Christian Death, auf diesem Album in der Originalbesetzung, sind für viele das Maß aller Dinge wenn es um Gothic/Death Rock geht (solche Genrebezeichnungen existierten damals natürlich noch nicht). 1982 erschienen, wurde "Only Theatre Of Pain" als Debutalbum schnell zum Meilenstein in der Geschichte des Gothic.
Die 1979 gegründeten, dann schnell wieder aufgelöste Band rund um Rozz Williams hat es der 1981er-Compilation "Hell Comes To Your House" ("Dogs" war der Beitrag) zu verdanken, dass sie von Frontier Records entdeckt wurden, was ihnen die Chance gab, diverse Demoaufnahmen (die dann später als "Deathwish" in Mini-Album-Form veröffentlicht wurden) neu aufzunehmen und gemeinsam mit neuen Stücken auf ein Album zu packen.
Einige Stücke, die es damals nicht aufs Album schafften, wurden später übrigens am ersten Shadow Project - Album wiederverwertet, dies aber nur nebenbei.
Only Theatre Of Pain ist ein klassisches Gothic-Album in dem Sinn, als sich Texte und Arrangements klar an Themen wie Punk, Okkultismus und Romantik orientieren, vor allem die Instrumentierung ist auch ein eindeutiges Zeichen für die damalige künstlerische Auffassung von Gothic.
Die Glocken am Anfang von "Cavity - First Communion" läuten also die Messe ein, die mit dem rückwärts abgespielten Vaterunser beendet wird - und dazwischen einen Bogen von klassischem Punk über experimentierfreudiges Gitarrenkreischen bishin zu fast eingängigen Stücken spannt.
Blut, okkulte Riten, Hamlet (siehe auch das Cover), Christentum, Tabus, Tod und Angst sind zusammenhängende Kernthemen des Albums, und wie kaum ein anderer schaffte es Rozz Williams schon im zarten Alter von 19 Jahren, diese Themen unkitschig, unprätentiös und direkt in seine Texte zu weben.
Das Album funktioniert als Ganzes, einzelne Tracks hervorzuheben fällt schwer, wenn auch Titel wie "Romeo's Distress", "Spiritual Cramp" und "Ressurection - Sixth Communion" fast schon als Hits zu bezeichnen sind.
Der relativ geradlinige Stil, der sich durch das ganze Album zieht, wird durch Ideenvielfalt jedes einzelnen Stücks bereichert - auch an überraschenden Wendungen fehlt es nicht.
"Mysterium Iniquitatis" (in anderen Aufnahmen auch als "Theatre Of Pain" betitelt) etwa ist vollständig rückwärts gesungen, "Stairs (Uncertain Journey)" greift das musikalische Thema des Stücks in anderer Form wieder auf, ohne sich dabei zu wiederholen.
Auch an Ironie mangelt es nicht, und das ist das erfrischende an diesem Album.
"Only Theatre Of Pain" prägte ein Genre und die Weiterentwicklung des Death Rocks, nicht nur in den USA, sondern auch ein Europa, wo sich der amerikanische Gothic bis heute großer Beliebtheit erfreut.
Laut Textbeilage zeichnet auch eine gewisse Eva O. verantwortlich für backing vocals, wo diese allerdings vorkommen sollen, hat noch niemand wirklich herausgefunden.
Vergleiche zu anderen Alben oder Bands sind hier leider schwer bis gar nicht zu ziehen, auch für Christian Death selbst ist "Only Theatre Of Pain" ein stilistisch einzigartig gebliebenes Album - gerne hätte man noch mehr aus dieser Richtung gehört, aber durch die zweite Auflösung der Band nach Erscheinen des Albums hat sich diese Ära auch wieder erledigt.
In neueren Auflagen wurde übrigens das oben schon erwähnte Minialbum "Deathwish" in Form von Bonus Tracks "angehängt", und die drei Stücke, die es von den Demoaufnahmen auf OTOP geschafft haben ("Romeo's Distress", "Cavity" und "Spiritual Cramp") haben zwar auch ihren Charme, klingen aber am hier besprochenen Album auf jeden Fall besser.
Schade auch, dass "Dogs", "Desperate Hell" und "Deathwish", oft als die besseren drei der Deathwish-Stücke angesehen, es nicht zu einer Neuaufnahme geschafft haben, gerade "Desperate Hell", das gut und gerne als das beste Christian Death- Stück überhaupt betrachtet werden kann, blieb somit in rohem Demozustand.
Tipps zum Weiterhören:
- Christian Death: Catastrophe Ballet (das Folgealbum, dann schon mit Valor, Gitane DeMone und David Glass)
- Shadow Project: Shadow Project (das Erstlingswerk, mit einigen Songs aus der OTOP-Ära)
- Christian Death: Invocations (Liveaufnahmen und unveröffentlichte Studiotracks)
Trackliste
- Cavity - First Communion
- Figurative Theatre
- Burnt Offerings
- Mysterium Iniquitatis
- Dream For Mother
- Stairs - Uncertain Journey
- Spiritual Cramp
- Romeo's Distress
- Ressurection - Sixth Communion
- Prayer
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