cover front

Thorofon ist das Projekt von Anton Knilpert, bzw. Dan Courtman und Isabelle Wörner, äh, Geneviéve Pasquier, die auch The Musick Wreckers und Kommando sind/waren/gewesen sein werden.

Eigentlich 2005 für tot erklärt, hat sich das Projekt Thorofon 2010 wiederbelebt und auch schon einige Konzerte gespielt (wie auch in Wien, jaja und jetzt nicht jammern, falls du keiner der 20 Anwesenden warst, es war lang und groß angekündigt) und über die viele, sehr viele Menschen recht froh sind. Immerhin gibt es heutzutage kaum ja noch Industrial-Bands, die derart kompromisslos produzieren.

Trotzdem stellt Exkarnation schon einen Schritt in eine etwas gefälligere Richtung dar, im direkten Vergleich mit früheren Alben wie etwa Final Movement oder Maximum Punishment Solutions ist das neue Album mit den herausstechendsten Tracks auf jeden Fall eingängiger und weniger an extreme Acts wie etwa SPK oder Esplendor Geometrico angelehnt. Für Kenner: Exkarnation ist, kurzgefasst, wohl eher mehr "Gigamesh" als "Stunde Null" oder "UHF Disco".
Vielleicht haben sich Thorofon damit auch bewußt von den Vorbildern emanzipiert? Die ausgebaute Eigenständigkeit ist jedenfalls Gold wert.

Wobei, gerade der Vergleich mit SPK hinkt natürlich massiv, ist doch mit "Flesh And Steel" eine Coverversion am Start, die das Original gleich einmal ordentlich in den Schatten stellt - von SPK's Pop-Versuch-Album "Machine Age Voodoo" aus 1985, das seinerzeit unter SPK-Fans für reichlich Unverständnis sorgte.

Aber fangen wir doch am Anfang an - "Controlled Chaos" ist ein geniales Einstiegsstück, der Sound wirkt wesentlich ausgefeilter und "cleaner" als bei früheren Stücken, der massiv bohrende, leicht alternierende Bass erinnert ein wenig an Haus Arafna, glücklicherweise aber nur ganz kurz - bestimmte Sounds sind ja da schon recht ausgereizt.
Verzerrte, durch Hall und Delay gejagte Schreie, Samples und ein noisiges Hintergrundwabern führt uns ein in eines der besten Alben des Jahres 2011.

Dann oben erwähntes "Flesh And Steel" - ein Track, der in den nächsten Jahren ganz sicher auf diversen Tanzflächen für Freude sorgen wird.
Es folgt ein minimalistischer geratenes "Skinmelt", das sehr von Isabelle's Stimme profitiert, die sich im Background betätigt - ebenfalls ein fantastisches Stück.

Verfremdete Vocals erzählen uns vom "Dead Face", sehr intensiv und unruhig, bevor es dann mit "Blacklight" nach anfänglicher Distortion-Orgie wieder flotter wird. Ein weiteres Highlight.

"Embalmed" ist dann ein hervorragendes Intermezzo, mit sehr vielen Soundspielereien, bombastisch und detailreich, Französische Sprachsamples flüstern verhalten, und eine gewisse Spannung baut sich auf - und dann prügelt auch schon "Blacksouls" auf den Hörer ein, ein weiterer Tanzflächenkandidat, wenn auch mit ohrenbetäubend kreischenden Sounds, aber dem Track kann man sich nicht entziehen, großartig!

Der Titeltrack ist dann wesentlich reduzierter, wieder minimalistischer - mit "Flamethrower" gehts dann wieder eine Stufe schneller und schräger weiter, und es wird wieder heftig geschrien, sehr schön. "Anonymous" ist dann der gleichnamigen (haha) Aktivistengruppe gewidmet, die Anonymous-Ansprache gesamplet und noisig hinterlegt, klingt eigentlich auch sehr fein, hätte aber nicht unbedingt sein müssen, finde ich.

Das Schlußstück, "Dust", ist dann wieder wesentlich brutaler, bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Vocals über zerbrochene Beats, ein würdiger Abschluß für ein außergewöhnliches Album.

Fazit: Ein Muss für alle, ohne Ausnahme.

Trackliste

  1. Controlled Chaos
  2. Flesh And Steel
  3. Skinmelt
  4. Dead Face
  5. Blacklight
  6. Embalmed
  7. Blacksouls
  8. Exkarnation
  9. Flamethrower
  10. Anonymous
  11. Dust
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