Nass - Kalt - aber trotzdem schön
Zu Pfingsten war es wieder ein mal so weit: die schwarze Szene, in all ihren Schattierungen, fiel in alljährlicher Tradition im ostdeutschen Leipzig ein. Aus aller Herren und Damen Länder kamen die Festivalbesucher um sich zu treffen, zu feiern, tanzen, Konzerte zu besuchen, einzukaufen und ein paar gruftiegerecht schöne Tage, respektive Nächte, mit einem ganz ansehnlichen Haufen ähnlich Gesinnter zu verbringen.
Thursdays Child
Dieses Jahr ging das Treffen bereits in seine 15te Runde und das gab natürlich noch einen Anlass zum Feiern! So begannen die Feierlichkeiten bereits am Abend des 1. Juni mit einem großen Jubiläumsball. Nachdem nachmittags schon dem obligaten Bändchenschlangestehen gefröhnt und bei eher kühler Wetterlage vor der Agra-Halle herumgesessen wurde, luden die Damen und Herren von Pink Turns Blue ab 22:00 in den Volkspalast zu einer außergewöhnlichen Eröffnungsfeier. Anlässlich des Geburtstages des WGTs wurde ein Tanzball gegeben, bei dem quasi eine Gruftie-Star-Karaoke das Zuckerl des Abends war. 15 Szene-Stars gaben Coverversionen ihrer Lieblingshits zum Besten, während PTB die Live-Musik dazu lieferten. Gecovert wurden Placebo, Sisters of Mercy, The Cure, Joy Division, New Order und vieles mehr. Die schönsten und gelungensten Performances kamen von Ronny Moorings [Clan Of Xymox] mit David Bowie's Heroes und Pink Turns Blue's Michelle; Wayne Hussey [The Mission] der Depeche Mode's Enjoy The Silence und Soft Cell's Say Hello Wave Goodbye sang und Frank [Frank The Baptist] der sich an The Passion Of Lovers von Bauhaus heranwagte. Der Volkspalast mit seiner neo-antiken Kuppelhalle bot genau den Richtigen Rahmen für diesen gelungenen Tanzball. Insgesamt war dieser Abend eine sehr schöne Einstimmung auf das Treffen. Einzig folgender Hinweis, bot Anlass zum Schmunzeln: "Im Sinne eines schicken Balls freuen wir uns auf außergewöhnlich angezogene Damen und Herren [...]" Gerade am WGT muss man DAS wohl bei keiner Festivität extra erwähnen :)
Freezing' Friday
Freitags hieß es erstmal wieder zum Agra-Gelände zu fahren um den Pressepass abzuholen und den Verkaufsständen einen Besuch abzustatten.
Positiv ist zu vermerken, dass es dieses Jahr keinerlei Probleme gab eigenes Essen und Trinken auf das Agra-Gelände mitzunehmen; ein Punkt der in den letzten zwei Jahren doch immer wieder für Ärger sorgte. Nachdem die letzten Sonnenstrahlen auf der Wiese vor der Agra-Halle noch zu gemeinschaftlichem Getratsche einluden, trieb die abendliche Kühle die Besucher hinein zum Agra-Markt, wo ob der, für Anfang Juni enttäuschenden, Temperaturen der Umsatz für Halstücher jeglicher Art enorm gestiegen sein dürfte. Auch ich und meine Begleitung haben 2 Tücher erstanden, die uns gute Dienste leisteten und für 4 Euro doch zu einem moderaten Preis zu erstehen waren. Ebenso positiv fiel die Preisgestaltung bei Band-Shirts auf, kann man doch gegen 10 Euro für ein Bauhaus- oder Skinny Puppy-Shirt nichts sagen. Der Markt schien größer als in den Jahren zuvor und größere Gothic-Modelinien, wie z.B. Aderlaß, hatten regelrechte Verkaufszelte in der Halle aufgeschlagen. Dann hieß es für die elektronischer veranlagten Festivalbesucher auf zum Head-Liner des ersten Abends Nitzer Ebb - für uns ging es Richtung Kulturbundhaus, wo im Rahmen der Gothic-Pogo-Pfingst-Party Joy Disaster und Jacquy Bitch live zu erleben waren.
The underground scene in France sleeps - please wake up!
