cover front

Das Duo Roma Amor ist ja schon länger ein kleiner Geheimtipp, der die Welt des dunklen Folks und Chansons um eine liebenswert verspielte Note eines oft gar nicht so dunklen Dark Cabarets bereichert. Die charismatische Stimme Euskis changiert, zur in bester Hafenkneipenmanier und bewusst schlicht gehaltenen instrumentalen Begleitung Michele Candelas, zwischen dem Italienischen und Französischen, durchläuft emotionale Höhen und Tiefen. Eine Mischung aus Marc Almond, Lhasa de Sela und dem rauen Charme irgendeiner verschlafenen italienischen Provinz. Ihre gerade erst vierte Veröffentlichung erscheint nun als 10‘‘-Single auf Hau Ruck SPQR.

Auf dieser wird - das kann man schon nach den ersten Takten erahnen - Neues probiert. Euski hat zum Englischen gewechselt, und eingängige bis verquere Synthesizer-Sphären (mitverantwortlich dafür ist Teatro Satanico-Mann Devis Granziera) vermengen sich mit der Songarchitektur der Vorgängeralben. Von deren Instrumentierung sind nur noch Gitarre und Akkordeon über, dafür gibt es nun aber Beatlines und elektronische Rhythmusstreusel. Aus dem Torch Song ist ein leicht avantgardistisch angehauchter Torch Pop geworden.

Was beim ersten Track gleich schon mal in eine symphonisch leidenschaftliche Rockmelodie hineinführt. Und beim zweiten in ein heruntergebremstes Cover von David Bowies „I’m Deranged“, das Kurt Weill über einen düsteren Lynch’schen Highway irren lässt. „Difference“ ist in Punkto Stiländerung der vielleicht interessanteste Song, beginnt mit kaltem Pulsieren, schlägt ins leidenschaftlich Desperate über - heißer Cold Pop mit einer finalen Phase sehnsüchtigem Spaghetti-Western, wenn man so will. Oder dann wären da noch der sich wiegende Refrain und die naiv schöne Melodieführung von „Love To Say Goodbye For“. Und der Titeltrack „17.3“ als ein stimmiges Stück Futuro-Chanson.

Insgesamt eine spannende und wohl richtungsweisende Synthese, die hier vorgelegt wird, wobei es, sollte nur noch dieser Pfad begangen werden, um die alten, „puren“, Rosa Amor doch sehr schade wäre. Ein zukünftiges Wechselspiel aller bisher gezeigten Facetten, auch hinsichtlich der Schönheit des Italienischen (zumindest für unsere sich nach Exotischem sehnenden nichtitalienischen Ohren), wäre wohl das Reizvollste. Vielleicht gibt es ja eine erste Antwort darauf schon am 8.12., wenn in der Wiener Xi-Bar live aufgespielt wird. Ein kleiner Pflichttermin.

Trackliste

  1. 17.3
  2. I'm Deranged
  3. Scared
  4. Love To Say Goodbye For
  5. The Difference
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