Der St. Marxer Friedhof ist Biedermeierfriedhof, Gedenkstätte (Mozart-Grab), Kulturdenkmal und Parkanlage in einem. Der Besuch im April/Mai ist besonders empfehlenswert: Auf keinem Platz in Wien blüht so viel Flieder wie hier.

Der Friedhof St. Marx, dem einen oder anderen noch als Schauplatz des mittlerweile „legendären“ Rennbahn Express Berichts über die Wiener Goths aus dem Jahr 1995 in Erinnerung, ist einer der idyllischsten und gewiss einzigartigsten Wiener Friedhöfe.

Friedhof St.MarxAls einer der fünf Kommunalen Friedhöfe, die im Jahr 1784 im Zuge der josefinischen Reformen außerhalb des Linienwalls angelegt wurden, ist er der letzte noch erhaltene Biedermeier-Friedhof. Der St. Marxer Friedhof wurde bis 1874 - der Eröffnung des Zentralfriedhofs - belegt. Wie die anderen Kommunalen Friedhöfe sollte auch der St. Marxer aufgelassen und in eine Parkanlage umgewandelt werden. Seinen Erhalt verdankt er dem Heimatforscher Hans Pemmer, der ihn durch seinen Einsatz vor diesem Schicksal bewahrte. Seit 1937 steht er unter Denkmalschutz und ist der Öffentlichkeit zum Besuch zugänglich.

In das Innere des Friedhofs gelangt man durch ein Eisernes Eingangstor. An dem Wärterhaus vorbei, erstreckt sich eine prachtvolle, als Allee angelegte Friedhofsanlage. Ein mit Kieselstein bestreuter und mit Parkbänken gestalteter Weg führt zum Zentrum des Friedhofs, wo sich das steinerne Friedhofskreuz befindet. Im hinteren Bereich, entlang der Friedhofsmauer, sind gut erhaltene Gruften und Einzelgräber vorzufinden. Begibt man sich auf die vielen, seitlich der Hauptwege angelegten Pfade, wird man von der Vielfalt der Grabsteine und Skulpturen mit ihrer jeweiligen Symbolik des Todes überrascht. Die teilweise überwucherten und teils bereits zerfallen Gräber verleihen dem Ort diese besonders idyllische Atmosphäre.

Friedhof St.MarxIm Zuge der Geschichte des St. Marxer Friedhofs blieben von den damals insgesamt 8.000 Gräbern nur noch 5.635 erhalten. Die Grabsteine präsentieren eine Zeit, die „von Multikulturalität, von Berufs- und Standesehre, von Gefühlsdarstellung und Selbstrepräsentation“ (Totschnig, M.) geprägt war. Nicht nur die verwendeten Stilelemente, wie Grabskulpturen in Form von Todesengeln, sondern auch die mit Titeln übersehenen Inschriften spiegeln die Kultur des Biedermeiers wieder.

Das wohl bekannteste hier aufzufindende Grab ist jenes Wolfgang Amadeus Mozarts. Aufgrund der zu seiner Zeit geltenden Bestimmungen, das ärmere Bürgertum in anonymen Schachtgräbern beizusetzen, konnte sein Grab später nicht aufgefunden werden. Im Jahr 1859 wurde amtlichen Nachforschungen zufolge ein als wahrscheinlicher Ort des Grabes ausfindig gemacht und an dieser Stelle ein Denkmal erbaut. Dieses wurde später auf den Ehrengräberhain des Zentralfriedhofs überführt. Ein Friedhofswärter errichtete nachträglich auf der leergebliebenen Stelle ein neues, aus ausgedientem Grabschmuck gestaltetes Denkmal.

Literatur: Weiterführende Literatur:
  • Hausner, Ernst, 2006: Der Biedermeierfriedhof in St. Marx. Wien: Edition Hausner.
  • Kletter, Gerhard, 2005: Der Friedhof St. Marx. Erfurt: Sutton Verlag.
  • Pemmer, Hans, 1959: Der Friedhof zu St. Marx in Wien. Seine Toten, seine Grabdenkmäler. Wien: Amt für Kultur und Volksbildung.
  • Veigl, Hans, 2006: Der Friedhof zu St. Marx. Eine letzte biedermeierliche Begräbnisstätte in Wien: Wien: Böhlau Verlag.