Vor ein paar Wochen war den meisten Leuten hier in der EU die Situation in Syrien noch herzlich egal.
Ich gebe zu, dass mich diese Thematik auch nur am Rande interessiert hat. Die Staatspleite Griechenlands
war das Thema Nummer 1. Gekenterte Flüchtlingsboote vor Lampedusa waren nur Randnotizen.
Jetzt, wo immer mehr Flüchtlinge zu uns strömen, rückt das Thema klarerweise wieder in den Fokus.
Wenn hunderte Menschen zu Fuß über die Autobahn von Budapest nach Wien marschieren oder in
Mazedonien die mit Stacheldraht bewehrte EU Außengrenze einrennen, kann man das schwer weiter ignorieren.
(nicht das es die meisten Politiker trotzdem tun würden, zumal sie sich ja im Urlaubsmodus befunden haben.
Ist schon eine Frechheit, muß das alles ausgerechnet mitten in den Sommerferien passieren?)
Lange Zeit war es so, dass sich die Leute in der schwarzen Szene eher unpolitisch gaben und ich glaube,
das ist immer noch so. Die meisten sind neutral, ein kleinerer Teil tendiert nach links, ein noch kleinerer Teil nach rechts.
Bzgl. mainstream:
Stimmt, Du hast Recht, irgendwie hab ich mir selbst widersprochen. Bzw. ist "mainstream" vielleicht das falsche Wort.
Ich umschreibe mal, was ich meine:
Der mainstream war bis vor einigen Wochen die graue Masse, weder extrem links, noch extrem rechts. Die graue Masse
hat sich weder übermäßig für Flüchtlingsschicksale noch für die Aktivitäten des IS interessiert. War ja auch alles weit
genug weg. Mittlerweile hat sich die Problematik allerdings von "weit weg" zu uns hierher verlagert und in Traiskirchen
ist innerhalb von wenigen Tagen eine Enklave der 3. Welt mitten im reichen Österreich entstanden. D.h. die graue Masse
ist nun selbst unmittelbar von den Ereignissen betroffen, sie kann einfach nicht mehr wegschauen, sie bildet sich eine
Meinung und tendiert damit derzeit (zum Glück!) in die linke Richtung. Gleichzeitig setzt aber eine Polarisierung ein, die
von den Medien und den entsprechenden Parteien (es ist ja Wahlkampf) natürlich kräftig unterstützt wird. Jeder, der nicht
die Meinung der vormals grauen Masse vertritt, ist automatisch dagegen und wird in das andere Extrem einsortiert.
Polarisation geht schneller als man glauben mag, dazu zwei Beispiele:
A) Im gestrigen Fußball EM-Qualifikationsspiel hat Deutschland Polen 3:1 besiegt.
Abgesehen davon, dass mich Fußball genau NULL interessiert - wenn ich das jetzt bejubele, bin ich dann ein Nazi?
Nun streue ich perfiderweise die Zusatzinformation ein, dass dieser Sieg zufälligerweise fast auf den Tag genau
76 Jahre nach dem Überfall des Deutschen Reichs auf Polen (+ dem Beginn des 2. Weltkriegs) stattgefunden hat.
Beide Ereignisse stehen natürlich in keinem Zusammenhang - bis irgendjemand darauf kommt und ein entsprechendes
Posting auf Facebook einstellt. Jeder der das "liked" oder der den Deutschen Sieg bejubelt, muß ja ein Nazi sein oder?
B) Ich bin ein klarer Befürworter von Multi-Kulti und Zuwanderung. U.a. auch aus demographischen Gründen: wir
produzieren selbst immer weniger Nachwuchs und unsere Bevölkerung ist jetzt schon überaltert, das lässt sich
durch Migranten aus anderen Ländern zwar nicht ausgleichen, aber zumindest dämpfen. Ich sehe Asylanten somit
nicht als "Sozialschmarotzer" sondern als Bereicherung unserer Gesellschaft.
Auch hier Zusatzinfo: Ich bin ja in der DDR aufgewachsen, d.h. mir wurde die kommunistische Ideologie anerzogen.
Bin ich jetzt ein links-linker Gutmensch, eine rote Socke?
Die derzeit hohe Welle der Sympathie und Hilfsbereitschaft ist absolut begrüßenswert, aber sie hält genau so lange
an, bis sich der erste als "Flüchtling" durchgeschlüpfte radikale Islamist in der Innenstadt von Köln, München, Wien
oder Berlin in die Luft sprengt. Dann kann es schnell passieren, dass die Stimmung wieder in die andere Richtung kippt,
dann ruft die graue Masse wieder nach mehr Sicherheit, Grenzkontrollen usw.
Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)