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Dass vorliegend eine neu aufgenommene Version des 2010 erschienenen Albums „Am Himmel mit Feuer“ veröffentlicht wird, ist wirklich mehr als erfreulich. Befinden sich doch auf diesem einige der besten und schönsten Songs, die Art Abscons jemals geschrieben hat, jedoch aber  in optimierungswürdiger Produktion und Qualität. „Am Himmel mit Feuer II“ ist nun wirklich mehr als anständig produziert, aber nicht nur das, die Songs wurden auch neu geordnet und manche sogar radikal uminterpretiert.

Vier kurze Fragmente des Erstlings sind weggefallen, dafür gesellt sich mit „Jungfrau und Lilie“ eine Rekonstruktion vom auf „Der verborgene Gott“ erschienenen „Rune“ dazu, die nach dem warmen Kratzen und Rauschen einer alten Chanson-Platte klingt - mich persönlich an Facetten des Werks des tschechischen Liedermachers Karel Kryl erinnert. Zum Abschluss des Albums gibt es mit dem mittelalterlichen Folkpop-Duett „Silber und Gold“ den zweiten neuen Track. Der, wohlgemerkt, nicht unbeachtlich nach den Sechzigern und Fairport Convention klingt. Aber zurück zum Anfang.

„Galathea Am Himmel Mit Feuer“ als Opener gerät zu einem imposanten Neofolk-Schunkler mit kräftigem Paukenschlag und Akkordeon - Forseti lassen grüßen. Die Erstaufnahme ist vielleicht die kantigere, die Neuaufnahme aber die definitiv eingängigere. Produktionstechnisch gewinnt die Neuaufnahme, aber das wurde ja schon oben angedeutet und gilt auch für alle anderen Nummern und wird deswegen nicht mehr erwähnt.

„A Mon Seul Désir“, in seiner Erstversion zu höhenlastig produziert und vergleichsweise bissig gesungen, fließt nun warm und weich in seinem eigenwillig hypnotischen Rhythmus dahin. Schmeichelnder Sprechgesang, mehr singend als sprechend, führt durch diesen großartigen Song. Wenn man mit einem einzigen Song seine Liebe zu diesem ambivalenten Bastard namens Neofolk erklären müsste, „A Mon Seul Désir“ käme wohl in die allerengste Auswahl. „Die Liebhaberei für das Absolute/ für das Wirken des Teufels und das absolut Gute/ die Faszination für entweihte Symbole/ schießt aus dem Lauf deiner Freitodpistole (…)“.

„Schwarzes Schiff“ überrascht auch hier wieder mit ins Falsett kippendem Gesang und einer Songarchitektur, die mehr nach Wave, Post-Punk und Deutscher Welle als nach Neofolk klingt. Genauso wenig zu Neofolk gerät die neue Version von „Der 13. Gast“ - im verqueren Reggea-Rhythmus, was nicht wirklich übel, aber vielleicht doch etwas gewöhnungsbedürftig ist; der düstere Text jedenfalls findet in der paukenschlagenden und galgenstrickgitarrigen Umsetzung der ersten Version eher seine Entsprechung.

„Freie Felder“ und „Für immer und hier“ sind, wie schon in ihren Erstversionen, die wohl ergreifendsten und gänsehautlastigsten Lieder, die Art Abscons zu bieten hat. Erstes mit jener wuchtigen Metapher als Refrain, die so unglaublich treffend auf die Ambivalenz der menschlichen Schöpfung aus Sicht eines demiurgisch-schelmischen Deus Absconditus verweist - „Ein grausamer Gott hat uns sehend gemacht/ und in der Nacht hat er das Licht ausgemacht“. „Wozu all die Schönheit?“ fragt das Lied in Anbetracht des eigenen Verblühens, und legt in diese simple Frage ein Maximum an Gewicht. „Für immer und hier“ mag die Antwort darauf sein, zum lieblichen Zusammenspiel von psychedelischer Gitarre und Glockenspiel wird in dieser besinnlichen Perle die Reichhaltigkeit der Mystik des Alltäglichen durchdekliniert und die Nachhaltigkeit des inneren Erfahrungsschatzes besungen. 

Zwischen diesen beiden metaphysischen Balladen lauert „Nur das Erinnern“ (vormals “Chant Solitaire“) als Tiger-Lillies-Polka, wenn dieses Schelmenstück nicht der Soundtrack zum Tanz in den Untergang ist - „Langsam und einsam verhallt jeder Schritt, nur das Erinnern kommt ewig mit.“. Ein Einschub partytauglicher Dekadenz, ein fröhliches Prosit am Rande des Abgrunds, bevor man von den Faktizitäten des Lebens überwältigt ebenjenen herabstürzt. 

„Am Himmel mit Feuer II“ steht in gewisser Weise  sehr nahe bei „Les Sentiers Éternels“ und kommt auch mit dessen CD-Version als veröffentlichungstechnischer Zwilling auf den Markt. Vor allem auch stilistisch in Form einer schönen und eigenwillig kartonierten CD-Hülle . Also, nicht zögern und gleich im Doppelpack bestellen. Denn Art Abscons Musik, und dieses Kunststück gelingt nicht vielen, hat Bestand und bleibt einem als treuer Freund und Füllhorn magischer Momente erhalten.

Trackliste

  1. Galathea Am Himmel Mit Feuer
  2. A Mon Seul Désir
  3. Schwarzes Schiff
  4. Magik
  5. Jungfrau Und Lilie
  6. Der 13. Gast
  7. Im 3. Raum
  8. Freie Felder
  9. Nur Das Erinnern
  10. Für Immer Hier
  11. Silber Und Gold
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