Mit "Vollstreckung" liefert das Berliner Projekt OAKE die Nachfolge-E.P. zu "Offenbarung", wieder auf dem 2013 gleichermaßen aktiven wie erfolgreichen Label Downwards.
Was gleich auffällt - das Artwork ist scheinbar der Verfeinerung der Vinylgestaltung zum Opfer gefallen. Gab es beim Vorgänger noch einen Stempel auf dem für Downwards sonst üblichen grauen Einheitscover, und ein Insert mit Infos und Fotos, gibt es nur noch anonymen grauen Karton, ein schwarzes Innensleeve, dafür aber sehr hübsches transparentes Vinyl mit bemerkenswertem Artwork am Etikett.
Vier Tracks gibt es auf "Vollstreckung" - vier unaussprechliche Titel, die wohl wie beim Erstlingswerk wieder als Anagramm aufgelöst werden könnten, und vermutlich ein Textzitat im Kontext des E.P.-Titels ergeben.
Vieles an OAKE lädt dazu ein, sich eingehender mit ihrem Material auseinanderzusetzen, daher auch für "Vollstreckung" wieder ein umfangreicheres Review, bei dem ich weiter ausholen muss.
Das Duo passt sehr gut in die Downwards-Welt, kann vielleicht sogar als Prototyp für die erkennbare Feinjustierung in der Ausrichtung des Labels von Karl O'Connor (u.a. Kopf von Regis) stehen.
Die Verquickung von Techno und Post-Industrial ist an sich nichts Neues, aber die Art und Weise, wie das hier geschieht, ist hier eine andere, als das etwa in den Neunzigern stattfand: Hier entdecken Künstler aus dem Techno-Umfeld die experimentelle Elektronik, wie sie vor allem im Post-Industrial Anwendung fand (da muss sich OAKE auch wieder den Vergleich mit Coil gefallen lassen, siehe auch weiter unten), für sich als Stilmittel. Früher war der Weg ja der umgekehrte: Bands aus dem Industrial-Umfeld entdeckten die Wirkung repetitiver Elemente und das Minimalistisch-Reduktionistische aus Acid und Techno für sich, und bedienten sich daraus (Beispiele: Psychic TV, Test Dept.).
Auch mit "Vollstreckung" besuchen OAKE diese wunderbare Zwischenwelt aus Beats, Drones, Ambient und düsteren, hart gesetzen Sounds. Die augenscheinlich digitale Machart definiert auch die Gesamtheit des Eindrucks: Das Kalkulierte dominiert. Da verläuft sich kein Ton, und kein Effekt verhält sich anders als geplant.
Mehr noch als beim Vorgänger erhält der Rhythmus eine bestimmende Rolle, was schon beim Opener, "Sehtohree Diin Chromtas Vehns", auffällt, und sich bei allen vier Stücken durchzieht.
Durchgängig wirken die Tracks wieder sehr dicht, sehr düster, und nicht nur in ihrer soundtechnischen Perfektion beeindruckend. Mit großartigen Soundideen wie dem Sirenengesang beim erwähnten Opener runden OAKE ihr zweifellos mit nicht wenig Aufwand produziertes Klangbild ab.
Am eindrucksvollsten ist das zweite Stück auf der B-Seite, "Wuhleor Niir Peffgeeng Pfudenn", das mich wieder mit wohligem Schaudern entfernt an Coil erinnert ("The Golden Section"). Dort bricht der Sound in Form von noise auch noch aus dem eng geschnürten Korsett aus, was der E.P. sehr gut tut.
Ein erstes Album ist angeblich bereits in der Entstehung, und man darf sehr gespannt sein, wohin sich OAKE entwickeln!
Um die Einzigartigkeit von OAKE zu erhalten, wäre es evt. empfehlenswert, sich musikalisch nicht allzusehr am Label (-chef) zu orientieren.
Zu hören hier:
Trackliste
- Sehtohree Diin Chromtas Vehns
- Toturden Giit Chreteen Dwe
- Wekanee Siin Redrech Enjenn
- Wuhleor Niir Peffgeeng Pfudenn
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