Männer, deren Songs anno ‘81 vom Hausfrauenschicksal, von Paris oder vom Wunsch, ein Mädchen zu sein handelten, werden wohl zurecht als Pioniere der Goth-Musik angesehen - jedenfalls verhält es sich so, wenn man Labelchef Terence Murphy zu seinen Schützlingen Wasted Youth befrägt. Leider war dieser pausenlos tourenden Kombo aus East London, die sich im Grenzbereich zwischen Glamrock, Psychedelic, Punk und New Wave am wohlsten fühlte, nur kurzes Tonangeben gegönnt. In den drei Jahren ihres Bestehens wurde gerade mal ein reguläres Album aufgenommen, “Wild And Wandering”, dankenswerterweise von Cherry Red Records 2008 auf CD wiederveröffentlicht.
Lou Reed und die Doors inspirierten die schier vergessenen Londoner Punker zu einem abwechslungsreichen, vernebelten, kalten, experimentierfreudigen Sound, der eine Offenbarung für jeden begeisterten Zuhörer von Bauhaus, Adam & The Ants oder den Psychedelic Furs sein dürfte. Vom 7:25 langen Opener “Maybe We’ll Die” bis zum regulären Schlusstrack “Survivors - Pt.2″ ließen Wasted Youth mit ihrem Debüt keine Sekunde daran zweifeln, auf welch hohem Songwriting-Niveau sie sich bereits befanden - ob mit dem Cold Wave-Ohrwurm “Housewife”, dem psychedelischen Zitatereigen “Wasted” (Satisfaction, Eight Miles High, Light My Fire, She Loves You, The Times They Are A-Changin’,…) oder dem punkig-treibenden Gender-Switching-Bekenntnis “I Wish I Was A Girl”.
Die ausgewiesene Hauptbeschäftigung der Band - das Touren - ist durch nachträglich hinzugefügte Live-Versionen von “Paris France”, “Something’s Going Wrong”, “Charlie & Harry”, “Do The Caveman” und dem legendären Set-Closer “Sister Ray” von Velvet Underground anhörlich miteinbezogen. Eine wertvolle Wiederentdeckung!
Trackliste
- Maybe We'll Die
- Housewife
- Games
- Pinned And Grinning
- Wasted
- I Wish I Was A Girl
- If Tomorrow
- Survivors - Pt.1
- Survivors - Pt.2
- Paris France (Live)
- Something's Going Wrong (Live)
- Charlie & Harry (Live)
- Do The Caveman (Live)
- Sister Ray (Live)
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