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avatar 31.07.08 14:25
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videolink:



Der Unerschrockene
Der Sanitäter Andreas Weiss wird in einer neuen ORF-Doku-Soap als „Held der Wiener Rettung“ gefeiert. Unter seinen Füßen erstickte der Afrikaner Cheibani Wague.

Diese drei Männer sind wahre Helden des Alltags“, sagt Dodo Roscic, Leiterin
der ORF-Programmentwicklung, „ich bin stolz, dass wir sie und ihre harte Arbeit ins Rampenlicht bringen können, genau wie ihre unerschrockenen Persönlichkeiten und ihren unermüdlichen Schmäh.“
Kommenden Mittwoch startet der ORF seine Doku-Soap „Wiener Blut – die 3 von 144“. In Trailern und Zeitungsinterviews wird die von der Produktionsfirma Mediavilm produzierte Serie schon jetzt beworben. „Reale Geschichten aus dem spannenden Alltag dreier Rettungsfahrer“ soll das Publikum zu sehen bekommen. Die Hauptdarsteller der TV-Serie sind tatsächlich Sanitäter der Wiener Berufsrettung: Andy, Georg und Ernst, ein ehemaliger Fiakerfahrer, ein Ex-Kfz-Mechaniker und ein Exrauchfangkehrer sind „super Typen“, die „ihre Bestimmung zum Retten von Leben entdeckt“ haben. Durch ihre langjährige Erfahrung seien sie „Vollprofis“. Mal retten sie in der Serie einen zu Boden gestürzten Pensionisten, dann mampfen sie wieder eine Burenwurst oder rasen zum Opfer eines Schusswechsels.
Eines bleibt in den PR-Berichten von ORF und Rettung unerwähnt: Einer der drei heldenhaften Rettungsfahrer war schon einmal im Fernsehen zu sehen. Im Juli 2003 sah man Andy Weiss, 45, zwar nicht im Unterhaltungsprogramm, dafür aber in den Nachrichten. Der ORF-„Report“ sendete ein verwackeltes Schwarz-Weiß-Amateurvideo, das der Falter bei einem Anrainer des Wiener Stadtparks aufgetrieben hatte. Was auf dem Band zu sehen war, erschütterte die Spitzen von Polizei, Rettung und Politik. Im Scheinwerfer eines Einsatzfahrzeugs lag ein Mann regungslos am Bauch. Die Person wurde von Sanitätern und Polizisten zu Boden gedrückt, während ein Amtsarzt mit den Händen im Hosensack daneben stand, als ob ihn das Schicksal des Patienten nichts anginge.
Der Mann, der da gerade starb, war Cheibani Wague. Der 33-jährige Physikstudent und Krankenpfleger aus Mauretanien schnappte, wie man heute weiß, vergeblich nach Luft, weil er mit dem Bauch nach unten gegen den Asphalt gedrückt wurde.
Eine Person stand während des Todeskampfes sogar mit seinem Bein auf dem Afrikaner: Andy Weiss, 45, jener „ehemalige Fiakerfahrer“, der sich nun als TV-Star in Szene setzt. Weiss ist nach wie vor bei der Rettung tätig, denn das Gericht hatte ihn vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Die Rettung hob seine Suspendierung auf. Die Rettung findet – ebenso wie der ORF – heute, fünf Jahre später, nichts mehr dabei, ihn nun als Helden zu vermarkten. Er sei, so eine Sprecherin der Rettung, ein Sanitäter wie alle anderen auch.
Weiss absolvierte eine Lehre im Gastgewerbe, vor 20 Jahren kutschierte er Touristen als Fiakerfahrer durch die Stadt. Dann ließ sich der Hobbytaucher zum Notfallsanitäter ausbilden und heuerte bei der Berufsrettung an. Der Fall Wague, so sagt der Sanitäter heute im Gespräch mit dem Falter, sei ein „menschliches Drama“ gewesen, das „auf meiner Festplatte eingebrannt ist“. Weiss sagt, er bekomme „Ganslhaut“, wenn er an jene Nacht im Juli 2003 zurückdenke. Man wollte Wague doch nur ins Spital bringen, ihm helfen. Er sei ein Retter und kein „Rassist und Menschenhasser“, zu dem ihn manche Medien gestempelt hätten. Eine Hatz sei da im Gange gewesen. Auch er habe nun das Recht, in ein normales Leben zurückzufinden.
Das ist richtig, dennoch klingt es ein wenig befremdend, wenn sich Weiss nun als Held inszeniert, noch dazu in einer Serie namens „Wiener Blut“ – vor allem wenn man bedenkt, wie stümperhaft und chaotisch die Einsatzkräfte bei jenem tödlichen Einsatz agierten, wie überfordert sie alle mit einer Situation waren, die in Metropolen oder psychiatrischen Stationen jede Nacht vorkommen können. Ein junger, kräftiger Mensch randaliert, sollte beruhigt und auf die Psychiatrie gebracht werden. Stattdessen starb er am Asphalt des Wiener Heumarkts. Mehr noch: sein Tod sollte nachträglich als Unfall, als „Tod durch Herzversagen“ vertuscht werden.
Vor allem einem Anrainer des Stadtparks ist zu verdanken, dass der Fall vor Gericht und Menschenrechtsbeirat landete – und Reformen im Polizeiapparat nach sich zog. Er filmte das nächtliche Geschehen und übergab das Video dem Falter.
Wague hatte in jener Nacht heftigen Streit mit einem Arbeitskollegen, der Rettung und Polizei zu Hilfe rief. Der Mauretanier tobte im sogenannten „Afrika-Dorf“, das im Stadtpark Kindern den Kontinent näherbringen sollte. Die Einsatzkräfte waren schnell vor Ort, anfangs beruhigten die Polizisten die Situation, sie brachten Wague dazu in den Notarztwagen einzusteigen. Als der Mauretanier aber hörte, dass er auf die Psychiatrie gebracht werden sollte, sprang er aus dem Wagen, rempelte Beamte und Sanitäter nieder, entkleidete sich, sang wirre Lieder, warf Steine.
Die Einsatzkräfte sagten vor Gericht, sie hätten es mit der Angst zu tun bekommen. „Hier am grünen Tisch“, erzählte einer vor Gericht, könne sich keiner vorstellen, dass Menschen „wie Elefanten brüllen und toben“ können. Sie alle fixierten ihn am Boden, auch aus Selbstschutz – und wussten offenbar nicht, wie lebensbedrohend sie agierten. Selbst als Wagues Kopf bewusstlos zur Seite fiel, geschah nichts. „Ich will hier Sanitäter in Hektik sehen“, sagte Alfred Kaff, der Chefarzt der Rettung im Jahr 2003, als der Falter ihm das Band vorspielte. Ein Gerichtsmediziner schrieb später: „Es ist davon auszugehen, dass eine sofortige lebensrettende Maßnahme entsprechend einer Laienschulung zumindest mit Herzmassage auch außerhalb des Rettungswagens möglich und sinnvoll gewesen wäre.“

