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Auf ihrem achten Studioalbum (4-Track Demos und Aufnahmen mit John Parish nicht mitgerechnet) zeigt Polly Jean Harvey wieder mal ihre Wandlungsfähigkeit. War das 2007 veröffentlichte White Chalk eher klavierbetont, ist auf Let England Shake viel mehr von Gitarren und Bass getragen, sowie einem für Harvey neuem Instrument – Autoharp, eine Art Zither. So ist die Autoharp auch das tragende Instrument für die erste Single The Words That Maketh Murder und wird auch im Video dafür gezeigt.

Thematisch legt Harvey ein dichtes Konzeptalbum vor, welches sich mit Schlachten und Kriegen auseinandersetzt; Name ist dabei Programm, handelt es sich doch um die kriegerische Geschichte Englands. Auf der bereits erwähnten ersten Single streift Harvey mehrere aktuelle Kriege visuell und lyrisch, und wirft ein ironisches „What if I take my problems to the United Nations?“ ein, darauf hinweisend, dass die UN-Lösungen für Konflikte oft zu lange dauern und vergleichsweise wenig bringen.

Das Album wurde im Februar 2011 veröffentlicht und kam auch in den Charts gut an: in ihrer Heimat erreichte es den beachtlichen 8. Platz. Sogar in Österreich kommt Let England Shake auf den 15. Platz und hielt sich 6 Wochen – von allen 6 Harvey-Alben, die in österreichischen Charts vorkamen, ist das die höchste Positionierung und die längste Dauer gewesen.

Neben der großartigen Single sind noch mehrere Anspieltipps zu vergeben, vor allem das langsame, getragene All And Everyone, welches vom Tod auf dem Schlachtfeld erzählt. Das Setting ist die Schlacht um Gallipoli, die Perspektive jene eines Soldaten, der von den Tausenden Toten der Schlacht erzählt. Auch In The Dark Places behandelt Krieg, diesmal aus der Sicht der einrückenden jungen Männer. Von den Lyrics her sind symbolische und direkte Kriegsbeschreibungen überall zu finden; einer der effektiveren Texte ist vielleicht Hanging In The Wire, wo der Tod eines englischen Soldaten in den Schützengräben des 1. Weltkrieges beschrieben wird.

Im Vergleich entsteht der Eindruck, dass Harvey die aktuelle Scheibe wesentlich leichter von der Hand ging als die beiden Vorgängeralben Uh Huh Her und White Chalk. Jedenfalls wirkt Let England Shake kompakter, aus einem Guss geformt, was großen Würfen wie den angesprochenen Liedern eine würdige Einbettung bietet.

Trackliste

  1. Let England Shake
  2. The Last Living Rose
  3. The Glorious Land
  4. The Words That Maketh Murder
  5. All And Everyone
  6. On Battleship Hill
  7. England
  8. In The Dark Places
  9. Bitter Branches
  10. Hanging In The Wire
  11. Written On The Forehead
  12. The Colour Of The Earth
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