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BekanntmachungHinweis bezüglich korrekter Benutzung des "antworten" Buttons09.05.13 18:22
avatar 28.02.15 19:05
Zitat
Seraphina
Was mich an „Körperwelten“ zudem noch irritiert oder stört, ist die Art wie diese Plastinationsleichen quasi „lebendig über den Tod hinaus“ als zB Sportler oder als sich umarmendes Paar inszeniert werden. Ist mE keine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Tod, sondern nur eine Ausblendung der Realität des Todes, indem suggeriert wird, dass der Körper durch Gesten, die Leben simulieren, auch nach dem Tode fortbestehe. Vllt beflügelt ja manche Spender diese Vorstellung, ich hingegen sehe dies ganz nüchtern: Futsch.Aus. ;)

Na wenn es einfach "Futsch. Aus." ist, dann ist man nach dem Tod nur mehr eine Ansammlung von Gewebe, Knochen und Wasser. Wieso ist es dann ein Problem, wenn diese Materialien so weiterverwendet werden, wie das in Körperwelten geschieht?

Der Punkt an der Inszenierung als Sportler ist nicht, daß man - uuuuhuhuhuuuuuu - eine Leiche sieht, die auf Sportler getrimmt ist, sondern daß man sieht, wie der Körper in einer bestimmten Position wäre. Interessant ist es ja, WEIL die Körper nicht flach vor einem auf einem Seziertisch liegen. Heute gibt es diese technischen Möglichkeiten, früher gab es nur Zeichnungen und Fotos, um daraus zu lernen, wie der Körper in Bewegung oder in verschiedenen Posen aussieht oder funktioniert. Ich hab zu eben jenem Zweck ein fettes Buch: "Der nackte Mensch" von Gottfried Bammes, ein Anatomiebuch für Künstler. Da würde sicher wieder einige stören, wie lebende Menschen darin abgebildet sind...
avatar 28.02.15 19:19
Zitat
n_o_x
genau, Amazing Models im Josephinum war das!
aber glaubst du nicht, dass diese Darstellung ganz einfach dazu dient, verschiedene Bewegungen der Muskulatur zu zeigen? Es ist doch sinnvoll, zu sehen, welche Muskelpartien sich wie verschieben wenn eine bestimmte Pose eingenommen wird. Da lernt man doch nochmal mehr, würd ich mal meinen!

Was haben solche Posen mit dem Tod zu tun? Schaue dir doch mal die Bilder auf google an.
Von Hagens Konzept ist doch den Tod näher an die Gesellschaft zu bringen. Inwiefern ist also eine Inszenierung von zB Sportler Positionen authentisch, da ja Menschen in ihrer Todesstunde solche Positionen kaum einnehmen können?

Und diese sportliche Pose wirkt ja auch nicht gerade wie ein Todesk(r)ampf… jaja, Sex sells... ;)


“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984

avatar 28.02.15 20:31
Was sagt Torka hierzu?

Korf: Die Anatomie geht von der realen
Natur aus. Sie untersucht den
menschlichen Körper so, wie er ist,
um richtige und sinnvolle Erkenntnisse
zu gewinnen. Keinesfalls darf
dieser vorab durch Gedanken und
Aktionen des Untersuchers gedreht,
gewendet und verzerrt werden. Für
einen Anatomen ist es unabdingbar,
die Sektionen und Untersuchungen
ohne Voreingenommenheit und ohne
verfremdende Manipulationen vorzunehmen.
An diese Grundregel hält
sich von Hagens nicht. Ein weiterer
wichtiger Kritikpunkt ist, daß seine
anatomischen Betrachtungen keinen
inhaltlichen Erkenntnisfortschritt
gegenüber den Sektionen in den anatomischen
Theatern der letzten Jahrhunderte
liefern. Die moderne Anatomie
schlägt eine Brücke zwischen den
teils Jahrhunderte alten, mit bloßem
Auge zu erfassenden (makroskopischen)
Erkenntnissen und hochaktuellen
wissenschaftlichen Untersuchungen
an einzelnen Zellen und
Molekülen,
die letztlich verantwortlich
sind für Funktion und Entstehung
von Krankheiten. Durch diese zell- und
molekularbiologischen Untersuchungen
wird die Anatomie dynamisiert;
die moderne Anatomie beschreibt
eben nicht nur die räumliche
Dimension eines im Tod erstarrten
menschlichen Körpers, sondern auch
– und das ist der wesentliche Erkenntnisfortschritt
der modernen Anatomie
des 21. Jahrhunderts - die zeitliche
Dimension lebendiger Funktionen.
Diese aktuellen Einsichten werden
in der Schau von Hagens absolut
nicht berücksichtigt.