Das französische Trio Joy Disaster gehört mit seinem im Dark Post-Punk verwurzelten Sound irgendwie zu dem in den letzten Jahren stattfindenden Joy Division Revival, zu dem für mich Bands wie Interpol, die Editors oder auch She Wants Revenge gehören. Aber nur irgendwie, denn ihre Musik hat etwas Besonderes, Anderes und weniger Glattes als die kommerziell erfolgreichen genannten Truppen. Joy Disaster sind für ihre Trinkfreude bekannt und so variieren ihre Live-Qualitäten je nach Alkoholisierungsgrad der Bandmember. Im Kulturbundhaus boten sie aber eine erstklassige Show, wo sie das Publikum zum Tanzen animierten und eine hinreißende Performance lieferten, und dass obwohl Sänger Nicolas an einer Verkühlung litt und trotz des relativ kurzen Sets Schwierigkeiten hatte stimmlich alles zu geben. Die Band plant für dieses Jahr eine Europatournee gemeinsam mit anderen französischen Acts ebenso wie mit internationalen Künstlern. Ich kann in jedem Falle einen Besuch eines Joy Disasters nur empfehlen.
Der nächste Act war Jacquy Bitch, der seine Solo-Karriere 1991 gestartet hatte, nach dem seine alte Band Neva 1989 von der Bildfläche verschwunden war. Der makabere Clown der eine barock-theatralische Vorstellung versprach, konnte mein Herz nicht so recht erwärmen. Er mag sich selbst als eine essentielle Figur im französischen Electro-Batcave Bereich sehen, mir war die Performance zu belanglos und öde, und so machten wir uns zum Volkspalast auf wo die When We Were Young Parties stattfanden. In gediegenem Ambiente und gerade noch erträglichen Getränkepreisen beschallte Thomas Thyssen [Pagan Love Songs etc.] die Tanzfläche. Mag die Musik in den ersten paar Stunden der Party etwas zu ernsthaft und gleichförmig gewesen sein, so kam mit der Morgenröte ein gewisser Turn und fast enttäuscht ob des frühen Endes machten wir uns morgens um 6 oder 7 in unsere Herberge auf.
Dancing on a saturday night
Grau und regnerisch begrüßte der Samstag die Festivalbesucher, und so blieb das sonst bei halbwegs schönen Wetter beliebte Zusammensitzen vor der Agra, im Heidnischen Dorf oder dem Clara-Zetkin-Park vor der Parkbühne auf der Strecke. Zu meinem Leidwesen hatte sich am Vorabend der Knoten meines Presseausweises gelöst und lediglich das Schnürchen hing noch traurig um meinen Hals. So hieß es Samstags erst einmal 1 Stunde Fahrt zur Agra ins Pressebüro und wiederum 1 Stunde Straßenbahnsitzen zum UT Connewitz, wo Echo West auftraten. Leide bekam ich gerade mal die letzetn 5 min. ihres Auftritts mit, der sicherlich sehr gut war; gehören Echo West zu den wirklich live-tauglichen Minimal-Acts. Immerhin kam ich so in den Genuss, endlich das UT Connewitz zu sehen, dass ich jedem Leipzig-Besucher nur ans Herz legen kann: Ein wunderschön-zerbröselndes altes Kino inklusive roter Samtbestuhlung, das einen ungemein gewinnenden morbiden Charme ausstrahlt!
Society is not a disease - it's a fucking disaster
Weiter gings ins nächste Kino und zwar ins Cine Star um Lydia Lunch mit ihrem Real Pornography Programm zu erleben. Während in den anderen Kinosälen normales Kinoprogramm lief, wurden in ein paar Lesungen oder Konzerte im Rahmen des WGTs abgehalten. Lydia Lunch eine wahre Grand Dame der Musik- und Kunstszene gab eine Spoken-Word-Performance zum Besten. Gemeinsam mit einem Percussionisten, der übrigens großartig war, und einem Herren der für diffizile Soundcollagen zuständig war, bot sie wohl eines der wenigen politischen Sets am WGT. Lamentierend und beschwörend handelte sie die aktuelle Lage im Irak und Iran, genauso wie die erschreckende Gewaltbereitschaft und -tätigkeit des Menschen an sich, die lächerlichen Glaubensstreitigkeiten und das in ihrer Arbeit immer schon zentrale Thema des Battle of Sexes ab. Untermalt wurde die Vorstellung von über die Kinoleinwand flackernden Häuserruinen, brennenden Bibelseiten und sich verzerrenden Puppengrimassen. Eine tolle Performance, die ausnahmsweise dem Publikum mal mehr abverlangte als Mitgegröhle und Geschunkle! ;0) The only way to define the art of Lydia Lunch is simply not to.
