cover front

Gut zwei Jahre sind vergangen, seit Death In June das Klavieralbum "Peaceful Snow" veröffentlicht haben. Was damals im übrigen für allerlei Kontroverse sorgte, denn ist Death In June denn noch Neofolk, wenn statt der akustischen Gitarre das Klavier im Vordergrund steht? Fast wirkt es so, als würde Douglas P. genau diese Frage ein für alle Mal beantworten wollen. Denn soeben ist das Nachfolgeralbum erschienen, und das ist nichts anderes als die Gitarrenversion von "Peaceful Snow".

Wenn man sich einige Monate zurückerinnert, dann denkt man unweigerlich an die Kontroversen um die beiden letzten Death In June-Konzerte in Wien. Wie keine andere Band spaltet Douglas P. die Hörerschaft in zwei Fraktionen: die einen meinen, seit dem Abgang von Tony Wakeford und Patrick Leagas sei nichts gescheites mehr erschienen. Die anderen finden, genau die Kontinuität mache den Reiz von Death In June aus. Und dann gibt es natürlich noch all die Debatten um die politische Ausrichtung der Band. Ex Bandmitglieder lassen kein gutes Haar aneinander. Eine linksextreme "Partei" rief zum Boykott gegen das Wienkonzert auf und demonstrierte vor dem Laden des Veranstalters. Death In June beschäftigten sogar den Grünen Parlamentsklub, der ziemlich unreflektiert das nachplapperte, was ihm das Internet vorsagte.

All diesen Querelen zum Trotz (und diese sind keine Wiener Eigenheit, die gleichen Kontroversen gibt es überall) geht Douglas P. unbeirrt seinen Weg. Er verweigert weiterhin ein eindeutiges Statement zu seinen politischen Ansichten. Obwohl, in der Zwischenzeit hat P. fast alle in der Kritik stehenden Songs ("Rose Clouds of Holocaust" zum Beispiel) erklärt. Doch das reicht vielen nicht aus. Man wünscht sich etwas ähnliches, das Tony Wakeford gesagt hat, nämlich, dass er in seiner Jugend bei der National Front war, und dass er heute weiss, dass das ein Fehler war. Nur war Douglas P. halt nicht bei der National Front.

Doch lassen wir all das beiseite, und kehren wir zurück zum neuen Album. "The Snow Bunker Tapes" ist kein neues Album an sich. Es ist ganz im Gegenteil sogar der Vorgänger von "Peaceful Snow". Es finden sich darauf die Urversionen der Songs, die Miro Snijder mit seinem Klavierspiel unterlegt hat (Totenpop Versionen genannt). Dem ganzen haftet eine Demo-Qualität an, man hört, dass hier nicht nachträglich produziert wurde, sondern dass das Material rau und unbearbeitet präsentiert wird. Es stellt somit die Quintessenz von Death In June dar, purer geht es kaum. Der einzige Vergleich der sich aufdrängt, ist ein Douglas P. Solokonzert mit Gitarre, so wie es letztens im Totem stattgefunden hat. Manchem mag das als langweilig erscheinen, und das ist auch verständlich. Doch wer sich auf die Kargheit der Aufnahmen einlässt, dem wird sich nicht entziehen, was für ein großartiger Songwriter Douglas P. immer noch ist. Vielleicht ist es Zeit, Death In June aus dem Neofolk zu haben und in die Kategorie Singer/Songwriter zu stellen.

Eine neue "Nada" oder "The World That Summer" wird es wohl nicht mehr geben und die Geister werden sich weiterhin an Death In June scheiden. Aber wenn man all die Exmitglieder von Death In June zusammennimmt, wird man auch erkennen, dass keiner davon etwas veröffentlicht hat, was besser ist als das, das Douglas P. heute macht. Auch wenn er sich weiterhin komplett verweigert, wenn er mit seinen ehemaligen Kumpels auf Kriegsfuß steht und gegen der Rest der Welt zu kämpfen scheint: Douglas P. ist und war der kreativste Kopf von Death In June. Und er hat so ganz nebenbei ein eigenes Genre erschaffen, dass bis heute voll ist mit Epigonen, die versuchen etwas ähnliche Spannendes zu kreieren.

Peaceful Snow (Totenpop version)

Rose Clouds of Holocaust (Live Wien 2012)

Trackliste

  1. Murder Made History
  2. Fire Feast
  3. Peaceful Snow
  4. Life Under Siege
  5. A Nausea
  6. Wolf Rose
  7. The Scents Of Genocide
  8. Red Odin Day
  9. My Company Of Corpses
  10. Cemetery Cove
  11. Our Ghosts Gather
  12. Neutralize Decay
  13. The Maverick Chamber
Weiterführende Links