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"Bonjour Tristesse" verhandelt, wie der Titel schon andeutet, eher die post-euphorische Gefühls- und Gedankenwelt: Trauer, Langeweile, den Wunsch nach Geschlechtsumwandlung. Weil bei Squishy Squid aus Wien aber nichts nach Schema verläuft, braucht man sich dazu gar nicht erst Streicher, Moll und Grabesstimmung erwarten.

Vielmehr liefern die Kopffüßer all das mit einer gehörigen Portion NDW-affinem Synthpunk ab. Sängerin Susanne (Nancy Darling) spricht in einem Interview von Ideals "Erschießen" als einem adäquaten gegenüber zum Titellied "Bonjour Tristesse", und auch in anderen Zusammenhängen gedenkt man zufrieden der guten alten "Welle". Nach Schreiattacken wie in "Langeweile" könnte man sogar behaupten, Squishy Squid seien aus großen Teich gekrochen, um die einzig legitime Nachfolge der Viele Bunte Autos anzutreten.

Abgesehen von derartigen Querverbindungen, die sich schließlich gar bishin zu Rocky Horror Picture Show, Velvet Underground und David Lynch ziehen ließen, beweist die Band mit dem Debütalbum (und ihren Auftritten) eine Originalität, die für sich selbst steht. Die von zwei Bassgitarren (eine davon auch bei Strange Dolls Cult daheim), fetzigen Synths und Drums erzeugte Energie treibt Höhepunkte nur so vor sich her und transportiert die eingängig/subtilen Textpassagen auf schnellstem Wege ins Hörerhirn. Kontexte werden angestoßen und verschoben, Brüche inhaltlich wie melodisch angezielt und aufgehoben. Dabei behalten Squishy Squid ihre ganz eigene Balance zwischen Kopf und Füßen, sind nie intellektueller Diskurspunk, ohne Glitterpop zu sein, und umgekehrt. Durchaus riskant wählen sie damit den oft undankbaren Platz zwischen den Stühlen. "Still don't know which sex or gender / still don't know which dress to wear" ("Born to be"). 

Dafür wirkt "Bonjour Tristesse" umso konsequenter und überzeugter. Squishy Squid setzen die unbeugsame Idee vom Do It Yourself um, gestalten Musik, Artwork, Liveauftritte und Drumherum ganz nach ihren Vorstellungen. Damit bereichern sie (nicht nur) die heimische Musiklandschaft und treten vehement "gegen die Langeweile einer gesicherten Existenz" ("Langeweile") an.

Squishy Squid haben mit Hits wie "Bonjour Tristesse" und "No more Lovesongs" schon hiesige Radiostationen und die Tanzflächen im internationalen Untergrund (Drop Dead Festival, Gothic Pogo Leipzig) erreicht. Höchste Zeit, "Bonjour Tristesse" auch daheim im CD-Regal ankommen zu lassen.

Trackliste

  1. Velvet Morning
  2. Chick Song
  3. Être là
  4. Teenage Dead Babies
  5. I do not belong to you
  6. Elektroboot
  7. Anorexia
  8. Beat
  9. Born to be
  10. Bonjour Tristesse
  11. Postcoital Melancholy
  12. No more Lovesongs
  13. Langeweile
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