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O.Children ist eine Französisch-Britische Band, die im letzten Jahr einen unvergleichbaren Hype durchlebt hatten - noch bevor überhaupt die Rede von einem Album war, konnte vor allem die Single bzw. später dann das Video zu "Dead Disco Dancer" schon für Aufsehen sorgen.

Nicht gerade neu ist das Konzept - Post-Punk, Joy Division- und insgesamt New Wave-inspiriert kommen O.Children auf dem selbstbetitelten Debutalbum daher, Sänger Tobi O'Kandi hat eine dermaßen tiefe Stimme, die wirklich stark an Ian Curtis erinnert, ein wenig mehr, aber nicht viel mehr als an die Myriaden Curtis-Klone, die in den letzten Jahren den Indie-Bereich unterwandert haben.

"Malo", der Opener, könnte eine Smiths-Nummer sein, ich erspare mir aber im weiteren die Vergleiche, denn davon gibt es einfach zu viele - sehr viele Anleihen haben sich O.Children da erlaubt... eigenständig klingt das Ergebnis dann aber schon auch irgendwie, wenn auch nicht auf unbedingt positive Weise.

"Dead Disco Dancer", oben angesprochenes Lied, das zweite am Album, überrascht dann mit einer Überarbeitung vor allem in der zweiten Hälfte - insgesamt ein wenig geglättet, aber nach wie vor der unglaubliche Ohrwurm, der es schon im letzten Jahr war.

Ungeahnte Tiefen erreicht O'Kandi's Stimme dann bei "Heels", das dann auch verstärkten Synthieeinsatz bringt, aber doch orchestrale Ausmaße annimmt.
Immer stärker werden jedoch auch die Vergleiche, die man anstellt... mit jedem Stück mehr hat man das Gefühl, an einer Zeitreise durch die Achtziger teilzunehmen... dauernd hat man das Gefühl, dass man das gerade gehörte Lied schon seit Ewigkeiten kennt.

"New Grave" wird als neuer Genrename für O.Children verwendet... woher das "New" kommt, entzieht sich allerdings meiner Vorstellungskraft.

Zweifelsfrei sind O.Children technisch grandios, die Songs eingängig und gefällig, die Prise "Dark Indie" ist nicht abstreitbar, trotzdem... der fahle Nachgeschmack, da etwas nicht wirklich neues zu hören, bleibt bestehen.

Den Vergleich mit Interpol müssen sich O.Children schon gefallen lassen, aber schwerer wiegt die Tatsache, dass sie ihre Idole nicht nur schamlos abkupfern, sondern auch noch durch einen Weichspülgang schicken, der jede Ecke und jede Kante wegnimmt.

Da hilft auch "Radio Waves" und das 10minütige "Don't Dig" nicht, die noch am rockigsten und schrägsten, und bezeichnenderweise auch "original" klingen.

Zusammenfassend: O.Children werden ihrem vorauseilenden Ruf nicht gerecht, das Album ist zwar ganz okay, aber über den Schatten ihrer eigenen Vorbilder können sie damit nicht springen.

Trackliste

  1. Malo
  2. Dead Disco Dancer
  3. Heels
  4. Fault Line
  5. Smile
  6. Ezekiel's Son
  7. Ruins
  8. Radio Waves
  9. Pray The Soul Away
  10. Don't Dig
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