"Glennascaul" wurde ursprünglich 1985 auf Sterile Records, dem Label von Nocturnal Emissions - Mastermind Nigel Ayers, veröffentlicht, und brachte einen Paradigmenwechsel für Konstruktivists bzw. deren zu dem Zeitpunkt einzigen Protagonisten, Glenn Wallis.
Weg vom rein Experimentellen, hin zu rhythmusbasierten Songs, die durchaus auch einmal tanzbar sein können.
Dem heimischen Label Klanggalerie haben wir es zu verdanken, dass nach und nach der Konstruktivsts Back Catalogue wiederveröffentlicht wird, und so ist nun Glennascaul in einer limitierten Auflage von 300 Stück erschienen - es gilt also schnell zuzugreifen, denn es ist hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis Konstruktivists (endlich!) zu dem Erfolg kommen, den sie verdienen, und an dem sie seit Jahrzehnten haarscharf vorbeischlittern.
Glennascaul ist da bestes Beispiel - im übrigen ist die genaue Schreibweise der Band auf diesem Album "KonstruktiviST", was recht drollig ist, hieß die Band auf dem Original ja "KonstruktiviTS", was zur vollständigen Verwirrung führt.
Produziert von niemand Geringerem als Chris Carter (Throbbing Gristle, Chris & Cosey, CTI), zeigt es eindeutig ein von ihm geprägtes Klangbild, das in den unverkennbaren Sound und vor allem die unvergleichlichen Vocals von Glenn Wallis eingesponnen wurde...
"No Guitars, no Fairlights" verrät uns das Cover der mit 3 Bonus-Tracks versehenen Neuauflage, und so ist es auch. Gitarren vermisst man ohnehin nicht, und den damals allgegenwärtigen Fairlight Synthesizer wohl auch nicht.
Die erste Hälfte des Albums ist beat-orientiert, Stücke wie das großartige "How You Say", oder eigentlich gleich auch der Opener, "Konstruktivists" (hier übrigens richtig geschrieben), gibt die Gangart vor, die sich durch das ganze Album zieht - mit wenigen Ausnahmen, eingestreute Stücke, die trotzdem nicht ohne Spannungsmomente auskommen, sind die Songs rhythmisch und schnell, und Glenn Wallis vermischt das, was später als EBM durchgehen würde, mit Einflüssen wie Kraftwerk und natürlich Throbbing Gristle, wobei Konstruktivists ja nie extreme Musik gemacht haben, auch hier nicht.
Chris Carter und Glenn Wallis sind/waren ganz offenbar ein sehr gutes Team, wie man ja auch später bei Carter's Nebenprojekt CTI hören konnte.
Herausragende Titel auf Glennascaul sind auf jeden Fall das schon erwähnte "How You Say" (siehe YouTube-Video unten), "Carlou", "Maribel", "White Design I" und das atmosphärische "Half Hearing".
Auf jeden Fall eines der besten Alben von Konstruktivists, und mit "Dark Odyssey" auch eines der eingängigsten.
Trackliste
- Konstruktivists
- Carlou
- Two Hands Held
- How You Say
- Half Hearing
- New York
- Incognito
- Maribel
- White Design II
- Sierra Nevada
- New York (Remix) [*]
- Ikon [*]
- Autumn Park [*]
Kommentare
Konstruktivist ist eigentlich die richtige Schreibweise, auch wenn der Fehler -vits damals eine zeitlange beibehalten wurde. Glenn Wallis verwendet heute selber -vist und -vists und auch mir macht es Spass, mal so, mal so zu schreiben. Verwirrung stiften ist immer gut.