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BekanntmachungHinweis bezüglich korrekter Benutzung des "antworten" Buttons09.05.13 18:22
avatar 27.06.14 18:00
Vorab: die Artikel sind wirklich amüsant zu lesen ;)

Der Artikel aus dem Standard vermengt 2 unterschiedliche Themenbereiche:
1) Vergabe von OP Terminen gegen finanzielle Zuwendungen
2) Einkauf von Material und Großgeräten

Zu Punkt 1: hier gab es bereits vor ca. 6 Monaten eine Bericht in "Thema" dazu, wo ich leider den link nicht mehr finde... aber egal. Über Zusatzversicherungen sind frühere Terminvergaben prinzipiell im Legalen möglich, sowie Zuweisungen über einen Wahlarzt in ein Belegkrankenhaus.
Insgesamt aber einen Op Termin für einen größeren Eingriff gegen eine gewisse Summe Bargeld in einem öffentlichen KH zu bekommen ist sehr unwahrscheinlich da neben dem Abteilungschef es sämtliche Kollegen mitbekommen wenn der über Wochen feststehende OP Plan plötzlich ohne Begründung geändert wird. Mag sicher vorkommen aber die im Artikel erwähnten 10% kann ich mir nicht vorstellen.

Aber ich möchte die Diskussion etwas weiter spinnen: wieso gibt es so lange Wartezeiten auf gewisse Operationen? Warum wird hier der Möglichkeit zur Korruption überhaupt Raum gelassen?

Zu Punkt 2
Der Einkauf von Material und Großgeräten obliegt entweder einer zentralen Stelle (im Burgenland zB der KRAGES) wo man als Arzt genau überhaupt keinen Einfluss hat von welchem Anbieter gekauft wird, die Entscheidungen trifft die wirtschaftliche Leitung.

Der 2. Artikel beschreibt sehr gut einen ewigen Zwiespalt der modernen Medizin - welche Untersuchung führe ich durch, welche Folgen resultieren daraus. Prinzipiell müssen diese Punkte mit dem Patienten erörtert werden um eine gemeinsame Lösung zu finden, am konkreten Beispiel des Wirbelsäulen Röntgens hier gut dargestellt (wobei ich dem Neurologen in dem Punkt dass es nur 4 Indikationen gibt widersprechen muß).
Ein weiteres Problem ist die zunehmende "Absicherungsmedizin" da sich auch Österreich langsam bzgl. juristischen Konsequenzen dem amerikanischen Vorbild anzugleichen droht - damit meine ich, wenn ich eine Röntgen Untersuchung unterlasse, wäre ich, sollte eine schwerwiegende Pathologie vorliegen die ich in der klinischen Untersuchung nicht erkannt habe, rechtlich einer Fahrlässigkeitsklage ausgesetzt.
Die Folge ist: viele medizinisch nicht "zwingend" notwendige Untersuchungen werden getätigt um sich rechtlich abzusichern, der Patient wird an weiter Fachärzte überwiesen. Somit kommt dann der eben genannte "Nocebo" Effekt sicherlich in vereinzelten Fällen zum Tragen.
Wobei man erähnen muß das der Artikel absichtlich etwas überspitzt formuliert ist, wohl um ein gezielteres Bewußtsein zu schaffen und um die Zielgruppe aus der möglichen Alltagslethargie zu reissen ;)

1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.06.14 18:06 von Livius.
avatar 27.06.14 18:05
Zitat
halbgoth
Die Entwicklungskosten eines neuen Medikaments für cardiovaskuläre Indikationen kommen häufig in die Grössenordnung mehrerer Hundert Millionen Euro (bzw. sogar noch darüber wenn man die parallel betriebenen erfolglosen Versuche der Entwicklung anderer Medikamente miteinrechnet).

