Coverversionen: "When We Have Each Other We Have Everything - a tribute to Death In June" - als physischer Tonträger in limitierter Auflage, sonst aber natürlich auch als Download hier erhältlich.

Death In June selbst leben mittlerweile nur noch von der Kontroverse, und neueres Material wird wohl eher aus Nostalgie denn aus künstlerischer Wertschätzung angenommen.
Als jemand, der Death In June ab Mitte der Neunziger Jahre nicht mehr ernstgenommen und nur nebenbei verfolgt hat, war es ausschließlich das Label, auf dem die Compilation herausgekommen ist, das mein Interesse auf dieses Release gelenkt hat.

Die Auswahl der Stücke ist bunt gemischt, auch frühere Stücke wie "Runes & Men", "She Said Destroy" oder etwa "Fields" sind vertreten, die meisten interpretierenden Künstler sind glücklicherweise nicht gerade dem Neo-/Darkfolk zuzuordnen, was ja schon einmal recht vielversprechend klingt - und Namen wie BLACK VASE, La Fete Triste oder Ragnar (hey, den hab ich doch kürzlich erst erwähnt, wo war das nur?) sind soweit ich weiß ideologisch unbelastet, man kann also davon ausgehen, dass hier keine hirnlosen Neofolker falsch verstandenen Idolen nachsabbern. So weit, so gut!

Den Auftakt macht das "Die Selektion"-Nebenprojekt Death Of Abel, das "Runes & Men" herzhaft und beschwingt (sind das Banjo und Xylophon???) darbringt, und - ehrlich - ich könnte jetzt nicht hundertprozentig sagen, ob da nicht eine gehörige Prise Humor beigemengt wurde. Spätestens der Seufzer am Ende des Tracks legt die Vermutung nahe.

So, und dann hätten wir dann Digital Leather mit "She Said Destroy", anfangs nur mit akustischer Gitarre, später dann mit einem ordentlich dreckigen Synth aufgefettet, sehr leidenschaftlich gesungen - klingt ganz okay. 

"But What Ends When The Symbols Shatter?" in der Version von La Fete Triste übertrifft das Original bei weitem, vor allem weil die genretypischen Einschränkungen und Stereotypen aufgehoben bzw. entfernt wurden, was dem Lied ausgesprochen gut tut!

Ragnar hat sich "Hollows Of Devotion" angenommen und daraus ein bizarres Monster geschaffen, aus dem ich das Original eigentlich überhaupt nicht mehr rekonstruieren kann, was in diesem Fall durchaus von Vorteil ist! Das experimentellste, "schwierigste" Stück auf der Compilation, das mich angenehm an Nurse With Wound erinnert.

Kinit Her's Interpretation von "Hail! The White Grain" ist meiner bescheidenen Meinung nach eine Themenverfehlung - daneben wirkt das Original ja fast schon sympathisch und lieblich. Für Neofolk-Puristen vielleicht die beste Coverversion hier, für mich jedoch das einzige Stück, das mich so gar nicht reizt und eher die mir unsympathische stramm-strenge Seite des Neofolks herauskehrt.

BLACK VASE hingegen haben aus "Fields" einen Synthie-Knaller par excellance geschaffen! Fantastisch, und ganz sicher eine Nummer, die man noch lange, lange auf den schwarzen Tanzflächen hören wird! Großartig!

Den Abschluß des neun Tracks und 30 Minuten langen Tapes macht wieder Death Of Abel, mit einer sehr feinen Version von "All Pigs Must Die".

Fazit: Ein sehr interessantes Tribute-Album an eine Band, die nicht jedermanns Sache ist - das breite Spektrum der Künstler und deren Interpretationen hebt sich allerdings über das Original hinweg. Hörenswert und bis auf ein, zwei Ausnahmen für Fans von Death In June wie auch für Fans der vertretenen Bands gleichermaßen interessant!

Trackliste

  1. Death Of Abel - Runes & Men
  2. Digital Leather - She Said Destroy
  3. La Fete Triste - But What Ends When The Symbols Shatter
  4. Ragnar - Hollows Of Devotion
  5. Kinit Her - Hail The White Grain
  6. BLACK VASE - Fields
  7. Southern Sadness - Ku Ku Ku
  8. Rise - Fall Apart
  9. Death Of Abel - All Pigs Must Die
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