Auf dem Weg in die Halle 2.4 am Agra-Gelände wagten wir noch einen kurzen Abstecher ins Werk 2 um einen Blick auf Bloody Dead ans Sexy zu werfen. Die deutsche Band hat sich in den letzten Jahren sichtlich gemausert, waren sie doch der Headliner des Abends, und das wo die UK-Legende Ausgang ebenso am Spielplan war! Iahn zog stilsicher seine leicht verspielte und groteske Bühnenshow ab, wand sich mit einem polsterähnlichen Ding auf der Bühne hin und her. Insgesamt lieferten die Herren von Bloody Dead and Sexy ein erwartungsgemäß solides und gutes Konzert.
Auf dem Weg zu Vive la Fete drängten wir uns noch durch die hypnotisch tanzenden Massen in der großen Agra-Halle, die VNV-Nation zujubelten. Genauso stelle ich mir als im Techno-Bereich schwer unbedarfter Mensch, das Feeling auf den großen Raves der 90er Jahre vor – eine erdrückend große Menge an Menschen tanzt halb vergessen, teils aggressiv zu treibenden harten Beats. Als von der Bühne ein: „Jetzt is Zeit zum Tanzen, Looooide!“ gebrüllt wurde, blieb mir nur mehr eines: die Flucht nach vorn!
Lang lebe die Party
Die belgischen Vive la Fete sind eigentlich keine Band im klassischen Sinne sondern eher eine auf die Bühne gekommene Liebesgeschichte und Mode-Sensation. Und zwar eine die eine richtig gute Show macht!
Danny Mommens, Bass Spieler der Art-Rock Band dEUS, und Freundin Els Pynoo verliebten sich 1997 und nahmen in Dannys Heimstudio ein paar Nummern auf - eher als privates Schlafzimmermaterial gedacht wurden diese Tracks 1998 doch auf einem kleinen Independentlabel als EP veröffentlicht - und so begann die Erfolgsstory von Vive la Fete, die in den Jahren darauf vor allem von der Modeszene entdeckt wurden und Els Pynoo wurde als Stil-Ikone gefeiert. Die Mischung aus Sound und Style, als Musik und Mode zog viele Fans in ihren Bann; so ließ Karl Lagerfeld 2002 Vive la Fete ein Live-Set während der Präsentation seiner neuen Kollektion für Chanel spielen. Ebenso trat die Band am Bal de la Rose auf, dem jährlichen Celebrity-Event in Monaco, das die königliche Familie von Monaco veranstaltet. Elektronische Beats, Ruf und Antwort-Gesang zwischen Danny und Els und rockig-brutale Gitarrenriffs machen den Sound der Belgier aus, die ihre Musik selbst als Kitsch-Pop bezeichnen. Am WGT zeigten Danny und Els unterstützt von Schlagzeug, Bass und Synthisizer, dass Electro-Clash durchaus mit lauten röhrenden Gitarren zu tun hat und selbst bei den Grufties ab und an eine von positiver Energie getragene Show gut ankommt. J So stelle ich mir Rock n‘ Roll für die Moderne in sinnvoller Weise vor!
Obwohl die Leipziger Straßenbahnen während des WGTs auch Nachts in annehmbaren Intervallen verkehren zogen wir den schnelleren und bequemeren Weg per Taxi in die Villa Leipzig vor. Dort fand die Wiederholung des Wiener Blutrauschs statt – ich kann nur sagen: Danke an alle Partygäste die mit uns gefeiert und getanzt haben!! Es war nicht der Abend aller Tage, wir kommen wieder – keine Frage J
Sonntag
The elite has gathered under the flag of Lutherion
Trotz des Konzepts nur 7 Alben mit jeweils 7 Titeln zu veröffentlichen und danach das Projekt Garden Of Delight zu beenden, sind Highpriest Artaud, Jawa und Niels Herbig wieder zurück und machen sich auf die Suche nach den versteckten satanischen Traditionen hinter jeglicher wahren Magie. Und genauso sieht das dann auch aus! Ein Mann der vor seinen Auftritten im Necronomicon blättert, kann nicht anders als mit schwarzem Hut und dunklen Sonnenbrillen in nahezu unveränderlicher maskuliner Pose und todernst auf der Bühne stehen. Eingetaucht in Unmengen an Nebel und lediglich weißes zuckendes Licht lieferten Garden of Delight featuring Lutherion eine solide und durchwegs gute Gothic-Rock Show. Die neuen Stücke arbeiten vermehrt mit elektronischen Klängen und wirken insgesamt härter, als z.B. auf ihrem Erstlingswerk Enkis Tempel. Die Base war dermaßen wuchtig, dass man ein Vibrieren am ganzen Körper verspürte während GOD, die ein Teil der Occulture Foundation sind, ihren düsteren Gig lieferten.
