Stroszek, Werner Herzog, 1977
Ich habe mir den Film (in der dt. OV) jetzt mal angeschaut und eines gleich vorweg:
aufbauend ist dieser Film sicher nicht, er hat zwar seine lichten, kauzig komischen
Momente, aber der Grundtenor ist ernst und die darin spielenden Figuren und Szenen
wirken wie direkt aus dem Leben gegriffen. Unprätentiös, unverschnörkelt wird die
Geschichte von drei Freunden aus Berlin erzählt, die in die USA reisen um dort ihr
Glück zu suchen. Bruno, ein gerade frisch aus dem Gefängnis entlassener, dem Alkohol
sehr zugeneigter, schwermütiger Straßenmusiker, Eva, eine von ihren Zuhältern drangsalierte
Prostituierte sowie der betagte Nachbar Scheitz, der Bruno´s Wohnung während seiner Haft
gehalten hat, bilden das hoffnungsvolle Trio.
Anfänglich läuft es ja in der neuen Heimat, dem Provinzkaff Plainsfield, Wisconsin, ganz gut an:
Bruno arbeitet in der Werkstatt des Neffen von Herrn Scheitz, Eva als Kellnerin in einem truck stop
und Herr Scheitz geht seinem eigenartigen Hobby wie „tierischem Magnetismus“ nach.
Und gewisse Szenen mit Abgründigkeiten aus der Provinz verleihen dem Film durchwegs auch eine
gruselige Note.
Schneller als gedacht holt sie die Realität ein: Eva muss bald wieder das machen, was sie eigentlich
hinter sich lassen wollte: anschaffen gehen, um die Raten für das meterlange Wohnmobil aufzutreiben,
Bruno wird wieder rückfällig und fängt ob der finanziellen Misere wieder zu saufen an und Herr Scheitz
glaubt an eine Verschwörung. Das „sich im Kreise drehen“ zieht sich wie eine Metapher durch den ganzen
Film. Eva wird es alsbald zu viel und macht sich mit zwei Truckern aus dem Staub, das Wohnmobil wird
zwangsversteigert, Bruno und Scheitz wollen die für die Versteigerung verantwortliche Bank überfallen,
doch die hat gerade geschlossen und so bleibt es beim Überfall auf einen kleinen Friseursalon mit
mickriger Beute, mit der sie in einem gegenüber liegenden Supermarkt Proviant sowie einen Truthahn
(dem Wahrzeichen der USA ?) einkaufen. Scheitz wird dort von der Polizei geschnappt, Bruno entkommt
und flieht in ein Indianerreservat mit einem beeindruckenden Welcome Chicken Dancing. Gespoilert wird
nicht - finale Szenen sind ja u.a. in „Control“ zu entdecken..
“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.12.19 12:34 von Seraphina.