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avatar 02.01.15 16:37
[derstandard.at]

Nicht nur das Verhalten derjenigen, die nicht geholfen haben, sondern auch Reaktionen einiger derstandard.at Poster und auch von Postern in anderen Medien ist/sind schon sehr entlarvend...

Es ist ja auch viel bequemer sich durch falsche Annahmen à la „Is vermutlich a schlafender Sandler“ oder „vermutlich a Besoffener, der nur seinen Rausch ausschläft“ oder „vermutlich a Junkie“ sein Nichthandeln zu rechtfertigen und gleichgültig über einen Menschen drüberzusteigen, anstatt einfach die Rettung zu rufen oder den auch im Lift befindlichen Notruf zu betätigen. Eine Rechtfertigung, die gleichsam mE zum Ausdruck bringt, dass ein Obdachloser, Betrunkener, Junkie - zudem noch bei sehr kalten Temperaturen - keine Hilfeleistung verdient....


Vor paar Monaten bin ich ja und einige andere mit einer Hilfsaktion sozusagen „eingefahren“. Ich habe gesehen, es war so ca. 8h in der Früh, dass da einer regungslos auf dem Gehsteig liegt und habe beobachtet, dass zwar einige Passanten angehalten haben, aber dann einfach weitergegangen sind. Bin also hin und habe mehrmals versucht ihn (ein jüngerer Mann so um die 20 Jahre) anzusprechen, an der Schulter gerüttelt - keine Reaktion, habe dann die Rettung angerufen, inzwischen haben mehrere Passanten ihn endlich aufwecken können und als man ihn fragte, ob die Rettung kommen sollte, hat er uns sehr grantig angebellt: „Wieso die Rettung?! Ich habe nur meinen Autoschlüssel verloren und geschlafen!“ Tjo... trotzdem besser umsonst die Rettung angerufen, als einfach weiterzugehen...

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984


2 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.15 17:18 von Seraphina.
avatar 02.01.15 17:40
Hm, ja, ich war auch schockiert, vor allem darüber, wie Leute neben dem am Boden liegenden mit dem Lift fahren können, ohne sich um ihn zu kümmern - auf engstem Raum! Zumindest den Stationswart zu rufen wär wirklich möglich gewesen. (Ich hätt z.B. mangels Handy nicht direkt die Rettung rufen können.)

Ich bin übrigens auch schon beschimpft und bedroht worden, als ich jemanden gefragt habe, ob er einen Arzt oder sonstige Hilfe braucht bzw. ob es ihm gut geht. Und mein schizophrener Exfreund meinte vor einigen Monaten, wenn ich nochmal die Rettung hole, wenn er wiedermal sowas machen sollte wie sich großflächige Verbrennungen zufügen oder wild schreiend seine Wohnung demolieren, dann würde er die Sanitäter und die Polizisten und denjenigen, der angerufen hat (mich) zusammenschlagen und könnte für nichts garantieren... Nachher hat er sich bei mir entschuldigt, aber ich würde ihm während seiner psychotischen Phasen nicht über den Weg trauen... Psychische Krankheiten und Drogen sind was Schlimmes...

Worauf ich hinaus will: Bis zu einem gewissen Grad kann ich schon auch verstehen, wenn Leute z.B. Angst haben, zu nahe an einen Sandler ranzugehen, denn - und das ist jetzt wirklich nicht bös gemeint - gerade wegen Drogen und psychischen Krankheiten landet man oft auf der Straße.

2 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.15 17:43 von Torka.
02.01.15 18:35
So schlimm die Sache auch ist, versteh ich auch ein bisschen die Gedankengänge, die solche Passanten zum Nichtstun bringen.
Gerade in Wiener U-Bahnstationen gehören irgendwo schlafende Obdachlose ja leider fast zum Alltagsbild. Man geht einfach nicht davon aus, dass mit dem was nicht stimmen könnte, weil es normal ist, dass sie irgendwo herumliegen. Und so oft wie Leute von ebensolchen Personen beschimpft/angeschrien werden, wie du eh auch selbst erlebt hast, will man sie eben lieber in Ruhe lassen, statt nachzufragen. Sicherheitshalber die Rettung zu rufen kann leider auch in die Hose gehen. Ein Freund hatte mal so starkes Herzrasen, dass er die Rettung gerufen hat. Bis die da waren, wars aber wieder vorbei, die konnten keine Anomalien feststellen und er musste den Einsatz bezahlen.
Je größer die Stadt und die Anonymität, desto weniger will man in irgendeinen Ärger verstrickt werden, das sieht man auch bei Überfallsituationen leider immer wieder.

