cover front

Agent Side Grinder haben sich in den letzten Jahren mit ihren genreübergreifenden, einfallsreichen und angenehm schrägen Sounds sehr viele Freunde gemacht - ihre beiden ersten Alben auf Enfant Terrible, wie auch ihre Tape-Releases, waren für viele eine willkommene Abwechslung zur Übermacht an unterkühlt dargebrachter Elektronik.

Kristoffer Grips harte, brachiale Vocals - gerne mit Ian Curtis verglichen - über melodiösen, analogen Sounds, die an frühe elektronische Bands erinnern, ergeben einen spannenden Mix, der nicht so richtig eingeordnet werden kann, und eine mitreißende Dynamik, der man sich schwer entziehen kann.

So auch auf "Hardware", dem dritten Album, das allerdings einiges an Ungestümheit eingebüßt hat, dafür wesentlich ausgereiftere Arrangements zu bieten hat.

Kein Wunder, dass in anderen Reviews die Rede davon ist, dass die Vocals zu "gewollt böse" rüberkommen - der Eindruck mag entstehen, weil - und da ist der Opener, "Look Within", gleich ein gutes Beispiel - musikalisch eher Feingliedrigkeit vorzufinden ist, fast schon klinische Sauberkeit herrscht da bisweilen.

Zu organisch für EBM, zu hart für Wave, präsentieren sich Agent Side Grinder wieder unverkennbar eigenwillig, und trotzdem will sich bei mir keine Begeisterung einstellen.

Der bereits erwähnte Opener "Look Within" ist ohne Zweifel eines der besten Stücke hier, auch "Sleeping Fury" ist sehr eingängig - trotzdem springt der Funke nicht so recht über.
"Rip Me" klingt dann wiederum sehr weichgespült, mit - für meinen Geschmack - zu viel Anbiederung an Achtziger-New Romantic/New Wave, wie auch bei "Wolf Hour", das im Refrain wie ein schlechterer Gary Numan-Song klingt.

Zurückgenommen, aufgeräumt, geglättet, um jegliche Dissonanz beraubt, wirkt "Hardware" wie ein überproduzierter Versuch, sich des Trashs und der Wildheit zu entledigen, die ich persönlich immer so an der Band geschätzt hatte.

Da hilft auch das großartige "Mag 7", das für sich stehend sicher eines der besten Agent Side Grinder-Stücke ist, nicht. Gleich danach ein sehr schwaches Stück, "Pyre", über das ich hier den Mantel des Schweigens hüllen möchte.

"Bring It Back" ist an sich auch ganz nett, klingt aber wie eine mißlungene Nitzer Ebb-Coverversion.

Und doch schafft es dann "Stranger Stranger", das Abschlußstück, mich über das Album ein wenig mehr zu freuen, denn damit steigt für mich der Gesamteindruck und das Fazit auf "die Hälfte der Nummern weg, und als EP rausgebracht, wäre das eine großartige Veröffentlichung".

Trackliste

  1. Look Within
  2. Sleeping Fury
  3. Rip Me
  4. Wolf Hour
  5. Mag 7
  6. Pyre
  7. Bring It Back
  8. Stranger Stranger
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