Ich gebe zu ein schlecht gewähltes Beispiel meinerseits, aber ich wollte nicht den allseits bekannten Protonenpumpenhemmer "Pantoprazol" anführen.
Wobei ich selbst bei cardiovaskulärer Medikation, insbesondere bei Thrombozytenaggreagtionshemmern nach Coronarangiographie und erfolgreichen Setzen eines Stents nur auf die Originalpräparate verlasse, da damit auch die Studien durchgeführt wurden.
Ach seitens der kardiologischen Gesellschaft gibt es keine Empfehlung in Richtung Generika

1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.06.14 18:05 von Livius.
avatar 27.06.14 18:52
Hier noch ein Artikel über die Entwicklung neuer Antibiotika / Wirkstoffe – insbesondere den Forschungsbereich
„Die Chemie der Natur“ finde ich sehr interessant:
[www.profil.at]

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
avatar 27.06.14 23:40
Vorerst vielen Dank für die Artikel und die sehr konstruktiven Kommentare der Herren Livius und Halbgoth.Applaus!

Zum Thema Korruption in der Medizin: Die 10% beziehen sich ja auf Korruption allgemein nicht nur auf die Vergabe von OP Terminen. Von daher finde ich die Zahl wieder etwas realistischer...?

Das Angst krank macht ist ja wohl bekanntlich nichts Neues..! Sehr viele Krankheiten gehen über die Psyche.. Von daher plädiere ich für die Hausärzte die ihre Patienten gut kennen sollten. Zu viel Spezialisierung kann auch schaden. (nix gegen Fachärzte die sind sehr wichtig aber die stetige Abnahme von Allgemeinmedizinern, vorallem am Land führt zusehens zu Problemen)

Zu den unpräzisen Beipackzetteln: Die Regekn wie ein Beipackzettel auszusehen hat und was drinnen steht erfindet keine Pharmafirma selbst. Dafür gibt es seeehr genaue Gesetze! UND es steht nicht umsonst dabei dass Sie ihren Arzt oder Apotheker fragen sollen!!!
UND wen einem der Arzt ungläubig vorkommt oder einen nicht ernst nimmt dann geht man halt zu einem anderen.
Wenn man eine Hose kauft die einfach nicht passt,dann wird man sie ja wohl auch zurückgeben..?
Warum soviel Unselbstständigkeit bei der eigenen Gesundheit??!
28.06.14 08:33
ewige wartezeiten auf termine bei fachärzten und bezahlung bei privatärzten für schnellere termine. ich seh das als teufelskreis

patient wird aus sicherheitsgründen, wie erwähnt, zu x ärzten geschickt obwohl sie in dem bereich keine beschwerden vermuten. jetzt hat man zu viele leute die eigentlich nix haben die aber termine besetzen und die zeit vom arzt verschwenden, hätt ja was sein können.

kann da wieder aus eigener erfahrung sprechen. hab mich mit meinen andauernden kopfschmerzen an den hno gewahnt, ob ich vielleicht ne chronische sinusitis hab. gab dann ein ct für mich, feststellung: nix belegtes aber deformierte siebbeine, aber nichts was kopfschmerzen auslöst. als nächstes ein funktionsröngten der halswirbelsäule, leichte haltungsschäden aber nichts ungewöhnliches. der hno hat mich zum nächsten facharzt verwiesen, den hab ich dann übrigens nicht mehr besucht.
mit dem beginn von sport haben die kopfschmerzen sich von alleine verabschiedet.

denke es wird hier bei den operationen vielleicht ähnlich sein, es wird zu viele ohne grund geben und die räume sind halt begrenzt. aber soviele säle mit op equipment auszustatten, das niemand länger als ne woche auf eine operation warten muss kann sich die stadt halt auch nicht leisten.

für notfälle is ja sowieso immer was frei (hoffe ich doch mal ;)), wobei ich in nem krankenhaus mit halb abgetrennten finger auch schonmal ne stunde, trotz ankunft mit dem krankenwagen warten durfte o.O

eigentlich sollten wir froh sein das es die großen pharmafirmen gibt die uns mit hochwertigen medikamenten versorgen. ich bezweifle das es hier einen einzigen poster gibt, der wenn er krank is, total am ende, wimmernd wie ein baby auch nur ein medikament wegen seiner nebenwirkungen, testmethoden etc. verweigern würde. kommts hart auf hart schmeißt man halt schnell seine vorherigen ansichten über bord und frisst alles was man vorgesetzt bekommt. hauptsache man überlebt ;)
avatar 28.06.14 14:43
Zitat
mondprin
Warum soviel Unselbstständigkeit bei der eigenen Gesundheit??!

