cover front

Was für eine Neuentdeckung! Nur mühsam kann ich meine Begeisterung für dieses Trio aus Brighton / UK verbergen. Esben and the Witch ins derzeit total angesagte Witch House Genre zu verfrachten gelingt nur bedingt. Wenn es neben Zola Jesus eine Band aus dem weiten Umfeld dieses Stils gibt, die das Zeug hat eine größere Hörerschaft anzusprechen, dann die nach einem dänischen Märchen benannten Newcomer. Klar jetzt gibt es sicher Leute die sagen, die sind ja gar nicht Witch House, but who cares. Witch House noch am ehesten als alles andere.

Das wirklich Interessante an dieser nebulösen Musik ist der Raum der freigelassen wird, also das, was nicht passiert. Die Musik atmet, die Hallfahne weht über die Vocals wie die weiße Frau durch ein verwunschenes Haus. Das ist, sagen wir’s wie es ist, Gothic im wahrsten Sinn des Wortes.

Natürlich haben die 3 keine auftoupierten Haare oder tragen Grufti Make Up. Das sichert ihnen allerdings kein Publikum, das Ahnung von Cocteau Twins oder Siouxsie and the Banshees hat, aber dafür einen Platz im Indie Radio und diversen „alternativen“ Magazinen. Gerade stimmlich finden sich kleine Parallelen zu Siouxsie, und das meine ich durchaus positiv. Überhaupt scheint es zurzeit kaum eine neue Band mit weiblicher Stimme zu geben die nicht zumindest eine Platte von Frau Sioux zu Hause hat. Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten dass jene Bands die den ursprünglichen Gothic Sound weiterführen, nicht mehr in dieser Szene zu finden sind. Das macht nachdenklich…

Aber zurück zu Esben & the Witch. Die musikalische Ausdrucksform ist durchaus elektronisch, schwebende Synth Sounds treffen auf filigrane Gitarren die, wenn sie mal ausbrechen, sich in Delay und Hall-Effekte verlieren. Überhaupt, Effekte werden hier wie Instrumente eingesetzt. Produktion wird hier durchaus als gleichbedeutend zum Song begriffen. Darüber oder auch darunter die teilweise sehr geisterhaft wirkende Stimme, dazu Drum-Loops, die Beats teilweise eher andeuten als ausführen. Konsequent verweigert man sich dem gängigen Strophe/Refrain  Format, ja manche Tracks könnte man auch als „poppigen“ Dark Ambient bezeichnen. Der Opener „Argyria“ nimmt sich alle Zeit der Welt und Zeit ist es auch was man braucht um diese Musik wirklich zu begreifen, Zeit zum Atmen nehmen sich nicht nur die Songs, das wird auch vom Hörer verlangt.

Thematisch beschäftigen sich die Songs mit so erfreulichen Dingen wie Selbstmord, Krankheiten und der griechischen Rachegöttin. Auch Gewalt scheint ein wiederkehrendes Thema zu sein, Titel wie „Warpath“ oder „Marching Song“ sprechen für sich. Überhaupt Gewalt! In ihrer Kompromisslosigkeit und brutalen aber sehr unterschwelligen kriechenden  Kälte sind Esben & the Witch teilweise gewalttätiger als alle Corps Paint bemalten Möchtegern Black Metal Finsterlinge zusammen.

Anspieltipps: “Warpath”, “Marching Song”, “Argyria”

Ein ausführliches Interview folgt in Kürze!

Trackliste

  1. Argyria
  2. Marching Song
  3. Marine Fields Glow
  4. Light Streams
  5. Hexagons IV
  6. Chorea
  7. Warpath
  8. Battlecry/Mimicry
  9. Eumenides
  10. Swans
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