Anfahrt & Allgemeines :
400 km sind nicht weit. Gemütliche 4 Stunden mit 100 km/h, das sollte ja machbar sein.
NJET ! Nicht wenn es nach Bolków geht! 6-7 Stunden inkl. ca. 100 Autobahn Kilometer in 45 min. Das heißt 5 ½ - 6 Stunden Landstraße und das für 300 km. Mir ist noch immer ein Rätsel warum. Die Straßen waren größtenteils in Ordnung und viele Traktoren oder LKWs mussten wir auch nicht überholen. Tja ein kleiner Umweg weil der Grenzübergang von der Tschechei nach Polen gesperrt war, zumindest ein Grund neben den ziemlich ungestümen, aggressiven und rücksichtslosen Tschechischen Autofahrern. Egal! Schöne Strecke, gnädiges Sonnen-Wolken Spiel und ein paar wunderschön verträumte Dörfchen machen alles wieder gut. :)
Angekommen in Bolków erwartet einen ein weiteres idyllisches Städtchen, nette Leute und ein Zeltplatz am Freibad Gelände. Zauberhaft und ruhig. Erinnert insgesamt mehr an Leipzig, wo die ganze Stadt einbegriffen ist und nicht nur ein „Bühne->Besoffene->Bühne“ Festival Gelage.
Für 100 € bekommt man etwas mehr als 400 Zloty und mit diesem Geld kann man sich schon einiges leisten. 100-200 Bier oder 10 Mahlzeiten plus Getränk für 2 Leute. COOL! :) und das Essen ist hervorragend, vor allem in der Hacienda . Gleich neben dem Zeltplatz, 24h warme Küche und genügend Platz, In- und Outdoor, für Gäste. Auch einer der „Veranstaltungsplätze“. Eine kleine beschauliche Disko im Keller wo jeden Tag Wave-Gothic Musik gespielt wird, im klassischen 80er, 90er Gewand. Der Sound etwas übertrieben Laut, aber das sollte man überhören. ;)
Zum Zeltplatz noch. Er ist nicht in der Eintrittskarte enthalten, kostet aber für ein Zelt, 2 Personen und 4 Tage bloß 5-10 €. Allerdings sind die Duschen etwas kalt. Man könnte also gleich in den Pool springen. :) Aber wer erwartet auch warme Duschen in einen Sommerfreibad? Ich nicht! Allerdings erwarte ich mir einen Sommer, tja… den haben wir wohl auf dem Weg verloren. Reinstes April Wetter. Sonne, Wolken, Regen und ein immer rasanter Wind. Bei Regen mussten wir leider auch das Zelt aufstellen, am falschen Platz…. Macht nix. Freundliche Polnische Zeltnachbarn haben uns sofort aufmerksam gemacht, dass dieser Platz bei Regen unter Wasser steht und wir uns ein bisschen weiter oben hinstellen sollen. DANKE für diesen Ratschlag! :) Überhaupt nur freundliche Leute am Zeltplatz, hauptsächlich aus der Tschechei, Deutschland und natürlich Polen.
Der Wind blieb, aber der Regen verzieht sich, zumindest für das Wochenende, und überließ das Spielfeld den Wolken und manchmal auch der Sonne. Der Wind war aber immer und überall kräftig am blasen, auch auf der Burg wo man den himmlischen Kind besonders nahe war.
Die Burg ist übrigens der Hauptveranstaltungsort von Freitag bis Sonntag. 10-15 Minuten zu Fuß vom Zeltplatz, wunderschön gelegen und sehr gut erhalten. Dort und in der Evangelischen Kirche braucht man auch die Festivalbändchen. In der Stadt zwischen Burg und Kirche (ca. 5-10 min) sind auch einige 24h Shops wo alles erhältlich ist und natürlich billig. :)
Zu erwähnen ist auch noch ein Veranstaltungsort Namens SORRENTO. Ich war nicht dort, es ist eine Disko in welcher es hauptsächlich elektronisch-technoide Musik spielt. Quasi das contraire von der Hacienda, laut Programm allerdings nicht die Electro Grufti Mucke sondern „echten“ Techno, House und Trance. Am Donnerstag waren nur in der Kirche Konzerte…. Tja Teil 2 die Bandberichte.
Die Bands:
Evangelische Kirche:
Donnerstag:
21:00 in der Kirche spielen „Das Moon“…. Momentmal… das ist aber nicht Das Moon oder doch? Nein es ist nicht Das Moon, es ist „Batalion d’Amour“. Was mit Das Moon geschehen ist weiß ich bis dato leider noch immer nicht. Batalion d’Amour, viele Leute, da ja noch nichts anderes war. Auch auf der eher kleinen Bühne viele Leute, zu viele und zu viele Instrumente. Eine laute, schwammige, undurchdringliche Soundwelt, die noch dazu schlecht abgemischt war. Eher Schrecklich. Kein gutes Omen für die Kirche. 2 Konzerte standen dort noch auf dem Programm. „Decoded Feedback“ Freitag und „The Arch“ am Samstag.
Decoded Feedback:
Natürlich war es nicht einmal annähernd so gefüllt wie am Donnerstag, aber ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen. Der Sound war ein wenig besser als am Donnerstag, lag sicherlich daran, dass nur Keyboard und Stimme erklangen. Gut ist allerdings etwas anderes. Aber der Frontmann und seine Tastenfrau gaben ihr bestes. Das reichte um das sitzende Volk (viele Heurigen Bänke in den Seitengängen) vor die Bühne zu holen und auch die Meute vor der Kirche hinein zu locken. So wurde es doch gut voll. Decoded Feedback machen einen guten Auftritt spielten Hits sowie neuere Nummern und brachten so durch ihre ausgewogene Tracklist das Publikum in Stimmung und zu ein, zwei, vielen Tanzschritten.