Ich bin mal bei einem Unfall in Wien vorbeigefahren, wo ein Helfer wild mit den Armen winkend mitten auf der Straße stand und versuchte, andere Menschen anzuhalten. Es waren Fahrzeugteile über die ganze Fahrbahn verstreut und der Unfallsfahrer lag mit einem offenen Bruch auf der Straße. Nichtmal da bleiben die Leute stehn, der Helfer meinte er steht schon eine halbe Stunde aber bis zu mir hat niemand angehalten. Da wundert mich ein ignorierter, möglicherweise schlafender Obdachloser in einer Öffistation eigentlich wirklich nicht.
avatar 02.01.15 19:45
Wenn das schon wieder lese...
Zitat aus dem Standard-Artikel
"Ob die Angestellten tatsächlich fünf Stunden lang nie die Bilder aus der Liftkamera gesehen haben, kann Wiener-Linien-Sprecherin Reich nicht sagen. Sie appelliert aber an die Öffentlichkeit, lieber einmal zu oft den Notruf in den Liften und Stationen zu betätigen."

Natürlich hat niemand die Videokameras beobachtet, sollen sie es doch einfach mal zugeben, das ihre Mitarbeite gepennt haben!
Vermutlich hätte auch niemand reagiert, wenn der Notrufknopf gerückt worden wäre. Vielleicht wurde er sogar mehrmals
gedrückt - nur das niemand da war, um den Ruf anzunehmen. Also besser gleich die Rettung rufen.

"In diesem Fall hätte man sogar selbst aktiv werden können: In der Station gibt es einen öffentlich zugänglichen Defibrillator."
Ja genau, weil ja jeder Zivilist so ein Ding problemlos bedienen kann, nachdem er zweifelsfrei einen akuten Myokardinfarkt
diagnostiziert hat. Is klar. Macht man ja täglich.

Die Frage ist halt, ob der Typ, der da unglückseeligerweise lag, wie ein Penner ausgesehen hat?
Ich finde, so schlimm steht es nicht um die Hilfsbereitschaft der Wiener. Z.B. n den letzten Tagen,
als es ziemlich glatt war und immer wieder Leute ausgerutscht / hingefallen sind, waren sofort
stets mehrere Passanten zur Stelle, um zu helfen oder zumindest sich zu erkundigen, ob Hilfe benötigt wird.

Aber wie auch schon gesagt wurde, kann die Hilfsbereitschaft auch rasch mißverstanden werden
und nach hinten losgehen. In Berlin wurde ich einmal Zeuge eines Fahrradunfalls und hab dem Opfer
sofort geholfen. Zum Glück ist nichts weiter passiert, aber dennoch hat es eine Weile gedauert, bis
die Polizei da war, den Unfall aufgenommen und mich als Zeugen befragt hat. Infolgedessen kam
ich zur spät zur Arbeit und bekam deswegen auch noch Ärger. Nun ja. Wie es halt so ist.

Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)
avatar 02.01.15 19:46
Angst ist nachvollziehbar und wird einem auch sicherlich nicht abverlangt zu nahe zu kommen oder nachzufragen, aber wenigstens könnte man Hilfe anfordern. Offensichtlich stellt diese doch naheliegende, humane Handlung für einige schon eine Überforderung dar und es wird fleißig an Ausreden gebastelt Wenn sich Obdachlose in U-Bahnstationen verkriechen, haben sie ja zumeist eine Decke, Schlafsack oder einen Karton – in dem besagten Fall lag der Mann völlig regungslos ohne irgendeine schützende Unterlage/Bedeckung in einem Lift.

