
Nach sagenhaft langer Zeit, nämlich 17 Jahren, veröffentlichen Absolute Body Control mit "Shattered Illusion" ein Album mit neuem Material.
Neben seinen vielen anderen Projekten hat Dirk Ivens offenbar wieder Lust gehabt, minimalen EBM zu machen. Wer also analoge Synthiesounds mag, aber keinen Bombast und unnötiges Beiwerk, und schon die frühen ABC-Stücke gemocht hat, ist hier sehr gut aufgehoben, denn ABC schliessen nahtlos an ihre Frühzeit an.
Mit einlullendem Bass-Synth-Wabern geht es los, "What took you so long?" ist eine berechtigte Frage der Band an sich selbst, und ein wirklich gelungenes und notwendiges Intro, denn man muss sich erst (wieder) in den ABC-Sound einhören - trotz des derzeitigen Minimal/Cold Wave Revivals findet sich die Band abermals in einer eigenen Nische wieder, was wohl an der ganz eigenen Klangästhetik liegt.
Mit "Sorrow" folgt dann der erste Kracher, in traditioneller Manier dargebracht, mit Dirk Ivens' unverkennbaren Vocals und angenehm entstaubter, niemals "alt" klingender Instrumentierung, wie auch beim darauffolgenden "Surrender No Resistance" - analoger Charme, kühl und unprätentiös.
Ein wenig verspielter dann "Eins Zwei Drei Vier", in dessen Titel sich auch der gesamte Liedtext verbirgt. DAF und Kraftwerk lassen grüßen.
"Never Seen" ist dann wieder so ein großartiges Stück, tanzbar und aufs Notwendige reduziert - bereits bekannt von der vorab erschienenen EP gleichen Namens, hier in neuer Version.
Bei "Stardust Fever" knarzt der Analogsynthie eine Bassline, und Dirk Ivens haucht uns in Suicide-Manier ein schön schlüpfriges "tonight, tonight" entgegen, sehr sexy!
Nach einem kurzen Intermezzo ("Any Second Now") knallt uns mit dem Titelstück wieder ein ABC-typisches Stück entgegen, das letzte der neuen Stücke auf dem Album.
Mit "Into The Light" findet sich dann noch ein weiteres bereits veröffentlichtes Stücke, in alternativer Version - ersteres kennt man von der "Never Seen"-EP bzw. vom ersten "Darkness Before Dawn"-Sampler, die "Album Version" hier ist flotter, roher und ein wenig kratziger, wenn man das so sagen kann.
Das letzte Stück, gleichzeitig auch längstes am Album, "Talking To The Men", ist meiner Meinung nach das beste - fast schon Mantra wegen der immerwiederkehrenden Textzeile "Talking to the men, talking to the wall", hypnotisch und mitreißend.
Fazit: Ein sehr gutes Album, das auch wieder Lust auf die alten ABC-Sachen macht. Ein wenig Zeit benötigt es, um sich zurechtzufinden - in meinem Fall fünf bis sechs Mal hören, aber dann erschließt sich einem die simple, schlichte Schönheit des Albums. Hits wie "Figures" oder "Is There An Exit?" bleiben unerreicht, aber da fehlt nicht viel.
Schwerstens empfohlen!
Trackliste
- What Took You So Long?
- Sorrow
- Surrender No Resistance
- Eins Zwei Drei Vier
- Never Seen
- Stardust Fever
- Any Second Now
- Shattered Illusion
- Into The Light - Album Version
- Talking To The Men
Kommentare
ja, paul, danke. vol 1 natürilch :-)
Ich mag das Album, gefällt mir gut!
Aber: auf meinem DBD 2 - Sampler find ich auch bei genauem Suchen nix von ABC.-)
vielleicht brauch ich ja noch, aber find's ein bissi sehr retro....
@noe, ja, da hab ich mich anfangs wirklich getäuscht!
"Ein wenig Zeit benötigt es, um sich zurechtzufinden - in meinem Fall fünf bis sechs Mal hören" ... ah eh! und ich wollte mich schon wundern, wieso du aufeinmal so ein gute Rezension darüber ablegst ;)
4/5 Punkte von mir - das Album hat mich doch positiv überrascht und schließt in der Tat nahtlos an frühere Werke an.