Das Minimal Wave-Label hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aufnahmen aus der "Cassette Culture"-Ära zu restaurieren und herauszubringen - wie vor zwei Jahren gibt es jetzt auch wieder eine Compilation mit einzelnen Tracks verschiedenster Künstler, manche darunter haben auch bereits ein eigenes Release.
Wie auch beim ersten Volume ist auch diesmal viel Verschiedenes zu hören, der Sticker "1980's Underground Techno", der aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, auf dem Zellophan klebt, ist zum Glück nicht als Warnung zu verstehen.
Wie sehr sich die Wahrnehmung von Minimal Wave auch mittlerweile geändert hat, hier blieb man sehr ursprünglich, wobei jegliche Auslegung des Begriffs aber ohnehin akzeptiert werden müsste - immerhin handelt es sich ja auch um das namensgebende Label.
Trotzdem ist die Entwicklung den Ursprüngen schon davongaloppiert, und es braucht einige Anläufe, um sich im Muttergenre zurechtzufinden, aber es wird einem sehr leicht gemacht.
In ausgezeichneter Qualität präsentieren bekanntere und unbekanntere Bands ihre großteils im Schlafzimmer (oder wo halt auch immer, auf jeden Fall nicht im Studio) aufgenommenen Tracks, die sie früher postalisch untereinander ausgetauscht haben.
Aus aller Welt stammen die liebevoll ausgewählten Beiträge, besonders witzig auch die persönliche Vorstellung von Ohama (Track 6): "Hello, my name is Ohama, and I live on a potato farm in western Canada", süß, oder? Das führt so reizend in eine Zeit zurück, in der es nicht selbstverständlich war, dass alle Infos über Leute auf Knopfdruck abrufbar waren.
Die Zusammenstellung zeigt aber auch, dass die von analogen Synthesizern geprägte Musikkultur regional unterschiedliche Ausprägungen erfahren hat.
Meine persönlichen Highlights sind Philippe Laurent, Das Ding, Geneva Jacuzzi, Felix Kubin, In Aeternam Vale - eindeutig die schrägeren Tracks, und für die meisten hier wohl am ehesten noch die Anspieltipps.
Den Ruins-Track "Fire" hingegen finde ich als einzigen fürchterlich, aber insgesamt überzeugt mich diese Compilation noch mehr als der Vorgänger, wenn auch keine Überflieger darauf enthalten sind.
Fazit: Ein weiteres Dokument der wohl niemals endgültig abgearbeiteten frühen Achtziger Jahre-Tapekultur. Insofern auf jeden Fall interessant, vor allem weil es von kompetenter Stelle kommt. Musikalisch recht gefällig, aber im großen und ganzen als eher dokumentarisch wertvolle Compilation zu verstehen.
Hier der Track von Philippe Laurent:
The Minimal Wave Tapes Vol. 2: Philippe Laurent - Distorsion (1984) by Stones Throw Records
Trackliste
- Hard Corps: Dirty
- In Trance 95: Presidente
- Philippe Laurent: Distorsion
- Das Ding: H.S.T.A.
- Subject: What Happened To You?
- Ohama: The Drum
- Geneva Jacuzzi: The Sleep Room
- Antonym: Cinnamon Air
- Ruins: Fire
- Ende Shneafliet: Animals From Outer Space
- Felix Kubin: Japan Japan
- Class Info: Out Of Line
- In Aeternam Vale: Annie
- Aural Indifference: Theme
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