Andy Oppenheimers Name ist untrennbar mit dem Begriff Minimal Wave verbunden, eine Tatsache, über die er nur bedingt glücklich ist - Oppenheimer Analysis, und vor allem deren zeitloser Hit "Devil's Dancers" steht für eine Zeit und ein Umfeld, dem sich Oppenheimer selbst nicht mehr besonders nahe fühlt.
Der Wissenschaftler, Autor und Terrorismusexperte Andy Oppenheimer kam mit der Wiederveröffentlichung der alten Oppenheimer Analysis-Aufnahmen auf dem genrestiftenden Label Minimal Wave zu neuerlichem Ruhm, zumindest in der kleinen Analog-Retro-Gemeinde. "Devil's Dancers" ist jedem ein Begriff, und bildete auch eine Art Messlatte für etwaige Neuveröffentlichungen - mit ein Grund für Oppenheimers ambivalentes Verhältnis zu seiner musikalischen Vergangenheit.
Eher unbeeinflusst vom nach wie vor herrschenden Synth/Minmal Wave-Boom hat sich Oppenheimer nach neuen musikalischen Partnern umgesehen, und in Mahk Rumbae einen kongenialen Musiker gefunden. Rumbae hat bereits in verschiedenen Bands mitgewirkt, am bekanntesten darunter wohl die Englischen Industrial-Pioniere Konstruktivists.
Das heimische Label Klanggalerie hat dem Projekt dann Beine gegeben und das Erstlingswerk veröffentlicht.
Der Name "Oppenheimer MKII" ist einerseits Wortspiel ("Mark two" - eine Anspielung auf die Tatsache, dass Rumbae der zweite "Mark" ist, mit dem Oppenheimer kooperiert - neben Mark Warner von Sudeten Creche, mit dem er das Projekt Touching The Void am Laufen hat), andererseits auch als Abgrenzung zu Oppenheimer Analysis zu verstehen ist.
Oppenheimer Analysis war ja außerdem die Kooperation mit dem kürzlich verstorbenen Martin Lloyd - der Bandname eine Kombination von Andy's Namen mit Lloyds Projekt Analysis, insofern wäre eine Fortführung ohnehin nicht möglich gewesen.
"The Presence Of The Abnormal" ist also als ein von der Vergangenheit abgekoppeltes Werk zu verstehen. Andy Oppenheimers Liebe zu 60er-Jahre-Pop einerseits und verspieltem Synthie-Pop andererseits stand als musikalische Vorgabe Pate, und genau so klingt das Album auch.
Sehr modern, kurzweilig und eingängig präsentieren sich die 12 Tracks, auch das Artwork des Digipaks orientiert sich so gar nicht an der anderswo zelebrierten Analog/Minimal-Ästhetik.
Andy Oppenheimers Stimme hat nichts an Charakter verloren, sie ist so eigen wie eingängig, trägt jedes Stück und versetzt jedes gleichermaßen mit einer eigenen Atmosphäre - ein durchgehendes Doppelspiel mit Melodien und Arrangement.
Mir persönlich gefällt die zweite Hälfte des Albums besonders gut, der Titeltrack selbst und "Adrenaline Rush" stechen heraus.
Bei zwei Tracks ist übrigens auch Corina Nenuphar zu hören (Suicide Potion, Ghost Actor, sie hat auch Backing Vocals für Collapsing New People beigesteuert) - eine ausgesprochen gute Wahl, die beiden ergänzen sich wunderbar.
Ob sich Analog-Puristen mit dem Album anfreunden können, ist schwer zu sagen - wer Synthie-Pop, New Wave mit leichtem Disco-Touch mag, wird auf jeden Fall bestens bedient.
Sobald man sich von der Erwartung auf ein neues "Devil's Dancers" oder "Cold War" löst, erschließt sich einem das Album wesentlich besser. Der Vergleich ist weder sinnvoll noch angebracht, es handelt sich bei "The Presence Of The Abnormal" um ein modernes Synthie-Pop-Album einer neuen Band, von der man sicher noch mehr hören wird.
Trackliste
- You Will Never Know
- Nobody Ever Says Thank You
- I Wish I Never Said I Love You
- The Devil's Work
- Be A Star
- On Brighton Pier
- The Presence Of The Abnormal
- Adrenaline Rush
- Action Man
- Being A Target
- My Girl Friday
- Another Nightmare
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