Die Frage geht mir häufig durch den Kopf ;)

Zitat
mez
ewige wartezeiten auf termine bei fachärzten und bezahlung bei privatärzten für schnellere termine. ich seh das als teufelskreis

1. du bekommst auch beim Wahlarzt durch Einreichen der Honorarnote bis zu 80% von der Krankenkasse refundiert
2. es gibt zu wenig Kassenverträge, daher wenig Kassenärzte, die Folge sind lange Wartezeiten. Hier wäre die Politik gefordert mehr Planstellen für Vertragsärzte zu schaffen

Zitat
mez
denke es wird hier bei den operationen vielleicht ähnlich sein, es wird zu viele ohne grund geben und die räume sind halt begrenzt. aber soviele säle mit op equipment auszustatten, das niemand länger als ne woche auf eine operation warten muss kann sich die stadt halt auch nicht leisten

Ops werden praktisch nie ohne richtige Indikation gemacht, die Räumlichkeiten sind zwar begrenzt, dennoch entstehen lange Wartezeiten bei Planeingriffen (zB Knie- oder Hüftprothesen) primär durch Personalmangel.
D.h. wenn du 3 Op Tische hast wird an 2 davon von 08:00 - 13:00 operiert und an 1 von 08:00 - 18:00, nach 18:00 nur mehr bei vitaler Bedrohung (gilt nicht für Privatspitäler).

Zitat
mez
wobei ich in nem krankenhaus mit halb abgetrennten finger auch schonmal ne stunde, trotz ankunft mit dem krankenwagen warten durfte

Innerhalb von 6 Stunden kann man den locker wieder annähen, ansonsten hast ja noch 9 andere zum Bohren in der Nase :P
avatar 09.07.14 13:23
Zitat
Livius

Ein weiteres Problem ist die zunehmende "Absicherungsmedizin" da sich auch Österreich langsam bzgl. juristischen Konsequenzen dem amerikanischen Vorbild anzugleichen droht - damit meine ich, wenn ich eine Röntgen Untersuchung unterlasse, wäre ich, sollte eine schwerwiegende Pathologie vorliegen die ich in der klinischen Untersuchung nicht erkannt habe, rechtlich einer Fahrlässigkeitsklage ausgesetzt.

Das sehe ich auch sehr problematisch. Da gibt es auch einen juristischen Zwiespalt. Einerseits müssen dem Patienten Möglichkeiten gegeben werden, rechtlich gegen falsche Behandlungen, Fahrlässigkeiten etc. vorzugehen, andererseits resultiert daraus verständlicherweise die Einstellung der Ärzte niemals zu wenig oder zu viel zu machen. Dieser Zwiespalt lässt sich aber juristisch meiner Meinung nach nicht wirklich regeln. Man bräuchte diese engen Grenzen der Fahrlässigkeit nicht, würden alle Ärzte verantwortungsbewusst, gründlich und nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Das kann man aber nie voraussetzen. Man bräuchte auch keine Antikorruptionsrichtlinien in Banken und anderen Unternehmen, wenn alle so anständig wären, sich nicht bestechen zu lassen...
Wenn man also keine vorbildhaft anständige Gesellschaft hat, werden Rechtsbehelfe leider benötigt - auch wenn die dann wieder einen Negativeffekt haben, wie du beschrieben hast, Livius. Ein Dilemma ;)

2 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.14 13:24 von Stella_Maris.
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