Und bzgl. des dann im nachhinein unnötigen Rettungseinsatzes bei deinem Freund kannst aber nicht bei anderen Fällen automatisch davon ausgehen, dass diese auch umsonst wären. Und was ist, wenn die Rettung dann doch eine Anomalie festgestellt hätten? Ich bleibe dabei: besser umsonst die Rettung angerufen, als nichts getan. Schließlich kann ich ja als medizinischer Laie die Situation nicht einschätzen, ob ein Rettungseinsatz medizinisch gerechtfertigt ist oder nicht und den Rettungseinsatz zahlt ja auch nicht derjenige, der die Rettung ruft, sondern die Gebühren sind von demjenigen zu entrichten, für den die Rettung gerufen wurde. Insofern ist dies auch keine Begründung für unterlassene Hilfeleistung. Ist der Freund von dir nicht krankenversichert? In der Regel werden bei einem bestehenden Krankversicherungsschutz die Kosten direkt von der Krankenkasse übernommen, nur in Ausnahmefällen muss man die Kosten selber tragen, zB bei Skiunfällen den Transport vom Berg ins Tal und auf jeden Fall bei Alkohol, Drogenmissbrauch und Selbstmordversuch...

Und bei dem Fall, den ich geschildert habe, handelte es sich nicht um einen Obdachlosen, er wirkte überhaupt nicht abgesandelt – vllt. wollten ja einige Leute, die einfach weitergingen nicht zu spät zur Arbeit kommen, auch eine gute Ausrede um einen einfach liegen zu lassen...

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
02.01.15 20:16
Also ich seh eig eher Obdachlose ohne Bedeckung, als welche mit. Und welche Hilfe genau soll man anfordern? Die Rettung, ohne dass man weiß, ob überhaupt was nicht in Ordnung ist? Oder die Stationsaufsicht? Ich hab mal in einer Station auf die U-Bahn gewartet, in der ein Obdachloser friedlich auf einer der Wartebänke geschlafen hat. Dann sind 2 Typen von der Stationsaufsicht gekommen, sind ihn angegangen, entweder er fährt mit der Bahn oder verschwindet und waren derart scheiße zu ihm, dass mir die Tränen gekommen sind. Da überlegt man sich auch zweimal, ob man die auf jemanden hetzen will, der vl nur schlafen möchte.

Zitat
Seraphina
und den Rettungseinsatz zahlt ja auch nicht derjenige, der die Rettung ruft, sondern die Gebühren sind von demjenigen zu entrichten, für den die Rettung gerufen wurde.

Sicher? Wenn der, für den die Rettung gerufen wird, gar nichts hat sondern nur pennt, wie käme er dann dazu? Abgesehn davon dass ein Obdachloser zB das gar nicht könnte.

War er schon nehm ich an, die haben ihm die Geschichte aber nicht abgekauft, weil sie nichts gefunden haben, und haben ihm einen Scherzanruf unterstellt.
Obdachlose sind ja eig auch nichtmal krankenversichert, wie wird das da überhaupt gehandhabt?
avatar 02.01.15 21:59
Naja, ein U-Bahn Lift ist ja auch nicht gerade ein üblicher Schlafplatz für Obdachlose, sondern eher wie du schon erwähnt hast die Wartebänke. Lt. Artikel lag der 58-Jährige unbeachtet fünf Stunden lang zusammengebrochen in einem Aufzug, eher er an Herzversagen starb. Und falls man ihn nicht an der Schulter rütteln oder anreden will, um festzustellen, ob ein Rettungseinsatz vonnöten wäre, wendet man sich eben direkt an die Stationsaufsicht oder betätigt wie schon erwähnt den U-Bahn Notruf. Die Hauptverantwortung trifft diese beiden bereits entlassenen Wr. Linien Mitarbeiter, die den vorgeschriebenen Kontrollgang unterlassen haben.


Ja sicher! Und wenn der nicht pennt und was Ernsteres vorliegt? Möchtest dafür verantwortlich sein, dass er womöglich stirbt? Deswegen wäre es halt schon besser ihn anzusprechen, an der Schulter zu rütteln. Wer nicht ansprechbar ist, ist ein Fall für die Rettung!

Es gibt auch Obdachlose, die krankenversichert sind, diejenigen, die keine Krankenversicherung haben werden zb in die Ambulanz der Barmherzigen Brüder eingewiesen.

Die Geschichte mit deinem Freund kann ich jetzt nun glauben, oder aber auch nicht...

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
02.01.15 22:15
Ja eh. Ich bin jedenfalls gespannt ob sie die Passanten wiederfinden und was tatsächlich mit denen passiert.