[www.laekh.de]

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
28.02.15 20:53
Zitat
Seraphina
Von Hagens Konzept ist doch den Tod näher an die Gesellschaft zu bringen. Inwiefern ist also eine Inszenierung von zB Sportler Positionen authentisch, da ja Menschen in ihrer Todesstunde solche Positionen kaum einnehmen können?

da braucht mal jemand wieder alles besonders einfach für dumme serviert. wie erbärmlich.
avatar 28.02.15 21:30
Werde natürlich cepeu´s sachlichen Kommentar gerne an Herrn Professor Korf weiterleiten ;)

„Der makroskopischen und mikroskopischen Anatomie am Lebenden, die letztlich das Ziel aller Anatomen ist, setzt Herr von Hagens seine „Erlebnisanatomie“ in Plastination entgegen und inszeniert die Verstorbenen in Positionen, die Menschen in ihrer Todesstunde kaum einnehmen können. Begründet wird diese Verzerrung damit, dass „Edutainment“, die Verbindung von Erziehung („education“) und Unterhaltung („entertainment“), notwendig sei, um Menschen zum Hinsehen und Lernen zu motivieren.
Nun weiß jeder, der um die Verbreitung und Weitergabe von Wissen bemüht ist, dass die Zuschauer und Zuhörer zu Anfang dieser Wissensvermittlung – in tabula rasa – den zu vermittelnden Inhalten nicht mit der gleichen Begeisterung und dem gleichen Enthusiasmus gegenüberstehen wie diejenigen, die das Wissen abgeben und verbreiten wollen. Didaktische Prinzipien sind deshalb vonnöten. Diese müssen aber dem eigentlichen Anliegen, der Vermittlung von – in diesem Fall – anatomischen (und zellbiologischen!) Sachverhalten dienen und sich ihm selbstlos unterordnen; sie dürfen sich nicht verselbstständigen und eine eigene Botschaft vermitteln, die mit dem eigentlichen Anliegen gar nichts mehr zu tun hat. Die „Erlebnisanatomie“ des Herrn von Hagens ist ein fundamentaler Verstoß gegen diese didaktischen Grundprinzipien. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel, und eine gute Show führt nicht zwangsläufig dazu, Inhalte authentisch zu vermitteln. Auch von Hagens Anspruch, den Tod näher an die Gesellschaft zu bringen, geht in die Leere.
Gerade die verfremdenden Effekte, die durch die Positionen der toten Menschen erreicht werden, bewirken genau das Gegenteil. Hier wird derTod plastiniert, bunt angemalt und damit für den Betrachter in weite Ferne gerückt.

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984


1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.15 21:32 von Seraphina.
28.02.15 21:53
hast auch eine eigene meinung oder reicht es nur fürs zitieren und mit erhobenem finger klugscheissern? (bin ich der einzige, der hier beängstigende parallelen zu sharia-police & co sieht?)
avatar 28.02.15 22:01
Ja, meine eigene Meinung habe ich hier schon genügend zum Ausdruck gebracht und zufällig deckt sich meine Meinung auch mit der von Prof. Korf (aber nicht in allen Punkten, da ich persönlich gegen eine Schließung der Körperwelten bin) und auf deine sonstige äußerst blöde Polemik gehe ich sicherlich nicht ein... ;P

