Der Friedhof in der Seegasse wurde im Jahr 1421 eröffnet und ist somit der älteste noch erhaltene jüdische Friedhof Wiens. Er zählt zu einer der überraschendsten und stimmungsvollsten Orte der Stadt - völlig unvermutet im Häuserdickicht der 9.Bezirks verborgen.
Der Friedhof wurde bis 1784 belegt. Im Zuge der josephinischen Reformen mußte auch er stillgelegt werden. An seiner Stelle errichtete die Israelitische Gemeinde den Friedhof Währing. Allerdings erwirkten die Juden vom toleranten Monarchen das Privileg, ihren alten Friedhof auch weiterhin uangetastet zu lassen.
Unter nationalsozialistischer Herrschaft kam es 1941 zum Beschluß, die jüdischen Friedhöfe Wien zu schleifen, dem auch der Friedhof in der Seegasse zum Opfer fiel. Einigen in Wien verbliebenen Juden gelang es, einen Teil der Grabsteine, die zur Wiederverwertung freigegeben waren, auf den Zentralfriedhof zu bringen und dort zu begraben. Andere Steine vergrub man gleich an Ort und Stelle, wo sie auch noch heute unter der Erde liegen. Niemand jedoch wagt nach ihnen zu graben, weil man die jüdischen Gräber nicht stören will.
Ursprünglich gab es in der Seegasse 931 Grabsteine. Nach Kriegsende konnten etwa 280 Steine identifiziert und dank alter Pläne wieder an ihrer ursprünglichen Stelle wiederaufgestellt werden.
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 08:00-15:00 Uhr
Der Zugang erfolgt über das dortige Pensionistenheim.
- Bauer, Werner T., 1997: Wiener Friedhofsführer. 4.Auflage, Wien: Falter Verlag.
- Pleyel, Peter, 1999: Friedhöfe in Wien Vom Mittelalter bis Heute. 1. Auflage, Wien: Pichler Verlag.
- Veran, Traude, 2006: Das steinerne Archiv. Der Wiener jüdische Friedhof in der Rossau. Wien, Mandelbaum Verlag.
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