Das „Dark Munich Festival“ feiert seinen Einstand in den beiden Venues der „Optimolwerke“.  Neben der größeren Location, der „Theaterfabrik“ gibt es nebenan die „Garage de luxe“.  Alles ist Teil der Kulturfabrik München, dem „größten Partyareal Europas“, direkt  neben dem Ostbahnhof im alten Industriegebiet. Das Areal bietet alles von Großraumdisco, Adabei-Club, über ein Irish Pub bis zum Schlagerkeller.  

Auch der Gothic-Rock Club Residium hat sich dort niedergelassen, unser Besuch am Freitag weilte aber nur kurz: Knapp ein dutzend  Gäste bei  stark Techno lastiger Musik ließen kaum Stimmung aufkommen. Dem momentan als Top-Adresse für Schwarze Parties in München kolportierten Nerodrom statteten wir wegen einer externen Veranstaltung an diesem Abend keinen Besuch ab.

Nach einem Kulturnachmittag im Deutschen Museum und  der inneren Stadt treffen wir am frühen Abend bei den Optimolwerken ein. In der Theaterfabrik spielen gerade Tyske Ludder. Die Halle bietet Platz für 1000  Besucher und ist mit  2/3 angenehm gefüllt. Die Soundanlage verdient das Prädikat „exzellent“. Schwere kraftvolle Bässe genauso wie ausdefinierte kristallklare Höhen erfreuen das Ohr des Zuhörers.

Netterweise hebt man sich das Potential der Anlage wie es leider mancherorts üblich ist nicht für den Headliner auf sondern lässt auch die früheren Bands aus dem Vollen schöpfen. Dazu kommt eine gut gemachte, abwechslungsreiche Bühnenbeleuchtung gepaart mit Videoprojektionen an den beiden Bühnenrändern. Die Leinwände haben aber auch einen Nachteil: Weil sie ziemlich weit vorgeschoben sind, sieht man von der Seite her nicht auf das Geschehen auf der Bühne. Den Umstand, dass links und rechts vor der Bühne somit viel Platz ist macht sich die Cyber Fraktion zu Nutzen und zappelt in Formation aufgestellt vor den Boxen.

Als nächstes stehen Clan of Xymox auf dem Programm. Für interessierte gibt es im Fotoalbum eine Setlist des Konzertes. Wir freuen uns über eine feine Show, vermissen allerdings schmerzlich die Bassistin.

Beim Verlassen der Theaterfabrik und dem Versuch in die Garage zu gehen erleben wir eine Kuriosität:  Man darf mit seinen Getränken nicht die Location wechseln: Obwohl an diesem Abend beide Teil des DMF sind, dürften die jeweiligen Lokalpächter nicht zusammen gehören.  Auch die Getränkepreise in den beiden Venues sind unterschiedlich.

Die Konzerte beginnen dafür sprichwörtlich auf die Minute genau. Überhaupt wirkt alles sehr sorgfältig durchgeplant. Die wenigen Securities sind ausgeprochen locker und und tolerant gegenüber auffälligem Verhalten Schwerstbetrunkener.

Die Kapazität der Garage schätze ich auf rund 150 Besucher, und ist somit recht schnell ziemlich voll. Die Soundanlage ist für ein Lokal dieser Größe recht gut. Die Bühne ist nur ein paar Quadratmeter groß. Wir sehen uns dort DIVE im Dauerstroboskop an. Dirk Ivens schafft es jedenfalls locker mit seinem Herumgehüpfe die Bühne alleine auszufüllen.

Danach beehren wir das deutsche Aggrotech Duo [x]-Rx mit einem Kurzbesuch, verbringen die meiste Zeit des Auftrittes dann aber lieber im Merchandise Bereich. Offiziell die „3. Area“ des Festivals gibt es dort Devotionalien auftretender und sonstiger Künstler auf 5 Markständen. Der Raum wird von einem DJ bespielt und es ist recht gemütlich dort eine Zeit lang abzuhängen, auch wenn der Raum nicht besonders groß ist.

