Hier nun kurz meine Eindrücke zu "Only lovers left alive":
„Hihi – der Jarmusch versucht sich jetzt im Vampirsaugergenre!“ dachte ich mir spontan,
als ich zum ersten Mal von seinem aktuellen Film erfuhr. Aber wo Jarmusch drauf steht,
ist auch Jarmusch drinnen – sprich: ein ordentlicher Schuss schwarzer, lakonischer Humor
und ebenso viel Underground Charme und Rock`n`Roll!
So kommentiert zB Eve beim Entsorgen einer Leiche in einem Industriesäurebecken mit:
„Das war was für´s Auge“ und in einer anderen Szene wird als Dessert „Blut am Stiel“
gereicht.
Lecker!
Jarmusch´s Vampire sind keine durch dunkle Gassen hetzende, nach Blut lechzende
Halsbeißer, sondern belesene, edle Bohemianvampire, die sich mittels Kontaktarzt im
Krankenhaus oder durch ihren alten Freund Marlowe ihren Vorrat an Blut von bester
Qualität sichern. Direkt angefallen und ausgesaugt wird nur im äußersten Notfall!
Eve, der gelassenere Part der beiden lebt in Tanger und eilt nach Detroit, um ihrem
von Wehmut und Selbstmordgedanken gepeinigten Adam beizustehen. Adam, der in
absoluter Zurückgezogenheit lebt und sich hauptsächlich von Erinnerungen nährt, begreift
schmerzlich, dass seine erlebte Form der Gegenkultur mehr und mehr im Entschwinden
begriffen ist...
Dass Adam´s Wohndomizil in Detroit angesiedelt ist, war wohl von Jarmusch beabsichtigt,
denn seit Einbruch der Autoindustrie fand und findet dort eine starke Abwanderung statt,
was die resignative Endzeitstimmung Adam´s nur noch verstärkt.
Adam findet durch Eve langsam wieder zu etwas Lebensmut. Sehr schön auch die Szenen,
als die beiden beim Musikhören und Blut trinken in einen rauschhaften Zustand entgleiten.
Doch die schwarzromantische Liebesidylle wird durch den Besuch von Eve´s allzu lebens-
und blutgieriger kleiner Schwester Ava jäh getrübt, aber echte Vampire lassen sich nicht
unterkriegen.... ;)
Einzig zu bemängeln, dass der Film phasenweise als zu phlegmatisch empfunden wurde
und ich geneigt war kurz einzunicken..... ;) Trotzdem sehr sehenswert!
“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984