So… Also…
Schaut euch mal diese Demo-Schilder an:
War es nötig, bei einem „Muslime willkommen“ ausgerechnet eine bis zum Boden schwarz verschleierte Frau als DAS Symbol für eine Muslima zu zeigen?!
Es kein Gebot der Religion, sich so zu verschleiern, es hat nur gesellschaftspolitische und traditionelle Gründe. Wenn man muslimische Gläubige dazu befragt, gibt es meiner Erfahrung nach zwei Möglichkeiten, wie sie darauf antworten:
Die eine Möglichkeit ist, daß sie einem ziemlich zornig erklären, daß dies nicht von der Religion gefordert wird, total rückständig ist und daß sie sich davon geärgert fühlen, daß Österreicher unter Muslime immer nur diejenigen verstehen, die ihre extrem altmodischen Ansichten aus irgendwelchen Bergdörfern mitgebracht haben – und daß man diese Ansichten wirklich nicht auch noch fördern muß und dann das Ganze als „Toleranz gegenüber den Muslime“ verkaufen. Es sei für moderne Muslime schon anstrengend genug, sich gegen die erzkonservativen zu behaupten, man müßte nicht ständig die absolute Rückständigkeit als Normalfall hinstellen.
Die zweite Möglichkeit der Reaktion ist, daß einem ernsthaft erklärt wird, daß es nunmal so sei, daß eine Frau ohne Kopftuch unehrenhaft sei. Mir persönlich wurde schon von einem muslimischen Religionslehrer vor einer gesamten Schulklasse erklärt, daß eine Frau in einem kurzen Sommerkleid (bis zum Knie) es darauf anlegt „alle Männer auf der Straße zu Sex zu verführen“ (Zitat) und daß sie unehrenhaft sei. Und es sei nunmal die Pflicht der Frau, zuhause zu bleiben und Männer nicht mit ihrem sichtbaren Körper oder auch nur eng anliegender Kleidung zu verwirren, denn Männer hätten im Gegensatz zu Frauen einen Sexualtrieb, auf den eine Frau Rücksicht nehmen müsse. Man müsse Verantwortung tragen als Frau. Später meinte er noch, daß man eine Frau zwar nicht gewaltsam dazu zwingen darf, sich tief zu verschleiern, aber daß es natürlich schon sehr wichtig wäre, daß eine Frau von selbst weiß, daß sie das tun sollte - dementsprechend müsse sie erzogen werden…
Was mich daran stört? Das ist meine Welt, die da mitgestaltet und definiert wird! Ich gehöre zu den „unehrenhaften“ Frauen, die z. B. der Meinung sind, daß nicht SIE die Verantwortung dafür tragen, wenn ein Mann "von seinem Sexualtrieb übermannt" irgendwas Schlimmes anstellt (z.B. eine Frau attackieren, die seiner Erziehung zufolge angeblich Sex mit jedem Mann auf der Straße will).
Nein, es ist nicht fremdenfeindlich, sich davon bedroht zu fühlen. Wenn man mir einen eingeborenen Katholiken zeigt, der behauptet, daß Frauen mit einem Minirock eine Vergewaltigung wollen, dann ist das dasselbe! Der Unterschied ist nur: In unserer heutigen Gesellschaft würden die um ihn herumstehenden Leute entsetzt den Kopf schütteln und ihn für gestört erklären. In Wien gibt es hingegen schon wieder Bezirke, in dem die Umstehenden nicken und ihm selbstverständlich recht geben würden. Das ist ein schockierender Rückschritt!
Ich kenne auch persönlich ein Mädchen, das von seinem Vater von der Schule zwangsabgemeldet wurde, weil es in der Schule sein Kopftuch abgesetzt hat. Im Endeffekt haben eine Sozialarbeiterin und die Direktorin geschafft, daß sie das Schuljahr nach einigen Wochen doch noch fortsetzen durfte, aber es war knapp. Und natürlich hat sie dann das Kopftuch brav getragen. Die Schülerin hat mir erzählt, daß der Druck der afghanischen Community so groß sei, daß ihre Familie sich von jeder Abweichung von strengen Verhaltensregeln heftig gedemütigt fühlt.
Muss man da wirklich ständig dazu beitragen, tiefe Verschleierung als den Normalfall für Muslime hinzustellen?
Ich finde es erschütternd, wie unkritisch die LINKEN da agieren.
Bei Rechten wundert es mich ja nicht, aber bei Linken finde ich es immer wieder erschreckend.
Bei einer Demo mitzumarschieren, bei der über meinem Kopf Schilder getragen werden, die die Verschleierung von Frauen bis zum Boden als total „willkommen“ darstellen, käme für mich nicht in Betracht. Das ist genauso schlimm wie eine rechtsextreme Parole.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.15 09:54 von Torka.