"Traurige" Musik empfinde ich in vielerlei Hinsicht einfach als dramaturgisch interessanter als "Happy Happy Joy Joy" Liedchen. Will nicht heißen, dass ich fröhliche Musik nicht mag. Im Gegenteil, wenn sie gut gemacht ist, finde ich sie genauso bewegend. Hier liegt jedoch die Schwierigkeit.
Freude ist meines Erachtens schwieriger authentisch in Szene zu setzen. Im Top 40 Radio laufen Nummern, die von großartigen Liebschaften und tollen Parties schwärmen. So weit, so gut. Was mir persönlich aber beim Hören auffällt, ist, dass das Ganze doch irgendwie 'aufgesetzt' wirkt. Das betrifft natürlich nicht nur vermeintlich "kommerzielle" Musik (was echt keine abwertende Bemerkung sein soll, auch in den Charts gabs im Laufe der Zeit immer wieder bewegende Nummern - Qualität kennt kein Label).
Auch anderswo find ich, ists oft schwer Freude authentisch zu inszenieren. Entweder es wirkt übertrieben, oder so vage und abgelutscht, dass es bei mir einfach auf keine Resonanz stößt. Melancholische Musik hingegen hat meines Erachtens ein größeres Spielfeld. Ich finde es ist einfacher, aus Leid bzw. negativen Emotionen ansprechende Kunst zu machen. Ist ja auch beim Film so - es ist um einiges schwieriger, eine gute Komödie zu produzieren als ein gutes Drama. Vielleicht auch weil Humor noch um einiges spezifischer und individueller ist, als Situationen, die einen bestürzen. Natürlich gibts auch im "melancholischen Spektrum" zu Hauf Interpreten, die zu dick auftragen oder diejenigen, denen ichs nicht aubkaufe. Aber auf einer psycholigischen Ebene empfinde ich traurige Musik in vielerlei Hinsicht als etwas tiefschürfender. Ich kann generell gesehen leichter einen Zugang dazu finden.
Das ist aber jetzt wirklich ziemlich generalisiert und es gibt auch einige Ausnahmen. Ich mag auch gerne meine Shoegaze-Nummern, die lieblich dahindriften und schwammige, seicht-amouröse Texte haben. Und auch Happy-Go-Lucky 70er Glam Rock Nummern hie und da. Dann gibts natürlich noch Musik, die weder in das eine, noch das andere Ende des Spektrums einzuordnen ist. Was ist mit Songs, die Nostalgie evozieren? Ist das inhärent fröhlich oder traurig? Was ist mit Musik, die bewusst im Grauen bleibt?
Das Empfinden von Musik ist immer eine zutiefst subjektive Sache und ich bin mir nicht sicher, ob man Menschen, die Melancholisches genießen, so einfach einordnen kann. Möglich, aber whatevs...