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Mephisto Walz sind eine vielfach unterschätzte Band, zählen aber in Wirklichkeit zu den ganz wenigen Pionieren im Gothic Rock. Gegründet 1985 von Barry Galvin (Bari Bari) nach seinem Ausstieg bei Christian Death, ist die Zahl der Veröffentlichungen doch relativ überschaubar - abgesehen von der legendären, gleichnamigen 12" aus 1986, brauchten Mephisto Waltz (so die ursprüngliche Schreibweise) immerhin bis 1992, bis "Crocosmia" als erstes Album herauskam.

Der Sound von Mephisto Walz war immer geprägt von seinem Gitarrenspiel - der typisch "verwaschene" Sound, der sich zu einer Gitarrenwand verdichtete, ohne jedoch jemals in Kakophonie zu verenden, sollte sich später als eines der markantesten Stilmittel im Gothic Rock manifestieren - mich möglicherweise auf Glatteis begebend, wage ich zu behaupten, dass Faith And The Muse ohne Mephisto Walz möglicherweise ein wenig anders klingen würden ... aber das sind vage Spekulationen!

Treu geblieben sind Mephisto Walz auch ihrem Konzept - der typische Gitarrensound nebst Drumcomputer und weiblichen Vocals, zumindest meistens.
Galvin, der auch bei Carcrash International und Scarlet's Remains tätig war, hat sich nun also 7 Jahre Zeit gelassen seit dem letzten Album "Insidious", um nunmehr "IIIrd Incarnation" zu präsentieren.

Mit neuer Sängerin (Sara Reid, bisher noch nicht auffällig geworden) ausgestattet, kommt das neue Album über CD Baby auf den Markt - wo sie recht günstig zu erwerben ist, übrigens.

Mit 15 Tracks ist "IIIrd Incarnation" für Fans ein mehr als fröhlichmachendes Album, und es findet sich darin - ich greife vor - kein einziger Lückenfüller.

Schon der Opener "Alexandria" prescht los und zeigt, dass sich Mephisto Walz offenbar neu erfunden haben, ohne ihre Wurzeln abzulegen - Barry Galvin übernimmt auch die Vocals, was dem Song nur zuträglich ist - ein großartiges Stück!

Weiter geht's mit "Keep Me From Waking", wo man Sara Reid (alias Sara Kross) erstmals belauschen darf - und die Dame hat wirklich etwas beizutragen, ihre Stimme passt grandios zum Sound, mir steigen die Glückstränen in die Äuglein!

Hier wird man auf wirklich erfrischende Weise an eine Zeit erinnert, als Gothic noch unter "Positive Punk" firmierte, roh und schnell fängt das Album an - und vor allem: mitreißend.

Danach geht es eher in typischere Gefilde zurück, "Voices" und "The Storm" werden Fans der früheren Songs sehr freuen, bis "Damaged Art Hippy" fast schon wie eine Dead Kennedys-Nummer klingt - sehr schnell und räudig.
Sara Reid übernimmt wieder bei "The End Is Near", wo sie sich mit Galvin's Gitarre misst, und dabei eine außerordentlich gute Figur macht.

Es gibt auch beim Rest des Albums kaum etwas zu beanstanden, sehr kurzweilig und abwechslungsreich, und voller kleiner Überraschungen - wie etwa die verzerrten Vocals bei "They Roll". Jedenfalls ist es ein Riesenschritt vorwärts, was Songwriting und Arrangement betrifft - auch wenn ein wenig Süßlichkeit verloren ging.

Fazit: Kaum zu glauben, dass Mephisto Walz es 2011 gelingt, so frisch und progressiv zu klingen und sich selbst neu zu erfinden, und trotzdem eindeutig Mephisto Walz zu bleiben.
Sara Reid passt sich perfekt in den Sound ein und ist definitiv eine Bereicherung. Schon jetzt eines der wichtigsten Alben 2011 und wohl auch ein wichtiger Impuls für das gesamte Genre! Kaufen!

Trackliste

  1. Alexandria
  2. Keep Me From Walking
  3. Voices
  4. The Storm
  5. Damaged Art Hippy
  6. The End Is Near
  7. Going Under Ground
  8. Betrayal By Light
  9. When Come The Vultures
  10. The Beats Within
  11. One
  12. The Last Stand
  13. They Roll
  14. Cupid Arrows
  15. Rusted Tambourine
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