Du musst die Geschichte nicht glauben, mir wurde sie so von ihm selbst erzählt, für mich besteht kein Grund daran zu zweifeln.
02.01.15 22:47
Zitat
Aluna
für mich besteht kein Grund daran zu zweifeln.

ich finde nicht, dass du dich da jetzt rechtfertigen musst. das wär ja noch schöner.

1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.15 22:50 von cepeu.
avatar 03.01.15 09:22
Zitat
Aluna
Zitat
Seraphina
und den Rettungseinsatz zahlt ja auch nicht derjenige, der die Rettung ruft, sondern die Gebühren sind von demjenigen zu entrichten, für den die Rettung gerufen wurde.

Sicher?

Da du meine Info in Frage gestellt hast: musst es ja nicht glauben. Kannst es aber gerne auf google recherchieren.

Gerade bei starkem Herzrasen ist ein Rettungseinsatz dringend notwendig, um mögliche Herzerkrankungen auszuschließen, dies kann ja dein Freund nicht in Selbstdiagnose feststellen, auch wenn sich sein Zustand zwischenzeitlich gebessert hat, insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass die Rettung so unprofessionell agiert und deinem Freund einen Scherzanruf unterstellt hat, aber ok, ausschließen kann man es auch nicht, dass bei der Rettung auch „plumpe Naturen“ darunter sind....

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
avatar 03.01.15 10:28
Das war doch nachts um 2 Uhr oder so? Ich bin mir nicht so sicher, ob die
Stationsaufsicht um diese Zeit überhaupt besetzt ist. Da ist sich ja offenbar
nicht mal die Sprecherin der Wiener Linien sicher.

Wenn mir etwas verdächtig vorkommt (also wenn der Kerl nicht wie ein Penner aussieht) rufe ich
auf jeden Fall die Rettung, scheißegal, was der Einsatz kostet, es ist deren Job und der wird letztlich
auch von meinen Steuergeldern mitfinanziert. Außerdem kann ich auf diese Weise die Verantwortung
von mir weggeben und mache mich nicht der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. Wenn die Rettung
dann mit Tatütataa einreitet und entscheidet, dass es sich doch nur um einen Penner handelt, der
keine Hilfe benötigt, dann liegt das in deren Verantwortung und ich bin raus.

Aber es stimmt schon, was Aluna sagt, deckt sich mit meinen Beobachtungen (wobei ich eher selten
mit den Öffis unterwegs bin). Gerade in der Nacht am Wochenende oder an Feiertagen sind viele
sturzbetrunkene oder zugedröhnte Leute unterwegs, die in der Bahn einschlafen, auf Bahnsteige,
Rolltreppen, Bänke oder in Mülleimer kotzen. Oft sind es auch total versiffte Touristen, für die der
Glühwein wohl doch zu stark war oder die gedacht haben, das Zeug ist zum einreiben ;)
Und bei all diesen Leuten soll man jedes Mal einen Rettungseinsatz in Erwägung ziehen?

Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)
avatar 03.01.15 11:02
Lies dir den Standard-Artikel einfach mal in Ruhe und konzentriert durch.... ;)

Ist ja klar, das wäre ja auch ein Ding der Unmöglichkeit, da wäre man ja die ganze Nacht hindurch quasi als Hilfssamariter unterwegs – aber auf jeden Fall in solchen Fällen, die einem verdächtig, außergewöhnlich erscheinen. Ich bin viel mit Öffis unterwegs, auch Nachts, und habe es noch nie erlebt, dass ein Obdachloser in einem Lift pennt. Dies wäre daher für mich schon mal verdächtig, ungewöhnlich.

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
avatar 03.01.15 11:42
Zitat
Seraphina
Lies dir den Standard-Artikel einfach mal in Ruhe und konzentriert durch.... ;)

Diese reißerisch aufgemachten Krawallblätter lese ich nicht spinning smiley sticking its tongue out

Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)


1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.01.15 11:42 von uwi1976.
avatar 03.01.15 11:58
Ach ja, du liest ja nur so seriöse, intellektuelle Fachblätter wie Österreich und Heute... ;)

“War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.” ― George Orwell, 1984
avatar 03.01.15 13:44
Und "Krone" nicht zu vergessen ;)

Ick wundre mir üba janüscht mehr ;)
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