In just one day
Als nächstes stand eine meiner Lieblingsband auf dem Programm. [Zumindest die ersten beiden Alben zählen für mich zur absoluten Weltklasse!] 1984 in Holland gegründet, haben Clan Of Xymox doch schon einige Jahre im Musikbiz hinter sich und eine ansehnliche zahl an Tonträgern veröffentlicht. Auch heuer kam wieder ein neues Album Breaking Point heraus. Der Stil von COX hat sich mit den Jahren immer wieder verändert und zeigt eine Tendenz zu härteren und schnelleren Beats auf, was mich nicht gerade glücklich macht, der Qualität bei Live-Auftritten aber keinen Abbruch tut, achten Ronny Moorings und MitstreiterInnen doch immer auf eine ausgewogene Mischung von Alt und Neu. So konnten die zahlreichen Zuseher Jasmin and Rose ebenso wie dem wunderschönen Louise, dass durch die üble Akkustik der Agra-Halle ein wenig an schwebender Zartheit verlor, oder dem stampfenden fast future-poppigen There’s No Tomorrow lauschen. Bei diesem Gig waren überraschenderweise alle drei weiblichen Bandmember auf der Bühne, denn normalerweise wechseln sich Denise und Agnes an den Keyboards ab. Selbst wenn die neueren Stücke für meinen Geschmack teilweise eher belanglos oder zu hart sind, gabs mit dem letzten Song A Day ein großes Trostpflaster und einen schönen Schlusspunkt für ein durchwegs gutes Konzert.
Can you hear me calling?
Beim Auftritt der altgedienten deutschen Szenestars Deine Lakaien machte sich eine leicht träumerisch-gemütliche Stimmung breit. Ernst Horn, ausgebildeter Dirigent und durchaus guter Pianist, hat gemeinsam mit Alexander Veljanov der Theaterwissenschaft studiert hatte, im Jahre 1985 die Band Deine Lakaien gegründet. Am WGT boten sie einen guten Querschnitt durch ihr über 20jähriges Schaffen und verbreiteten eine wohlige Atmosphäre. Auf der Homepage heißt es, dass wenn nach einem Konzert die Ohren schmerzen, sich ein Gefühl des Glücks einfach nicht einstellen will und beim Weg zum Parkplatz die totale Realität mühelos und in Sekunden den Weg zurück ins Bewusstsein findet, es kein Konzert der Lakaien gewesen sein kann. In Leipzig brachte es ein Freund auf den Punkt: „Ach, ich fühl‘ mich gleich zehn Jahre jünger!“ Mit dem Schlusssong Love Me To The End schlug die Nostalgie erbarmungslos aber auf eine liebevolle Art und Weise ein letztes Mal zu.
Absurd aber chic
Mit der Mitternachts-Performance folgten die WGT-Veranstalter dem Trend und hatten zu diesem Zweck die japanische Band Moi dix Mois verpflichtet. Der Name bedeutet „Ich zehn Monate“, zum einen weil es ein Soloprojekt Manas [Ex-Gitarrist und Leader der japanischen Visual Kei-Band Malice Mizer] ist, dann meint die Zahl 1 den Anfang, die 0 steht für die Ewigkeit und zum anderen meinen 10 Monate in Japan den Zeitraum einer Schwangerschaft. Auf die Bühne kamen unendlich dünne, androgyngestylte Männer mit überdimensional toupierten Limahl-Haarschnitten, in hohen Plateustiefeln und langen schwarzen Mänteln, die im Bühnenwind wehten. Optisch durchaus interessant und cool gestylt, war der Genuss mit dem Erklingen der ersten Takte augenblicklich vorbei. Etwas derartiges habe ich in meinem Leben noch nicht gehört J Speed-Metal-Gitarren mischten sich mit Hard- und Glamrock Elementen und knüppelharten Beats, der Gesang wechselt von theatralischem Musicalsound zu durch ein Megaphon gekreischten Textzeilen. Mir kam es vor als hätte jemand 200 für die 70er und 80er Jahre repräsentativen Platten in einen Mixer geworfen, geshreddet und ordentlich Distortion drüber gepackt.
Dieses Konzert war definitiv ein Punkt, an dem ich begann darüber nach zu denken, ob ich nun schon zu den konservativen Musikrezipienten gehöre, die bei neuen Sachen einfach nur noch zu machen und den Kopf schütteln....