Andreas Weiss hatte – so wie all die anderen Einsatzkräfte – nichts dergleichen getan. Seine Begründung findet sich in einem Polizeiprotokoll: „Bei einer Person mit weißer Hautfarbe sind die Symptome für Sauerstoffmangel visuell gut wahrnehmbar. Im gegenständlichen Fall handelte es sich jedoch um eine Person mit dunkler Hautfarbe, sprich um einen Schwarzafrikaner.“ Die Staatsanwaltschaft klagte Weiss an. Aber das Gericht sah die strafrechtliche Verantwortung nur beim Notarzt – und bei jenem Polizisten, der Wague das Knie in den Rücken presste. Der Arzt wurde zu sieben, der Polizist zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt.
Weiss blieb unbescholten. Er fährt nun weiter mit der Rettung. Und, das ist wichtig zu betonen, er rettet weiter das Leben von in Not geratenen Wienern. Aber ein Fernsehstar? Nadja Lorenz, die Anwältin von Cheibani Wagues Witwe, sagt: „Das ist pietätlos.“ Im ORF beteuert Konzernsprecher Pius Strobl: „Die Rettung hat uns von der Vorgeschichte ihres Mitarbeiters nicht informiert. Doch wir nehmen zur Kenntnis, dass er unschuldig ist.“ Als Strobl das sagt, wirkt er nicht sonderlich erfreut. Auch er kennt schließlich das Video aus dem Stadtpark.


Tod im Park

Cheibani Wague starb im Juli 2003 im Stadtpark. Rettungsleute und Polizisten hatten den Afrikaner am Boden fixiert. Der Notarzt stand untätig daneben, als Wague bereits nach Luft schnappte. Der „Falter“ enthüllte den Fall. Im Foto unten sieht man Andreas Weiss ganz vorne. Er fixiert mit einem Bein den Sterbenden und hält sich am Auto fest.
avatar 31.07.08 14:30
so formate sind fürn oa...
der orf ist fürn oa...
und "helden" sowieso.
avatar 31.07.08 14:33
no more heroes anymore, das steht schon länger fest.
no more gis anymore, das sollte ich mir langsam auch mal klarmachen...
01.08.08 17:41
hm, dass die programme des orf nicht sonderlich hochwertig sind, wissen wir ja. aber trotzdem, die sanis als so schlecht hinzustellen ist auch nicht fair.
wenn ich mich richtig erinnere, waren bei den beiden angeführten "opfern" die polzisten angehörige einer spezialeinheit, und wenn die was für richtig befinden, würd ich mich auch nicht dagegenstellen...egal ob sani oder sonst wer.
avatar 01.08.08 18:47
eben darum geht's: wieviel mündigkeit und mut besitzt man, um nach einem von mehreren personen fixierten menschen, der minutenlang reglos am boden liegt, zu <i>sehen</i> (was der sache vielleicht schon einen anderen ausgang gegeben hätte). und wenn meine oma auf einem liegenden steht oder kniet: sowas kann man nicht zulassen, ob man nun "ausgebildeter" sanitäter, "ausgebildeter" polizist oder "ausgebildeter" vorbeigeher (der ewige flaneur) ist.

