cover front

Runter mit der schwarzen Kluft, weg mit der schwarzen Sonne, Nacktbaden im Lichte einer blau-gelb strahlenden Sonne ist angesagt! Dass man dabei trotzdem Neofolker und im Rahmen der diesbezüglich adäquaten Ästhetik bleiben darf, dafür sorgen Solblot mit ihrem liebenswerten Konzept aus beinahe schon szeneklassisch traditioneller Musik und schwedischer Folklore.

Als Ausgangspunkt dafür dient ihnen, auch bei vorliegendem Album, Verner von Heidenstam, ebenso neuromantischer wie konservativer Volksdichter, Nobelpreisträger und passionierter Freikörperbader. Mit ihm lassen sie ein nostalgisches Schweden entstehen, das, wie die Band selbst beteuert, nie Realität war und werden wird. Keine Marschvorgabe, kein geschichtsverklärender Hass auf die Moderne also, sondern ein ernstes Anliegen mit Augenzwinkern. In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben sollte, dass sich Solblot in wohltuender (schwedischer) Offenheit auf ihrer Homepage klar positionieren, ihr künstlerisch-ästhetisches Konzept mit keinerlei religiösen oder politischen Propaganda verknüpft sehen wollen, für die uneingeschränkten Menschenrechte aller auf ethischer Basis einstehen.

Die Musik liegt in der Tradition Forsetis. Ich bin natürlich natürlich nicht der Erste, der diesen Vergleich zieht, aber ein besserer lässt sich kaum finden, sind es doch Forseti, die am Anfang jener eigenwilligen Post-DIJ-Spielart stehen, die lieblichen Versatzstücken akustischer bis traditioneller Instrumente treibende Gitarrenakkorde und Paukenschläge voranstellt. Eine Neuerfindung konservativen Ausdrucks, wenn man so will, den Solblot bei vorliegendem Album als konservatives Gesamtpaket und ohne Umschweife von Anfang bis Ende durchziehen. Die Lieder sind großteils kurz gehalten; teils folkishe Punkpopliedchen, teils melancholische bis leicht psychedelische Folklore. Der Gesang irgendwie: schmeichelnd, besänftigend. Liegt es am Schwedischen?

Im Studio mit dabei war natürlich (als Wegbegleiter von Beginn an) Kim Larsen; auf seinem Label ist das Album auch erschienen. Larsen hat ja beim letzten Of The Wand And The Moon-Album bereits vorgezeigt, aus welch verschiedenen Ecken man als Neofolker seine Mitmusiker holen kann, doch der hier mitwirkende Petter Lindgård scheint als Produzent von Roxette und The Cardigans selbst diesen Rahmen zu sprengen. Ein Pop- Bezug, der jedenfalls passt, denn „För Mig Finns Ingen Väg Från Hemmets Dörr“ ist so etwas wie in Pop gegossener Neofolk, ein rundes Paket brav erfüllter Erwartungshaltungen. Auch wenn diese Schlussfolgerung jetzt etwas billig erscheinen mag: Selbst der Neofolk scheint in Schweden konsumentenfreundlich ikaesk zu geraten.

So finden sich innerhalb des Experiments Solblot keine großen Experimente oder schrillen Nebentöne, auch perpetuieren viele Ideen und Ansätze von Lied zu Lied. Das freilich könnte manchen zu eintönig werden. Vielleicht ist das auch der Grund, weswegen Solblot trotz langen Bestehens bislang nicht viel veröffentlicht haben, wer weiß. In sich stimmig und rund ist das Album aber jedenfalls, für manche wohl gar eine kleine Neofolk-Hit-Schleuse. Und zuzutrauen ist den grundsympathisch selbstironischen Schweden sowieso noch viel mehr.

Trackliste

  1. Himladrottningens bild i Heda
  2. Paradisets timma
  3. Kommer aldrig solen?
  4. En dag I
  5. En dag II
  6. Sommarljuset
  7. Åkallan & löfte
  8. Drömsyn på ängen
  9. Barrikadsång
  10. Medborgarsång
  11. Ålderdomen