
27 Jahre haben Skinny Puppy auf dem Buckel, und waren immer Synonym für experimentell geprägten EBM mit starken Industrial-Einflüssen. Natürlich hat sich das in den Jahren gewandelt, und so präsentierten sich Skinny Puppy mehr und mehr auf technische Versiertheit fixiert, was schon bei den letzten Alben - speziell beim 2007 erschienenen "Mythmaker" - im gleichen Maße für mehr und mehr Kritik gesorgt hat.
Man vermisst die Härte, die Agression, die verstörenden Elemente, und es stimmt ja auch: All das ist Filigranität und Soundspielerei gewichen. Den kritischen Stimmen muss man einfach entgegenhalten: Das ist nicht mehr die Band, die "Smothered Hope" oder "Assimilate" spielt, dafür gibt es ja den Back Catalogue.
Wer die Entwicklung von Skinny Puppy als positiv bewertet, hat gute Chancen, mit "HanDover" Spaß zu haben. Wer die Ohgr-Alben mag, darf sich auch freuen, denn allzu viel Unterschied gibt es da nicht mehr.
Die ersten paar Nummern des Albums sind relativ straight, "Wavy" sticht da als einziges hervor, ein Stück das noch sehr an "Mythmaker" erinnert, glücklicherweise aber ohne Überbeanspruchung von Stimmsamples und -zerhackerei, was beim Vorgängeralbum ja schon hirnrissige Ausmaße angenommen hatte.
Ja, der Gitarren-Sample-Sound ist auch vertreten, es gibt von fiepsend-atmosphärisch bis chaotisch-rhythmisch eine große Bandbreite an Stücken, von denen einige auch ganz gut sind.
"Icktums" und "Brownstone" sind die schrägsten Stücke am Album, die durchaus das Potenzial haben, "alte" Fans zu beglücken, wie auch "Vyrisus" und "Village" - allesamt Tracks vom hinteren Teil des Albums.
Den Abschluß bildet "Noisex", das weichgespülten Breakcore mit Ambientsounds vermischt, ein etwas verwirrendes Stück, nicht unbedingt auf positive Weise.
Fazit: Keine große Überraschung, keine Revolution, aber insgesamt doch sehr ansprechend, vor allem für Liebhaber der letzten Alben und jene, die den Ohgr-Soloalben etwas abgewinnen können. Eigentlich kann man es auch jenen empfehlen, die Skinny Puppy bisher nicht verfolgt haben und eher Synthie Pop hören und sich doch ein wenig mehr Ecken und Kanten wünschen.
Technisch und von Arrangement und Klangbastelei her sind Skinny Puppy nach wie vor unbestreitbar Größen in der elektronischen Musik, was mit diesen Album wieder einmal bewiesen wird!
Trackliste
- Ovirt
- Cullorblind
- Wavy
- Ashas
- Gambatte
- Icktums
- Point
- Brownstone
- Vyrisus
- Village
- Noisex
Kommentare
völlig d'accord. die neuerfindung von skinny puppy auf dem neuen album ist grandios. skinny puppy 2.0. sensationell, wird mit jedem hören besser
ich finde jeweils letztes skinny und ohgr album (vorallem letzteres ohgr album) sehr gut gelungen. es wäre doch langweilig, wenn skinny puppy immer wieder den selben brei aufwärmen würden. GENAU das zeichnet skinny puppy aus - verspieltheit, überraschend und sie erfinden sich mit jedem neuen album neu, wie ich finde. dazu muß man sich jedoch wirklich mit skinny puppy einlassen - in diese postapokalyptische welt versinken, sie aufsaugen. skinny puppy / ohgr einfach so zu hören, wenn man nebenbei scheißdreck chattet ist nicht wirklich förderlich.
ich mag diese sphärischen soundpakete von skinny puppy - diese zeichen sie schließlich seit fast 3 jahrzehnten auch aus, zumindest seit dem last rights album.
wie dem auch sei, vielleicht kann ich bei skinny puppy nicht mehr objektiv sein, da ich sie wirklich sehr lange höre (oder vielleicht gerade deswegen ?!).
5 sekunden anspiel junkies werden diese und jene von ohgr sofort weglegen, aber jenen leuten ist sowieso nicht zu helfen. skinny puppy lieder (oder eben ohgr) MUSS man ganz hören !!! es gibt immer überraschende momente, die sounds wechseln permanent, es gibt immer etwas neues zu entdecken (hören). es ist das beste elektronische orchester der neuzeit, wie ich finde.