Zwischen der großen Halle und dem Merchandise liegt der Raucherbereich: Ein überdachter Korridor, wegen dem in Lokalen in Deutschland geltendem absoluten Rauchverbot.

Mittlerweile ist es wieder Zeit zur Garage zu wechseln. Dort spielen jetzt die Lokalmatadore Eisenfunk.  Es gibt während dem Konzert viel Konversation zwischen Band und Publikum. Man gewinnt den Eindruck alle würden sich alle untereinander kennen. Ein Betrunkener informiert mich darüber, dass er „Eisenfunk eigentlich recht lustig findet“.

Ich kann mich dennoch ohne viel Überwindung davon losreißen und mir die Burlesque/Strip Show von Ophelia Overdose nebanan ansehen: Zu Clubbeats rekelt sich das Fetisch-Model ein paar Minuten in aufreizenden Posen.

Die Spielzeiten sind so ausgelegt, dass man mit möglichst wenigen Überschneidungen in den Umbaupausen zwischen den Venues pendeln kann. Etwas ungünstig fallen lediglich Eisenfunk und Agonize zusammen. Viele halten augenscheinlich zunächst Eisenfunk die Treue und die Bühnenränder bleiben während den ersten Agonize Nummern leer.

Während Agonize schauen wir nochmal auf einen Sprung in die Garagezu EDEN Berlin, eine Strip/Burlesque Show mit Madonnen Thema.

Ich will mich jetzt nicht unnötig über die musikalischen Qualitäten von Agonize auslassen aber man muss ihnen lassen, dass sie viel Show oder besser Theater bieten. Das Konzert ist unbestreitbar aufwendig inszeniert und für viele zweifellos das Highlight des Abends.

Das merkt man spätestens daran wenn nachdem Agonize die Bühne verlassen haben sich die Halle merklich leert. Die bunten Farben sind verschwunden und das Durchschnittsalter ist deutlich gestiegen. Ohne viel Gedränge lässt es sich in die erste Reihe vor der Bühne zum Headliner Kirlian Camera vorschlingern.

Die Setlist ist ähnlich wie schon letztes Jahr beim Amphi Festival., Gespielt werden fast ausschliesslich die aufgepeppten Dancefloor Versionen, die dank der hervorragenden Anlage wahrhaft in neuem Glanz erstrahlen. Angelo selber greift mit „The Desert Inside“ und „Erinnerungen“ selber 2 mal zum Mikrophon. Der Veranstalter hatte das Konzert wohl kürzer angesetzt als die Band: Erst nach Protest und bösen Gesten zum Soundpult kann Angelo von einem Pack Zettel (von uns liebevoll „das Pamphlet“ genannt) „Erinnerung“ schwer verständlich vorlesen und bekommt nach ein paar Strophen auch das Mikro wieder aufgedreht. Ein etwas sonderbares Ende eines ansonsten grandiosen Konzertes.

Jetzt sollte laut Programm noch eine Aftershow Party stattfinden, das Publikum wird aber gebeten die Halle zu verlassen: Es wird geschlossen. Nebenan findet noch eine Party mit 80er Gassenhauern und Gothic/Ndw Hits Schwerpunkt statt. Wir bleiben noch ein bisschen. Es wird rasch unangenehm voll.

Das Dark Munich Festival hat einen sauberen Start hingelegt. Ein kleines aber feines Festival das weniger mit Flair als mit zweckmäßigen Lokalitäten und hörenswertem Soundsystemen überzeugen kann. Es ist ein Festival wo man hinfährt um die Bands zu hören und zu sehen, nicht des Rahmenprogramms wegen. Abseits des Festivals hat München freilich noch einiges zu bieten: Für unseren nächsten Besuch sind die Bavaria-Studios geplant. Bei einem interessanten Lineup würde ich mich über eine Neuauflage im nächsten Jahr freuen.

Fotogalerie Dark Munich Festival