Von Hatesex war mir bisher nicht viel geläufig, obwohl Benn Ra kein Unbekannter ist, war er doch schon bei Diva Destruction, Scarlet's Remains und Frank The Baptist beteiligt.
Gemeinsam mit Krisanna Marie ist er also Hatesex.
Nach einer langen Auszeit von immerhin 6 Jahren ist nun "A Savage Cabaret, She Said" erschienen, und ich muss euch sagen, ich bin begeistert!
Für mich war der Sound von Bands wie Mephisto Walz und Faith And The Muse schon immer unwiderstehlich, und meiner Meinung nach auch unverzichtbarer Bestandteil des Gothic Rock.
Unter Mitwirkung von Frank Vollmann (Frank The Baptist) und Bari Bari (alias Barry Galvin, vormals Christian Death, Mephisto Walz, Scarlet's Remains u.v.a.) entstand also "A Savage Cabaret, She Said", und es sei jedem Gothic Rock - Liebhaber ans Herz gelegt!
Das kurze Intro lässt Cabaret vermuten, doch gleich "A Rose Without Eyes" danach peitscht einen knallhart in eine verlorengeglaubte Utopie des Goth Rock - Krisanna's Stimme (ein Zwischending von Monica Richards und Christianna, Ex-Mephisto Walz) führt melodisch über einen geraden Drum Computer-Beat und sehr flächige Gitarren, die hinreißende Sounds liefern, man könnte fast schon sagen, dass sich hier Mephisto Walz und Diva Destruction irgendwo treffen und etwas neues kreieren.
Bei "Operetta 19" variiert Krisanna, allerdings offenbart sich hier auch leider ein wenig die Tatsache, dass breiter Stimmumfang nicht gerade zu ihren Parametern gehört, aber das macht überhaupt nichts, sie überzeugt mit kühler Inbrunst und ihren sonst wirklich hervorragenden Vocals.
"Wanderlust" ist definitiv auch ein Highlight, der Drumsound kälter, dezenter Bass und Synthiesounds mischen sich unter die etwas zurückgenommene Gitarre, Krisanna senkt ihre Stimme, was ihr auch ganz gut steht.
Auch "The Red Curtain Masquerade" überzeugt, etwas getragener zwar, aber es kommen immer wieder überraschende Wendungen auf den Hörer zu - ein Attribut, das eigentlich auf das gesamte Album zutrifft. Man wähnt sich in gewohnter Goth Rock-Umgebung, und doch gibt es immer wieder verschiedene Aha-Erlebnisse.
"Throe II" - ein kleines Intermezzo zum Runterkommen, etwas das nach Xylophon klingt, umspielt einen leider von Diva Destruction schon im Übermaß beanspruchten Synthie-Sound, das wäre eigentlich nicht notwendig gewesen... aber für 2 Minuten hält man das schon durch.
Und dann bricht "Necrokiss Of The Melancholy" los, das wieder in die Kerbe der besseren Stücke schlägt, kein Hit, aber auch passabel.
Ja und bei "I Am" wirds plötzlich seltsam, wenn Frank Vollmann alias Frank The Baptist zum Duett anstimmt - ein wenig Umgewöhnung ist notwendig, aber wie schon erwähnt, man weiß ja schon, dass hier kein geradliniges Album mit immergleichen Stücken vorliegt.
"I Am" ist nicht gerade mein persönlicher Favorit, aber eine nette Abwechslung, und sympathisch.
"Darling Divanora" rattert dann wieder in eine ganz andere Richtung, eine Synth-Bassline gibt den Rhythmus vor, und Krisanna rettet den sonst eher eintönigen Track mit schneidenden Vocals.
"The Forest Of I" ist wiederum ein Highlight, wenn auch ein überraschend poppiges.
Fazit: Ein großartiges, gar nicht so typisches, aber trotzdem klassisches Gothic Rock - Album, das sich mit Synthie-Beiwerk und diversen Stilvariationen von Vorreitern und Vorbildern emanzipiert. Absolute Kaufempfehlung!
Persönliche Anmerkung: Der Bandname ist nicht gerade glücklich gewählt, finde ich.
Hätte ich nicht die Namen der Mitwirkenden gelesen, und wäre ich nicht über Scarlet's Remains und Mephisto Walz darauf gestoßen, wäre ich wohl ein wenig voreingenommener gewesen, ehrlichgesagt. Ich bin der Meinung, der Bandname sollte schon ein wenig Aufschluß über Sound und Ausrichtung der Band geben, aber ich liege da eventuell total daneben.
A Rose Without Eyes:
Trackliste
- The Savage Cabaret Of Sins (Fragment)
- A Rose Without Eyes
- Operetta 19
- Wanderlust
- The Red Curtain Masquerade
- Throe II
- Necrokiss Of The Melancholy
- I Am
- Darling Divanora
- The Forest Of I
- The Savage Cabaret Of Sins (Reprise)
Kommentare
Album jetzt auch gekauft - gelungen!
Schön dass es von Hatesex was neues gibt!
Auf der ersten Hatesex (Unwant) ist auch extra ein Sticker drauf "Featuring Benn Ra - Ex-Diva Destruction". Ich hab sie aber nicht deswegen gekauft, sondern weil sie in Leipzig waren (wo sie blöderweise in der kleinen Agra-halle gespielt haben und ich sie auch als Nicht-eingewiehter versäumt hab; die damals noch aktiven Vienna Deathrock-Aktivisten haben mich aber auf das Versäumnis hingewiesen und ich hab mir eben dann die CD besorgt).
Ich kann allen die Diva Destruction mögen diese erste Hatesex-CD auch wärmstens empfehlen. Wer Diva Destruction allerdings nicht schätzt, hat dann nichts versäumt, weil der Gothic Rock wird auf "Unwant" auch nicht neu erfunden.
Fürs Protokoll der Gothic vs. Metal-Diskussion kann man hierzu ein Addendum einfügen: Auf "Unwant" ist eine Coverversion von "Black Magic" zu hören (und wem das jetzt nix sagt, der muss gugeln! :-D Noch ein kleiner Hinwies: Die credits der Nummer gehen an Hannemann/King *sichzerkugel*). Und das noch dazu verschärft in einer deutschen Übersetzung die mit radebrechendem englischen Akzent dargeboten wird - wenn man so will auch eine wunderschöne Coverversion des tödlichen Witz "Üüüüün düüüüühhsem Looooch" *sichweiterzerkugel*)
@2xT, danke für die Infos!
Die Band hat sich nach dem Song "Hatesex" von Benns erster Band, THE SECULAR, benannt. "Wanderlust" ist mein Favorit, "A Rose Without Eyes" war in einer Demo-Version auf dem letzten "Darkness Before Dawn"-Sampler zu finden und auch bei "I Am" teile ich deine ambivalente Meinung. Ist zwar irgendwie "nett", erzeugt aber einen ziemlichen Bruch im Gefüge des Albums.