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984


1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.15 22:31 von Seraphina.
avatar 01.03.15 10:40
Zitat
Seraphina

Von Hagens Konzept ist doch den Tod näher an die Gesellschaft zu bringen. Inwiefern ist also eine Inszenierung von zB Sportler Positionen authentisch, da ja Menschen in ihrer Todesstunde solche Positionen kaum einnehmen können?

gut, dass er dieses konzept hat, wusste ich nicht. ist sicher nur so dahingesagt, jeder braucht doch irgendein konzept heutzutage. wenn ich das so sehe, dann denke ich wie gesagt wirklich eher an den bildungsauftrag "muskeln und sehnen in bewegung" und wohl weniger an den tod. überhaupt hat das alles finde ich ja nur insofern mit dem tod zu tun, dass das material der ausstellung von toten stammt. ehrlichgesagt kommt mir irgendwie in dieser diskussion die problemstellung abhanden ;)
avatar 01.03.15 11:42
Zitat
Seraphina
Was sagt Torka hierzu?

Man kann aus verschiedenen Gründen zu so einer Ausstellung gehen. Es ist - wenn ich so drüber nachdenke - eigentlich ziemlich logisch, daß (zumindest einige) GOTHIC-Leute da hingehen, weil sie sich mit dem TOD beschäftigen wollen, mit dem tot sein, mit dem Moment des Todes oder was auch immer. Es ist für mich schon nachvollziehbar, daß man dann dadurch irritiert werden kann, daß die Posen nichts mit dem Tod zu tun haben. (Ohjeeeee, es ist so überhaupt nicht düster, gruftig und schaurig... wie enttäuschend! *g*)

Ich schau mir sowas aber nicht an, weil ich dem Tod näherkommen will, sondern weil es interessant ist, Schichten des Körpers wie in einer Aktion eingefroren zu sehen, auf eine Art, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Die Pose ist sehr wesentlich, denn wenn alle Körper würdevoll und flach wie in einer Leichenhalle aufgebahrt währen, wär das vielleicht für angehende Ärzte interessant, und vermutlich nicht mal für die, weil eben wieder viele Teile des Körpers bei der Plastination zerstört werden, die für Ärzte wieder spannend wären. Es gibt halt unterschiedliche Zugänge...

Für mich ist es eher wie eine erweiterte Form des Aktzeichnens: Aktzeichnen geht man normalerweise ja auch nicht, weil man den Anblick nackter Körper jeden Alters, gesund oder krank, so wahnsinnig geil findet, sondern damit man den menschlichen Körper besser versteht und dann auch besser darstellen kann.

Im bereits von mir erwähnten Anatomiebuch für Künstler sind übrigens abgesehen von Abbildungen lebender Menschen (die offensichtlich nicht zu dem Zweck dargestellt wurden, hübsch auszusehen) und Skeletten auch sehr viele solche Zeichnungen:

avatar 01.03.15 11:58
Zitat
n_o_x
Zitat
Seraphina

Von Hagens Konzept ist doch den Tod näher an die Gesellschaft zu bringen. Inwiefern ist also eine Inszenierung von zB Sportler Positionen authentisch, da ja Menschen in ihrer Todesstunde solche Positionen kaum einnehmen können?

gut, dass er dieses konzept hat, wusste ich nicht. ist sicher nur so dahingesagt, jeder braucht doch irgendein konzept heutzutage. wenn ich das so sehe, dann denke ich wie gesagt wirklich eher an den bildungsauftrag "muskeln und sehnen in bewegung" und wohl weniger an den tod. überhaupt hat das alles finde ich ja nur insofern mit dem tod zu tun, dass das material der ausstellung von toten stammt. ehrlichgesagt kommt mir irgendwie in dieser diskussion die problemstellung abhanden ;)

