
Veil Veil Vanish sind eine Post Punk/Shoegaze/Noisepop-Band aus San Francisco, die in dem nach wie vor sehr kräftigen Sog von Bands wie A Place To Bury Strangers, Blacklist, The Exploding Boy zu Ehren kommen.
Bereits 2010 erschien "Change In The Neon Light" - nach zwei E.P.'s das Debüt-Album der fünfköpfigen Band, die 2006 aus dem Vorprojekt "Astral" hervorgingen, die ihrerseits auch schon für kräftiges Feedback gesorgt haben, in beiderlei Wortsinn.
Es bedarf einiger Überwindung, den Gesang von Keven Tecon abseits der massiven Ähnlichkeit zu The Cure's Robert Smith wahrzunehmen, phasenweise ist es wirklich kaum auszuhalten. Und doch, nach einigem Einhören, mit viel Selbstüberwindung geht es dann irgendwie.
Da nicht nur Stimme, sondern auch Singweise an vielen Stellen wirklich sehr stark an Smith erinnert, bleibt es wohl an der Musik hängen, Eigenständigkeit zu beweisen...
... und das tut sie zumindest einmal beim Opener: Namensgebend für das Album und gleich einmal die Antithese zum Gesamteindruck - sehr schöne Melodien, klassisch shoegazend, wenn auch nicht in der selben Intensität wie etwa bei A Place To Bury Strangers. Wenn man von "Noise Pop" sprechen möchte, liegt der Fokus hier eher auf "Pop", wenn auch sicher nicht unbedingt im schlechtesten Sinn. Hier zumindest ist der Smith-Faktor sehr gering.
"Anthem For A Doomed Youth" (siehe YouTube-Video unten) ist definitiv ein Highlight auf dem Album, ein treibender Rhythmus mit zuckersüßen Gitarrenmelodien, ein dezent knarzender Bass im Hintergrund, und hinreißender Gesang - wäre da nicht die Tatsache, dass man Robert Smith vor dem geistigen Auge hat... aber bitte, das Phänomen gibts ja ähnlich auch bei den Myriaden an Joy Division - beeinflussten Bands wie etwa O.Children.
Sehr flott gehts dann weiter, teils ein wenig schaumgebremst wie bei "Exile City", bevor "Modern Lust" dann losrattert, auch eines der wirklich feinen Stücke auf dem Album.
"Pharmaceutical Party Platform" fällt nicht weiter auf, weder besonders positiv noch irgendwie negativ. Es plätschert dahin - nett halt... genau so wie "This Is Violet" und "Detachment".
"The Wilderness" ist dann ein sehr guter Ausreisser, relativ ruhig anfangs, steigert es sich dann doch noch zum besten - vor allem eigenständigsten - Song des Albums, meiner Meinung nach, fast schon New Wave-mäßig rollt das Stück dahin, sehr fein!
Beim besten Willen - über das ganze Album hinweg schafft man es dann doch nicht, nicht immer wieder an struppelige Haare und tänzelnde Füße in ungeschnürten Sportschuhen zu denken.
Die beiden Bonus-Tracks, "What Will You Say Tonight" und "Into A New Mausoleum" sind vom ersten Mini-Album, das Veil Veil Vanish bereits 2007 im Eigenvertrieb veröffentlichten.
Überraschenderweise klingen die beiden Songs um einiges besser als das ganze Album, ein wenig mehr Schrägheit beim ersten, flächige Synthies beim anderen (naja, "Funeral Party" lässt grüßen).
Fazit: Ein aus zwei Gründen leider nur mittelmäßiges Album - erstens fehlt die Emanzipation von den übergroßen Vorbildern, andererseits fehlt es auch ein wenig an Ecken und Kanten, und obwohl es ein paar recht gute Tracks gibt, darf der geneigte Hörer entweder kein einziges The Cure - Stück kennen oder The Cure nicht mögen... vielleicht gehts auch anders, aber ich bin einfach selbst ein viel zu großer Cure-Fan, als dass ich über die Ähnlichkeit hinwegsehen könnte.
Trackliste
- Change In The Neon Light
- Anthem For A Doomed Youth
- Exile City
- Modern Lust
- Pharmaceutical Party Platform
- Secondhand Delight
- This Is Violet
- Detachment
- The Wilderness
- What Will You Say Tonight [*]
- Into A New Mausoleum [*]
Kommentare
So, jetzt geb ich auch noch meinen Senf ab: nachdem ich das Album im Urlaub gründlich konsumiert hab, bin ich der Meinung, dass die ersten 4/ 5 Nummern eine mörder ep abgegeben hätten.....
Das trifft aber irgendwie schon recht lange auf viele Veröffentlichungen zu - bild ich mir jedenfalls ein.
Wurscht, schönes Dings.
kenne vvv schon ein wenig länger und habe mir ihre sachen auch gekauft. mir gefallen sie ganz gut, auch wenn die stimme sehr nach robert smith klingt ... was soll's. so gut wie niemand hat in den letzten jahren das rad neu erfunden und bands wie o.children gefallen mir z.b. überhaupt nicht. da ist vvv schon mal eine positive ausnahme. guter sound, gute stimme (no na *g*) und die texte bzw. die ausdrucksform kommt nicht peinlich rüber (so auf die art "wir sind ja sooo gruftig und sooo tieftraurig"). wenn der bertl ein nebenprojekt laufen hätte, dann würde es in der heutigen zeit wahrscheinlich so klingen - behaupt ich mal. deshalb 4 sternchen (wenn man überlegt wieviel schrott man sonst zu hören bekommt).