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Eine Portion Nine Inch Nails für die New-Rave-DJ(ane)s da draußen? Ganz so „schlimm“ ist es dann trotz Remixes wie „Capital G“ von Epworth Phones um „Y34RZ3R0R3M1X3D“ (Year Zero Remixed) nicht bestellt. Schließlich hat „halo 25“ auch mit Kollaborateuren zu prahlen, deren Namen durchaus für Qualität bürgen: Fennesz, New Order, Ladytron, The Knife, Kronos Quartet. Mit deren Hilfe erfährt der ein oder andere Durchschnittsong des Durschnittsalbums „Year Zero“ in der Neuinterpretation auch tatsächlich eine Aufwertung.

Saul Williams, derzeitiges Lieblingskind Reznors, darf gleich zwei Tracks beisteuern – er bringt sich rappenderweise ins aggressiv-preschende „Guns By Computer“ ein, während er Reznors „Survivalism“ mit einem schleppenden Handclap-Takt unterlegt. „The Great Destroyer“ wurde von Modwheelmood zu schwebenden Indieballade mit Lagerfeuergitarre „verniedlicht“, Ladytron nehmen „The Beginning Of The End“ die rotierende Hintergrundsirene und flüstern recht einfallslos im Text mit – und retten ihr Ansehen allein durch die Tatsache, dass sie in den letzten Wehen des Songs die gute alte „The Fragile“ zitieren. Bill Laswell lässt in seinem „Vessel“ seine Liebe zum Bass deutlich dröhnen, Hoffnungsträger The Faint enttäuschen mit einem nervösen Remix von „Meet Your Master“. Stephen Morris und Gillian Gilbert (New Order) fahren wenigstens noch zum Teil altes Synthetisierungswerkzeug auf und halten den Grundbeat auf weniger als 2 Schläge die Sekunde, um „God Given“ ihren eigenen Anstrich zu geben, können die Grundstruktur des Songs dadurch aber nicht wesentlich bereichern. Das Zusammentreffen von Olof Dreijer (The Knife) und den Nägeln klingt leider auch unspektakulärer, als man sich erhoffen würde, und hätte dabei gar 14 Minuten Zeit, ein schönes Zwitterkind in die Gehörgänge zu pflanzen – jedoch fehlt hier die unverkennbare Stimme der Schwester Karin Dreijer Andersson merklich.

Doch kaum will man mit einem vernichtenden Urteil abschließen, rettet unerwartet der zu erwartende Höhepunkt: Kronos Quartet und Enrique Gonzalez Muller gemahnen an das noch immer lebendige - man möchte verklärend behaupten „ewig künstlerische“ - Potential der Nails. Und zwar, indem sie sich des schon grundlegend schönen Instrumentalstücks „Another Version Of The Truth“ annehmen. Besser als alle „String Quartet Tributes“ der Popwelt zusammengenommen!

Milde gestimmt werden wir mit zwei milden Remixes hinauskomplimentiert: Christian Fennesz legt seine Stromfinger an „In This Twilight“, wird uns aber zurecht eher aufgrund ergiebigerer Kollaborationen wie der mit David Sylvian im Gedächtnis bleiben - so wie auch Morris und Gilbert ihrer eigenen Legende mit dem „Zero-Sum“-Remix nichts mehr hinzuzufügen wissen.

Spätestens mit halo 25 ist also einzusehen: das Aktionsfeld der Nine Inch Nails hat sich vom Konzeptalbum zum Marketingkonzept verringert, und auch naturgemäß experimentierfreudigere Begegnungen wie Remix-Alben bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Jedoch: NIN sind immerhin noch Pop mit Konzept.

Trackliste

  1. Guns By Computer (Saul Williams)
  2. The Great Destroyer (Modwheelmood)
  3. My Violent Heart (Pirate Robot Midget)
  4. The Beginning Of The End (Ladytron)
  5. Survivalism (Saul Williams)
  6. Capital G (Epworth Phones)
  7. Vessel (Bill Lasswell)
  8. The Warning (Stefan Goodchild feat. Doudou N'Diaye Rose)
  9. Meet Your Master (The Faint)
  10. God Given (Stephen Morris and Gillian Gilbert)
  11. Me, I'm Not (Olof Dreijer)
  12. Another Version of the Truth ( Kronos Quartet and Enrique Gonzalez Müller)
  13. In This Twilight (Fennesz)
  14. Zero-Sum (Stephen Morris and Gillian Gilbert)
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