platte ist vergeben-danke der anfragen
und hier noch einen artikel zu dieser platte:
Viele Gerüchte kreisen um diese Platte, eine der monströsesten Eintragungen in den Weiten des an Monstern nicht armen ESP-Katalogs.
Eine der Legenden beschreibt, wie sich Stollman und zwei junge Männer namens Brian Elliot und Austin Grasmere eines Tages im Oktober 1969 am Rande des Riverside Parks in Manhatten trafen. Es sollte über die Veröffentlichung einer Platte der beiden auf ESP gesprochen werden. Glücklicherweise waren weitsichtige Geschichtsschreiber anwesend, um die historisch wichtige, wenn auch kurze Konversation zu protokollieren. "We want to make a record with our Connecticut tribe," sagte Austin Grasmere. "What would be the theme?" fragte Stollman. Ohne zu zögern soll Austin entgegnet haben: "Everything is one!". "Go do it!" war alles, was Stollman darauf antworten konnte.
Seither strengten manche Leute wilde Vermutungen an, ob es sich bei 'Cromagnon' (ESP 2001) nicht um eine frühe Form der Residents handelte, ob diese Platte nicht dafür verantwortlich war, daß die Neubauten ihre ersten Konzerte in Autobahnbrücken gaben (the cave-rock-revival?) und Throbbing Gristle nicht erst von Cromagnon zum musizieren angehalten wurden, während sich Tom 'Siltbreeze' Lax sicher ist, daß es sich hier um "one of the peerless, outsider records of the last twenty years" handelt.
Nach kurzem Frequenzquietschen ist das Leiern einer monumentalen Bläsergruppe zu hören, das jeder Weltraumsaga die Feierlichkeit rauben kann. Was folgt, ist das monotone Stampfen eines dudelsackspielenden Kollosses in den Weiten des schottischen Hochlandes ("Caledonia"), bestialische Kreisch- und Zischlaute unter dem Titel "Ritual Feast Of The Libido", und weitere Feldaufnahmen aus den geheimen Stammeshütten des Connecticut Tribes.
1969, als diese Platte ursprünglich erschien, wird jeder Käufer den ESP-Wahlspruch "You never heard such sounds in your life" unterschrieben haben, und auch heute glaubt man, Musik von solch vorsintflutlicher Primitivität wie das siebenminütige "Organic Sundown" bestenfalls in vergessenen Wandmalereicodes in französischen Höhlensystemen entdecken zu können. Die nachträgliche Umbenennung der ursprünglich titellosen Platte in 'Cave Rock' jedenfalls scheint stilistisch treffend. So ungewohnt selbst für hart geprüfte Gehörgänge klingen Songs wie das vorsintflutartige "Toth, Scribe I", daß zunächst wenig Menschen auffiel, daß die zweite Seite der LP für das CD-Reissue auf 45 statt 33rpm überspielt wurde. Ein Lapsus, den die Vinyl-Neuauflage auf Get Back, die wiederum mit 'Orgasm' den geplanten aber nie verwendeten Titel des Originals aufgreift, dankenswerterweise bereinigt.
Als ich nach langem Suchen zum ersten Mal ein Original dieser Platte in Händen hielt, wollte ich mir lieber nicht vorstellen, in welchem Zustand der Vorbesitzer angefangen hatte, das s/w-Cover mit Filzstiften auszumalen und große Teile des Covers anzuknabbern. (G. Kessler)