Das Problem ist, dass durch diese skurrilen bis spektakelhaften Inszenierungen der Eindruck entsteht, dass mehr das entertainment im Vordergrund steht, denn sachliche Wissensvermittlung. Manche Exponate mögen ja interessantes „Anschauungsmaterial“ sein, aber für mich hat die Schau zT einen doch recht reißerischen Show-Charakter. Bin jedenfalls mal gespannt auf deinen Erlebnisanatomie-Bericht. ;P

Nachdem ich mir paar Bilder von der „Amazing Models“ Ausstellung angesehen habe, bereue ich es diese nicht gesehen zu haben, finde das sehr anschaulich und zT auch berührend gestaltet: [derstandard.at]

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
avatar 01.03.15 16:34
Also ich war am Samstag jedenfalls dort, in der ehemaligen Linzer Tabakfabrik und mir hat die
Ausstellung sehr gut gefallen. Das Thema der Ausstellung ist nicht der nur Tod sondern das
menschliche Leben, von der Geburt bis zum Tod. Wenn man sich alles in Ruhe anschaut und
durchliest, benötigt man ca. 2 Stunden.
Ich hab einige Dinge über diverse Krankheiten gelernt, z.B. über Blutkrebs, Adipositas oder
Alzheimer. Die hübsche schwarze Raucherlunge ist auch wieder dabei - da wird manch Besucher
ins Grübeln gekommen sein. Das Exponat hat auf jeden Fall mehr Wirkung, als die Sprüche auf
den Zigarettenpackungen, behaupte ich mal ;)
Es war gut besucht, aber auch nicht übermäßig voll. Der Eintrittspreis ist mit 18 Euro ziemlich
saftig, aber ein Mal alle 10 Jahre kann man sich das gönnen und ich finde, es hat sich gelohnt.

Die Darstellung des Liebesaktes (im Stehen übrigens) befindet sich in einen extra abgeteilten
Raum ganz am Ende der Ausstellung. Da ist auch ein Hinweisschild (schade, das man das nicht
fotografieren durfte!) und man kann entscheiden, entweder nach rechts zum Ausgang oder
eben geradeaus zu diesem "sündhaften" Exponat zu gehen.

Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)
avatar 11.03.15 11:33
schaut, schaut!
wieder gibt es die Möglichkeit! zuschlagen!

[www.josephinum.ac.at]
avatar 05.04.15 03:32
Ich hab sie 1997 oder 1998 in Mannheim gesehen, muss aber dazusagen, dass ich aus dem sportmedizinischen Bereich komme. Daher war es lehrtechnisch schon recht interessant. Was mich allerdings damals wirklich genervt hat, waren all die Leute, die nur aus Sensationsgeilheit dort durch die Hallen gerannt sind und sich entweder totgelacht (sorry, aber wie soll ichs anders nennen?) oder pietätsmässig so dermassen daneben benommen haben, dass ich einige selbst gern plastiniert hätte. (an Ort und Stelle ^^)

Von Hagen selbst ist für mich einfach ein mediengeiler und narzistischer Mensch, der sich feiern lässt ohne Ende. Auch meine ich mich zu erinnern, dass ihm damals einige Plastinate abgenommen wurden, weil deren Herkunft nicht klärbar war, und teilweise auch Einschusslöcher in Leichen in seinem "Lager" gefunden worden waren. Es war für mich aus edizinischer Sicht wirklich interessant zu sehen, aber ich finde auch, dass so ein Konzept nicht in die Hände eines Narzisten und Privatmannes gehört.
avatar 06.04.15 17:33
Dumme Menschen, die weder Respekt vor dem Leben noch vor dem Tod haben, wird es immer und überall geben.
Siehe KZ-Gedenkstätten, wo einem normalerweise schon am Eingang ein Kloß im Hals steckt und es einem flau
im Magen wird. Trotzdem rennen dort laut gröhlende Touri-Gruppen herum, die sich offenbar köstlich amüsieren
und das Vernichtungslager mit nem Vergügungspark zu verwechseln scheinen.

Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)
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