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Heute einmal ein Review über eine Wiener Band, die erst seit ca einem Jahr existiert, auf Facebook 146 likes hat (Stand 26.6.14), und eine CD mit 4 Tracks produziert hat. Warum? Weil sie (v.a. live) unglaublich gut sind. Und weil man sich die jetzt anhören sollte, solange sie so sind, und noch nicht berühmt, aufgelöst oder abgestanden sind.

Gut, da stehen also 3 Typen auf der Bühne (genaugenommen stehen da nur zwei, Schlagzeuger Mathias Kawinek sitzt wie die meisten seiner Kollegen), einer hat eine Gitarre umhängen, der andere einen Bass, so weit, so unspektakulär. Interessant wird es, wenn die Burschen loslegen.

Der Sound ist für ein Trio überraschend breit und erinnert zunächst am ehesten an die frühen Interpol („Naptime“). Der Bass nagelt leichtfüßig, solide und unaufgeregt in bester Postpunkmanier, bildet mit den Drums eine perfekte Spielwiese für Mangolds Gitarrenspiel und brüchigen Gesang. Die oft überlappenden Gitarrensounds bilden teils fast schon psychedelische Kaskaden, die live schon mal an Isis erinnern, verlieren aber nie den Focus, und gerade bei Naptime ist der Riff zum Weinen schön, und Andrew Mangolds reife Stimme ist voll Wehmut.

In ihren Low-Fi-Videos präsentieren sich die Protagonisten gern als ang’soffene, gelangweilte Wiener Alternativmusiker aus dem Rhizchelseavenster99grundsteingassensoziotop, die teilweise zum Spaß ein bisschen rangeln, aber eher umkippen als jemandem allen Ernstes eine aufzulegen. Bierschaumgebremster Punk, aber auch das ist eine Pose. Die Gitarre wird natürlich zerbrochen, aber auch eher aus Langeweile und Ironie denn aus Wut. Sie wirken generell müde und antriebslos. In ihrem neuesten Video, „Waiting for Sunday to End“ beobachten wir sie beim Zeittotschlagen, schauen ihnen zu, wie sie in Abbruchhäuser einsteigen, radeln, in der Wiese liegen, oder sinnlos mit den Öffis rumfahren. Der anfangs recht zielstrebig-treibende Song wird immer weiter ausgewalzt, zieht sich und mündet in eine Postrockgitarrenkaskade.

Berufskleidung sind nicht einzigartig, aber sie haben was. Sie sind eine dieser frischen Wiener Bands, die (noch) nicht von der Musikindustrie gefressen worden sind, die einfach Musik machen weil sie nicht anders können und ohnehin nicht erwarten (dürfen), jemals davon zu leben. Und wie Gregor Tischberger von Kreisky treffend bemerkte, sind das gute Voraussetzungen für kreative Kompromisslosigkeit.

Berufskleidung ist inspiriert von der Hamburger Schule und Protopunk der 60er Jahre, angereichert mit Noise und Postrock-Elementen, mit einer ordentlichen Ladung Scheiß-drauf-Attitüde und keiner Angst vor politischer Unkorrektheit mit lauten Dissonanzen und sarkastischen Texten.
(Eigendefinition)

Trackliste

  1. Naptime
  2. Hipsters For Merkel
  3. Loud Is Not Allowed
  4. Scheiß Drauf
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