Nach mittlerweile 7 Jahren ohne neues Material und einer Reihe von vier Alben mit Reinterpretationen ihrer bisherigen Lieder meldet sich Suzanne Vega mit einem neuen Werk zurück. Tales From the Realm of the Queen of Pentacles ist eine mit Spannung erwartete Angelegenheit, auf welcher Vega zehn neue Songs präsentiert. Auch bei diesem, ihrem achten Studiowerk bleibt sie ihrer Tradition relativ kurzer Werke treu – die Scheibe kommt auf etwas mehr als 35 Minuten Dauer. Das Album erscheint – wie die Akustikalben – auf Vegas eigenem Label Amanuensis Productions.
Ein weiteres Prinzip ihres Schaffens war immer die enge Mitarbeit mit diversen Musikern, die öfters auch als Produzenten von Vegas Platten fungierten. In den Achtzigern waren es Anton Sanko, Steve Adabbo und Lenny Kaye. Die zwei Alben aus den frühen Neunzigern – die Experimentalphase Vegas – wurden von ihrem damaligen Ehemann Mitchell Froom produziert und mitgestaltet. Ab 2001 und Songs in Red and Gray spielt Multiinstrumentalist und langjähriger David-Bowie-Mitarbeiter Gerry Leonard eine immer größere Rolle in ihrem Schaffen. Auf der aktuellen Scheibe ist er Produzent und Koautor etlicher Titel. In seinem Blog beschreibt er den Arbeitsprozess mit Vega und erzählt auch, welche Songs wie viel Zeit abverlangt hatten. So meint er, dass eines der schnelleren Stücke „I Never Wear White“ fast in einem Tag entstanden ist, während andere wesentlich länger brauchten.
Stilistisch merkt man, dass Suzanne Vega die letzten Jahre mit akustischen Versionen ihrer älteren Lieder verbracht hatte; waren ihre letzten zwei Studioplatten sehr bossa-nova-lastig (Lieder wie „Thin Man“, „Pornographer’s Dream“, „Tombstone“…), so findet man hier eine verloren geglaubte Atmosphäre früher Alben wieder. Die Songs hören sich rauer an, die Arrangements sind zumeist simpler und die Gitarre ist wieder im Vordergrund. Die Riffe beim vorhin erwähnten „I Never Wear White“ sind schnell und effektiv, das Lied kommt mit wenigen Instrumenten aus. Die erste Singleauskoppelung „Fool’s Complaint“ ist eine klassische Suzanne-Vega-Single mit griffigem Rhythmus und doppelbödigem Text, der sich bestens ins Albumkonzept einfügt – diesmal geht es um Tarotkarten, ein beliebtes, immer wiederkehrendes Motiv bei Vega. Waren die Symbole bislang vereinzelt zu finden (das Artwork der dritten Platte „Days of Open Hand“ zeigt etwa Suzanne als Tarotkartenfigur in Bildern von Geoff Kern; zehn Jahre und drei Alben später bringt sie mit „Solitaire“ ein sehr gelungenes Lied über Kartenspiele), ist Tales… komplett von der Tarot-Bildsprache dominiert. Das Booklet präsentiert Vega mit Zylinder und im schwarzen Anzug inmitten mystisch anmutender Ornamente, fast alle Lieder drehen sich um Tarot-Themen. Angesprochen auf das Konzept, meint Vega auf ihrer Homepage, dass dieses Album ein Gegenstück zu etwa Solitude Standing ist, welches von Einsamkeit sprach. Tales From the Realm of the Queen of Pentacles hingegen befasst sich mit menschlichen Interaktionen und Zusammenkünften.
Alles in allem ist dieses Album ein sehr gelungenes Comeback der Sängerin. Ein Anspieltipp ist jedenfalls das mehrmals erwähnte „I Never Wear White“; „Jacob and the Angel“ und „Song of the Stoic“ sind weitere Highlights.
Suzanne Vega besucht Wien am Sonntag, 23.2.2014. Das Konzert im WUK beginnt um 20 h.
Trackliste
- Crack In The Wall
- Fool's Complaint
- I Never Wear White
- Portrait Of The Knight Of Wands
- Don't Uncork What You Can't Contain
- Jacob And The Angel
- Silver Bridge
- Song Of The Stoic
- Laying On Of Hands / Stoic 2
- Horizon (There Is A Road)
Kommentare