cover front

Es tut sich etwas, neue Musik entsteht, und man muss genau schauen und dahinter sein, weil es nicht offensichtlich ist und so schleichend geschieht.

Labels wie Blackest Ever Black, Downwards, Dias Records, Modern Love oder Hospital Productions, neben vielen kleinen anderen, stehen da an vorderster Front, um ziemlich mutig eine neue Generation von Bands zu propagieren. Renommierte Acts wie etwa Carter Tutti helfen natürlich auch, den Bekanntheitsgrad zu fördern.

Strömungen wie Witch House, Drone, Post Industrial, aber auch Variationen experimenteller Techno-Derivate fließen da zusammen, um ausgesprochen spannende Produktionen entstehen zu lassen. In unterschiedlicher Ausprägung stehen Künstler wie Andy Stott, Holly Herndon, Prurient, Silent Servant, Tropic Of Cancer und wie sie alle heissen, für eine neue Avantgarde, die durchaus auch einmal gefällige Beats verwenden, und somit nicht nur abstrakte, sondern auch greifbare - sprich, auch durchaus tanzbare - Produktionen schaffen.

OAKE, ein Berliner Duo, gehört da ganz sicher auch dazu. Mit "Offenbarung" ist im April eine EP auf Downwards erschienen, die experimentelle Sounds, Drones und Samples mit teils harter Elektronik verknüpft, und Rhythmus immer nebenbei mitführt, nicht außer acht lässt.

Mehr als nur ein Verweis auf die eigenen musikalischen Einflüsse ist das für Kenner wohl etwas verwirrende Innencover von "Offenbarung": Design und Layout beinhart von Coil's "Scatology"-Sleeve kopiert (während die Hülle selbst ein bestempeltes generisches Kartoncover ist, wie es wohl bei anderen Downwards-Releases auch verwendet wird - sicher zB bei den noch zu besprechenden DVA DAMAS), erinnert auch das Klangbild an die Frühwerke der legendären Britischen Formation. 
Die Reverenz ist nicht unangebracht, es könnten sich durchaus mehr Bands an Coil "anhalten".

Was es mit den Tracktiteln auf sich hat, erschließt sich mir nicht ganz - der A-Seiten-Track "Drenba Nih Sendaut" lässt solche Fragen allerdings gleich von Anfang an unwichtig erscheinen - Achteinhalb Minuten voller Geflüster, basslastigen Drones und nebelverhangener Mystik, umgeben von hallgeschwängerten kräftigen Beats, die bisweilen durchrattern, ohne wirklich "hart" zu klingen und der dichten Atmosphäre abträglich zu sein, ganz im Gegenteil. Viele verspielte Effekte, und ein sich nach etwa der Hälfte sanft einschleichender Sirenengesang verstärken die obskure Grundstimmung. Großartig, aber hört doch einfach selbst (folgender Clip ist leider recht leise geraten):

Die zweite Seite, mit zwei Tracks zu je etwa 6 Minuten, geht diesen Pfad weiter.
"Erajh Nur Dwfa" ist zwar weniger abwechslungsreich, aber nicht minder spannend - nicht zuletzt dank der hervorragenden Produktion, die es zur reinen Freude macht, in die Sounds einzutauchen.

Martialischer startet dann "Nihnin Ned Bargund", der letzte Track, der wieder mehr auf repetitive Elemente setzt, aber in einzelnen Phasen dabei gegenläufige, ungerade Rhythmen und unterschiedliche Tempi zu einem angenehm konfusen Klanggeflecht zusammensetzt, was mich dann in einigen Momenten auch ein wenig an Cut Hands erinnert.

Insgesamt eine fantastische Debüt-E.P. eines vielversprechenden Projekts, man darf gespannt sein, wie sich OAKE weiterentwickeln. Ich bleib auf jeden Fall dran!

Trackliste

  1. Drenba Nih Sendaut
  2. Erajh Nur Dwfa
  3. Nihnin Ned Bargund
Weiterführende Links