ich bin unbedingt der meinung,
heldenplatz und thomas bernhards lektüre allgemein zu empfehlen, möchte nur in bezug auf diese debatte zu bedenken geben, worauf ich selbst nicht ohne akademische hinweise gekommen wäre
(alfred pfabigan):
"psychoanalytisch" gedeutet werden in
heldenplatz figuren zum sprechen gebracht, die durchaus reflexartig in eine "österreich-beschimpfung" verfallen (etwa in der behauptung, dass dieser tage alles schlimmer sei als 1938) - im sinne einer "bezichtigungsgemeinschaft", die die innerfamiliären und individuellen spannungen zu überdecken trachtet (zB im bezug auf die omnipräsente, latent-nazistische vaterfigur des "professor" josef
schuster (hallo bürgerinitiative, welch' bemerkenswerter zufall!)).
natürlich kommt aller österreich-bezug in
heldenplatz nicht von ungefähr (und ist zu großen teilen wohl auch "rational" vertretbare anklage), aber an der bloßen herbeizitierung bernhards zweischneidiger "übertreibungsästhetik" würde "realpolitische" österreichkritik unter umständen gefahr laufen, sich selbst das wasser abzugraben... davon dürften aber, luzifer sei dank, die rechten aufbegehrer gegen bernhard am wenigsten wind bekommen haben, als sie ihm die jauche vor das burgtheater luden...
es gibt vielleicht keine "schönere", aber womöglich "objektivere" (d.i. auch weniger situationsbedingte, somit gleichsam weniger begrenzte) kritik an dieser bananenrepublik, als die der komplexen figuren bernhards.
der versuch einer nicht immer leichten trennung von literatur und sogenannter "realpolitik" (nachdem ich immer gefahr laufe, bernhard zu unreflektiert als munitionslieferant meiner kontra-gesellschaftlichen ansichten zu lesen)...
diese erkenntnis kommt einem vermutlich dann zu gute, wenn man eine schlagkräftige und unbedingt notwendige(!) ö-kritik nicht auf das "schuster-vokabular" (auch im sinne der oben genannten dame) beschränken will.
dessen ungeachtet: ja, lest bernhard!