Montag
Montags konnte man seine patriotische Ader durch einen Besuch bei den Bloodsucking Zombies ausleben:
Blut und Beuschel
Ein fulminantes Konzert, das Werk 2 war für 18.00 am letzten Tag erstaunlich gut gefüllt, die Leute standen dicht gedrängt bis hinten. Der Band war die Erschöpfung der letzten Tage anzusehen, waren sie ja schon die ganze Woche auf umtriebiger Deutschland Tour gewesen und etwas nervös vor so großem Publikum zu spielen, wie mir der Sänger nach dem Konzert erzählt hat. Doch die Sorge war unbegründet, obwohl Sänger und Schlagzeuger Dead Gein schwer angeschlagen war und seine stimme sich bei den Liedansagen verdächtig rau anhörte, spielte sich die Band professionell durch ein Programm, das es in sich hatte: wunderbare Nummern vom neuen Album wechselten sich mit erprobten Gassenhauern von ihrem letzten Album ab. Es gab ein Lied für den wiener Serienkiller "Schlitzer Peppi", der in den 20iger Jahren es letzten Jahrhunderts sein Unwesen getrieben hatte, eine gelungene swingalongska Version von Alice Coopers Poison, eine schmalzige rockabilly Persiflage , gewagte Gitarrensolis (professionell die Gitarre hinter dem Kopf und mit dem rücken zum Publikum gespielt) und jede menge Blut und Beuschel. die Wiener Neustädter haben unserem schönen Lande jedenfalls alle Ehre gemacht und den Deathrockern Deutschlands gezeigt wo der Hammer hängt, in der Kapuzinergruft nämlich. das Publikum war begeistert: nach dem Konzert wurde der Merchandise-Stand regelrecht geplündert und die Band mit Komplimenten überhäuft. Zurecht, wie ich finde: eine Band die soviel Liebe zu Horror Trash und Glam mit profunder Musikalität so charmant zu verbinden weiß hat Lob verdient. [Sanna]
Abends ging es dann in die Moritzbastei, dem wohl verwirrendsten Location-Labyrinth Leipzigs [wenn nicht der westlichen Welt J]! In gemütlicher Atmosphäre saßen hier die Festivalbesucher beisammen, sichtlich von den letzten Tagen und Nächten mitgenommen, doch wie immer tip top gestylt und in zufriedener Abschlussabends-Laune. Zwischen die Gäste mischten sich Stefan Ackermann, Ronny Moorings und Mojca von Clan Of Xymox oder Frank the Baptist und die Jungs von The Last Dance. Viele nutzten die Gelegenheit zum entspannten Cocktailschlürfen oder um sich am preislich moderaten und wirklich guten Buffett eine Kleinigkeit zu essen zu holen.
Here come the Greengang
Als Abschlussband des WGT standen die Legendary Pink Dots im Gewölbe der Moritzbastei auf der Bühne. Edward Ka-Spel und Kollegen boten wie immer ein umwerfendes Konzert. Treibende sich zu wahren Wänden aufbauende Soundcollagen, wechselten sich mit fragilen Saxophonsoli und zarten Gitarrennummern ab. Niels van Hoorn ist und bleibt der unterhalsamste Blasmusiker mit den schrägsten Anzügen und Schuhen aller Zeiten. Ein Konzert der Pink Dots ist wie ein Trip durch ein musikalisches Wunderland, aus dem man am diesjährigen WGT leider viel zu früh wieder auftauchen musste. Selbst der minutenlange Applaus des begeisterten Publikums konnte gerade mal eine Zugabe herausschinden, danach war von Seiten des Veranstalters Schluss. Trotzdem ein beglückender letzter Gig auf diesem 15. WGT! Vielleicht der beste des Festivals ;0)
Fazit:
Ein rundum angenehmes WGT, mit freundlicher Security, nicht ganz so unerträglich vielen Fotografen aber leider viel zu kaltem Wetter, hat der schwarzen Szene wieder schöne Pfingsten beschert! Glücklicherweise kollidierten die Horden an Grufties nicht mit Fußballfans, da die WM passenderweise erst am 9. Juni startete. J Das Line-Up war recht breit gefächert und für fast jeden Geschmack war etwas dabei, das Publikum schien großteils zufrieden und die meisten Bands boten durchwegs gute Shows: So kann das Treffen beruhigt in die nächste Runde gehen und die Festival-Besucher dürfen hoffnungsfroh ins Jahr 2007 blicken!
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