wen meinst du mit "angeführten opfern"?
02.08.08 10:34
die zu boden gedrückten personen

gegen die oma kann man sich auch wehren ohne zuviel abzubekommen, versuch das mal bei polizisten in voller montur, da bräuchte man neben dem mut auch noch en willen zur selbstzerstörung, und ich finde das kann man niemandem zumuten.
avatar 02.08.08 15:02
die rede ist von einer liegenden person, die gestorben ist...

ich verstehe nicht, wovor man angst haben sollte?
dass die "spezialeinheit" auf einen einprügelt, wenn man es wagt, die situation zu hinterfragen??
ich nehme nicht an, dass irgendjemand der beteiligten schwerhörig ist, und schon durch einen dezenten hinweis durch einen sanitäter oder gar den notarzt (!) auf die untragbarkeit dieser gewalt hätte hingewiesen werden können... der einzige, der hier um freiheit und leben bedroht und schließlich "betrogen" wurde war cheibani wague.

ich sehe absolut keinen anlass, derartiges verhalten zu rechtfertigen.

jeder mensch ohne rückgrat darf sich weit enfernt davon schätzen, bei mir als "held" zu gelten (zumal ich keine helden kenne. aber zumindest mündige menschen).
avatar 02.08.08 15:16
das beispiel mit der oma diente abgesehen davon dazu, zu explizieren, dass niemand, und sei es eines meiner familienmitglieder, die polizei oder der kaiser von china das recht hat, auf einem überwältigten menschen zu stehen oder zu knien.
02.08.08 16:34
Zitat
Snowwhite
die zu boden gedrückten personen

gegen die oma kann man sich auch wehren ohne zuviel abzubekommen, versuch das mal bei polizisten in voller montur, da bräuchte man neben dem mut auch noch en willen zur selbstzerstörung, und ich finde das kann man niemandem zumuten.

lies nochmal den originaltext, aber zack zack. auch wenn nicht viele bilder drin sind, da musst du nun durch.
Anonymer Benutzer
02.08.08 16:42
Naja, ein "hallo, der bewegt sich nicht mehr!" wenn man da zufällig vorbei kommt kann man sich ruhig trauen zu sagen. Ich glaube kaum, dass die einen dann gleich "zerstören". Vllt. würde man die damit aus ihrer Euphorie reissen u. sie checken, dass er sich wirklich nicht mehr bewegt, geschweige denn atmet.
02.08.08 16:48
Und ? Was glaubst du hätte ein Hinweis WIRKLICH gebracht ?
Meiner Meinung hätte es NICHTS gebracht ! "I bin do da Oarzt und se san amol gusch ".
MÖGLICHERWEISE hätte ein Hinweis eine strengere Bestrafung des Notarztes bzw. der Polizisten bewirkt. ( 7 bzw. 4 Monate bedingt finde ich lächerlich. Es wäre interessant wie hoch die Strafe für einen Autolenker ausfällt der NÜCHTERN einen Unfall mit einem Toten verursacht. Sicherlich höher )

Auch ich finde es NICHT richtig das der Sani auf ihm gestanden ( und so wie es aussieht auch herumgehüpft ( ?? ) ) ist, aber er ist nun einmal rechtmäßig FREIGESPROCHEN worden und das haben wir zu akzeptieren.
02.08.08 23:37
Zitat
Tefen
Auch ich finde es NICHT richtig das der Sani auf ihm gestanden ( und so wie es aussieht auch herumgehüpft ( ?? ) ) ist, aber er ist nun einmal rechtmäßig FREIGESPROCHEN worden und das haben wir zu akzeptieren.

es verlangt ja keiner, dass er trotz freispruch ins lager kommt.
nur tritt halt die berechtigte frage auf, weshalb man so ein orschgsicht deshalb im tv sehen muss. allerdings muss man sich die frage dann aber generell stellen, beim dem ganzen tv scheiss. und das schlimme ist: die leute finden das gut.
avatar 03.08.08 14:17
nix müssen wir akzeptieren. exekutieren den typ...auge um auge, zahn für zahn wies im hl. buch geschrieben steht.
03.08.08 20:15
Zitat
cepeu

lies nochmal den originaltext, aber zack zack. auch wenn nicht viele bilder drin sind, da musst du nun durch.

auf was soll das bezogen sein? darauf dass ich "zu boden gedrückte personen" anstatt "aufs grausamste ihres lebens beraubte personen" geschrieben habe?
12.08.08 13:31
Mich wundert nach wie vor, wie schnell jeder Ansatz von Zivilcourage zerredet wird. Sogar im hypothetischen Gespräch.

Es gilt nicht, jemanden vorzuwerfen, dass er sich nicht reif genug dafür fühlt. Es gilt von Seiten des unterlassenen 'Helden' nicht, sich damit zu rechtfertigen oder gar den vereinzelten Couragierten den Mut zu schmälern, Zwecklosigkeit zu attestieren.

Schlimmer als mancher Befehl war noch immer seine willige Vollstreckung bei besserer Einsicht - auch diese bedeutet Verantwortung.
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