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Da schau her: der gute alte Monte Cazazza bringt 31 Jahre nach seiner ersten Single tatsächlich sein Debut-Album heraus! 1979 erschien die Single "To Mom On Mother's Day" auf Industrial Records, dem Label von Throbbing Gristle. Zwei weitere Singles sollten folgen, eine Kollaboration mit Factrix, und vor 15 Jahren eine Techno-Maxi unter dem falsch geschriebenen Namen "Cazzaza". Sonst war Monte hauptsächlich als coole Figur im Umfeld der Industrial-Culture zu bestaunen. In den letzten Jahren ist es dann komplett ruhig um den Erfinder des Slogans "Industrial Music for Industrial People" geworden.

Nun liegt mit "The Cynic" tatsächlich das Debut-Album von Cazazza vor. Unangekündigt war es plötzlich da, ohne Medienrummel, ohne große Werbetrommel. Erschienen auf dem Mute-Ableger Blast First Petite, das in letzter Zeit vor allem durch seine Serie an Suicide-Coverversionen im Gespräch war. Produziert wurde die Platte von Industrial-Grantscherben Brian Lustmord, der auch für den Mix und zusätzliche Programmierung verantwortlich zeichnet. Psychic TV-Mann Fred Giannelli tritt als Gitarrist in Erscheinung, Lydia Lunch hat einen der Texte mitgeschrieben. Der Rest scheint von Cazazza selbst zu sein.

Der Opener "Interrogator" ist ein düsteres, schönes Stück Dark Ambient. Wabernde Donnergeräusche liegen über einem melodischen Synthie-Teppich. "A Gringo Like Me" hingegen ist ein repetitives Stück Gitarrenmusik mit leicht südamerikanischem Touch. Unterschiedlicher könnte Track 3 dann nicht sein, "Break Number One" ist Technopop instrumental, schön altmodisch, wie es sein soll. "Terminal" ist dann das vielleicht obskurste Stück der Platte: eine Version von Psychic TVs "Terminus", ähnlich aufgebaut wie das Original und mit demText einer psychedelischen 60er-Jahre Single unterlegt. Wieso Cazazza diese Nummer covert, ist unklar, nett ist es allemal. "Venom" ist wieder Elektropop, ein wenig moderner als "Break". In dieser Tonart geht es dann auch weiter: "What's so kind about mankind" ist eine schöne tanzbare misantropische Pop-Perle. Der Schlusstrack, "Birds of Prey" ist dann noch ein melancholisches Synthiestück, das den Bogen des Albums abrundet.

Summa summarum handelt es sich um eine wunderbare Platte. Ich wurde im Laden bereits gefragt, ob man sich das Album auch kaufen würde, wenn es nicht von Monte Cazazza wäre. Die Antwort is ja. Man darf sich keine Industrial-Platte erwarten, auf der ein Extrem das nächste jagt. Auch Monte ist älter geworden. Und zwar würdevoll. Anstatt auch heute noch schockieren zu wollen, macht er das, was er am besten kann. Verschroben-böse Texte zu schreiben (oder auch gut zu stehlen). Respekt.

Trackliste

  1. Interrogator
  2. A Gringo Like Me
  3. Break Number One
  4. Terminal
  5. Venom
  6. What's So Kind About Mankind
  7. Birds Of Prey
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