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Vitreum ist bereits die zweite Veröffentlichung des Duos Keluar, bestehend aus Zoe Zanias (aka Alison Lewis, vormals Linea Aspera) und Sid Lamar (aka Jonas Förster, vormals Schwefelgelb).

Wer (wie der Rezensent) nach wie vor sehr traurig darüber ist, dass es Linea Aspera nicht mehr gibt, und daher jedes Release seit dem Split kritisch beäugt und mit der früheren Inkarnation der Sängerin vergleicht, wird hier natürlich Alison's Stimme als dominantes Element sehr schätzen.

Aber insgesamt entfernt sich Keluar deutlich von früheren, leichtgängigeren Stücken, mehr noch als das letztjährige Minialbum "Ennoea" betritt "Vitreum" experimentellere bzw. steinigere Wege, musikalisch gesehen sind es Beats und Basslinien, die teils eher nach EBM als nach Minimal / Synth Wave klingen (beispielsweise beim Opener, dem titelgebenden Stück "Vitreum"), während etwa "Surface" noch eine stärkere 80er-Tendenz aufweist.

Mit "Rupture" zeigt sich Keluar dann von der experimentellen Seite - natürlich bleibt alles rhythmisch und melodisch gehalten, aber nicht mehr konsequent auf tanzbar getrimmt. Effekte und industrielle Sounds werden stärker, und die allgemeine Atmosphäre wirkt bedrohlicher und kälter - ähnlich dem Stück "Rivers" von der letzten EP.... wenn man die beiden vergleicht, für meinen Geschmack ein bißchen zu sehr ähnlich; trotzdem ein sehr gutes Stück.

Ruhiger wird es dann wieder in "Coralline", das musikalisch minimalistisch gehalten ist, und von Zoe Zanias' Vocals getragen wird. Ein sehr schönes Stück, selbst wenn es das Gefühl erweckt, man hätte diese Gesangslinie schon einmal gehört.

"Eremus" ist wieder härter, die schrägen EBM-Basslines harmonieren exzellent mit dem durchgängigen Beat, es darf getanzt werden.

Das letzte Stück, "Threads" - meiner Meinung nach das beste, oder sagen wir das eindrucksvollste Stück auf der EP - lockt mit Abwechslung in krachigen Intermezzos, eines der wenigen Stücke, wo sich auch instrumentalen Teilen gewidmet wird, während sonst eher die Vocals getragen werden.

Fazit: Ja, klar, eine sehr schöne und empfehlenswerte EP, keine Frage - auch wenn nach meinem Gefühl die musikalischen Ideen ein wenig dünner gesät sind als beim Vorgänger, und die zwar grandiosen, aber auf Dauer etwas aufdringlichen Vocals melodisch einen hohen Wiedererkennungswert haben. Ich bin gespannt auf die nächsten Veröffentlichungen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

p.s. NICHTS wird jemals Linea Aspera das Wasser reichen können. Keine Keluar, keine Phosphor, auch keine Minuit Machine - ich verstehe nicht, warum sie es trotzdem immer wieder separat probieren. Wer Kunst nicht von Privatem trennen kann, hat meiner Meinung nach beides nicht verstanden, und daran sollte man arbeiten. Man kann ja bitteschön gerne draufkommen, dass man persönlich nicht so toll harmoniert, aber deshalb ein so geniales musikalisches Projekt sterben lassen? Nein nein nein nein. So nicht. Ich bin dagegen.

Trackliste

  1. Vitreum
  2. Surface
  3. Rupture
  4. Coralline
  5. Eremus
  6. Threads
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