Es macht irgendwo Sinn, dass eine Gesellschaft, die sich vor dem Tod und tieferen Emotionen fürchtet, diese verbannen will,
besonders vielen Menschen, die sich darüber identifizieren oder zumindest damit befassen, ebenso verbannt oder verändern will
(so sehe ich Psychiatrie). Das sagt aber m.E. mehr über die Gesellschaft oder das System Psychiatrie aus als über die Menschen,
die dort reingesteckt werden.
Es hilft natürlich manchen Menschen, eine Therapie zu machen oder darüber wen zum sich aussprechen usw. zu haben, aber
vieles, was in Psychiatrien passiert, hat natürlich auch mit Verbannung und Sanktion zu tun (Vgl. die Anfänge des Industrial/Noiseprojekts
KiEw). Früher waren depressive oder den dunklen Seiten der Dinge zugewandte Menschen in der Gesellschaft viel sichtbarer und ihre Ansichten
und Weltbilder ein "normalerer" Bestandteil gesellschaftlicher Betrachtungen, selbst wenn z.B. Selbstmördern das Begräbnis auf einem Friedhof
verweigert wurde.
Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber die Entwicklung und gesellschaftliche Funktion der modernen Psychiatrie macht mir, ebenso wie deren Selbstverständnis, ziemlich Angst.