The Arch:
Na geh nicht schon wieder…. Wo ist die Band? ... ah da sehe ich wen, was die tragen erst die Instrumente auf die Bühne? Was heißt Pfui auf Polnisch? Das bringt jetzt alles durcheinander denn es waren nicht 10 Minuten, auch nicht 30 Minuten, nein auch keine 60 Minuten sonder geschlagene 72 Minuten bis sie anfingen. Somit 3 Lieder und wieder auf die Burg. Der Sound war genauso grottig wie am Donnerstag und überhaupt, ah geh, was reg ich mich auf. Auf der Burg stimmt der Zeitplan, der Klang ist besser und überhaupt.
Arbeitsauftrag an die Evangelische Kirche:
Sound bis 2014 in eine annehmbare Form bringen und die Uhrzeit lernen! Pflicht!
Die Burg:
Freitag:
Gothika:
Die erste Band die den Turnierplatz der Burg, für uns, erschallte war Gothika aus Japan. Es war eine etwas unbeholfene und mittelmäßige Show die den Versuch von Choreographie aufzeigte. Gelang nicht und so blieben nur 1 Kimono und ein Lack Korsett in Erinnerung, musikalisch echt nichts. Obwohl der Klang der Anlage echt gut war, welches sich auch bis zum letzten Konzert nicht ändern sollte.
Soror Dolorosa:
Sonne gepaart mit Wind sehr schön um sich hin zu knotzen und Soror Dolorosa zu lauschen. Wirklich netter aber streckenweise zu langatmiger Wave-Gothic Rock. Etwas zu wenig Bühnenpräsenz von der Band und etwas zu viel weiß im Sängerantlitz.
7JK:
Hmmm :) mein erstes Highlight, Matt Howden mit einem neuen Projekt passend dazu 2 Polen als Mitstreiter. Mittlerweile beginnt es ein wenig zu Regnen und spontan verwandelte er den Song „Worclaw in the Rain“ in „Bolkow in the rain“. 7JK klingt wie einige Projekte aus Matt Howdens Feder, aber wer sein Geigenspiel und seine sympathische Stimme und Art liebt wird auch dieses Projekt in seinen Gehörgang, mit Genuss, aufnehmen.
KAT i Roman Kostrzewski:
Was ist jetzt los? Ein Schlag ins Gesicht und zurück in die 70er Gesangswelt und 80er bzw. Anfang 90er Soundkompositionen. Nein nicht Gothic, Wave – METAL! Und was geht ab? Alles gerammelt voll und jeder singt mit ohne aufgefordert zu werden. Da steht ein Polnischer Metallgesangsprofessor aus den Siebzigern, Anfang Achtziger auf der Bühne; begleitet von einer Band die sehr gut in die spät achtziger, Anfang neunziger passt. Scheinbar echte polnische Superhelden. Das Publikum hat ihren Spaß, mich hat es nicht umgehaut, muss es auch nicht, wenn geschätzte 1500 andere ihren Spaß daran haben.
Lacrimosa:
Haha vorher waren mehr da…. Upps Entschuldigung an alle Lacrianer. Auch ich habe 5 oder 6 CD s vom Herrn Wolff und auch ich habe schon auf der Tanzfläche dazu gesungen und mit ihm etliche Autofahrten erlebt. Es ist schwer für so einem Superstar wie Tilo Wolff aka Lacrimosa ein objektives Review ab zu geben. Den Fans gefiel es, die anderen waren auch da und machten sich lustig – egal sie waren alle da, es führt kein Weg daran vorbei. Tilo rockte die Bühne durch Posen, und das Volk dankte es ihm mit Applaus. Das ganze bei kalten, blauen Licht und den passenden Lyrics. Auch diesmal schaffte es Herr Wolff nicht, mich zu begeistern, aber wieder einmal das Publikum!
Wie macht der Kerl das bloß? Bloß so! Dann ist ja alles gut ;)
Samstag:
Noblesse Oblige:
Viel Gutes habe ich über diese Band gelesen und gehört, dementsprechend gespannt war ich auch. Aber dann das …. Hätte ich mir nicht erwartet!
Back to the 80s, mit Pauken und Trompeten :) Natürlich ist der Sound mit der modernen Technik satter und runder bzw authentischer was die synthetischen Instrumente betrifft. Aber man muss auch ein guter Songwriter sein und das sind sie! Männliche verträumte, harmonische Stimme trifft auf kraftvolle weibliche Gesangskunst. Bombastischer Synthie Pop mit viel Melodie und abwechslungsreichen Beats. SUPERB! Mich hat es begeistert und zu einem 1 stündigen Lächeln gebracht, endlich wieder etwas neues, Aufregendes zu hören, SCHÖN!
Breath of Life:
Ja wär hätte sich das gedacht. 92 habe ich diese Band in Prag für mich entdeckt, dann 95 am WGT und dieses Jahr wieder am WGT und jetzt auf der Castle Party. Schön, wie immer, spährischer, feinster Gothic Rock mit weiblicher Stimme und einer sehr guten Bühnen Präsenz. Wird wohl immer NUR ein Geheimtipp bleiben. Liegt wohl daran das Diese Band keine Hits geschrieben hat. Aber wer den Mut hat seinen Ohren auch ohne Würmer etwas Gutes zu tun – Breath of Life!
Whispers in the Shadow:
Österreich lässt grüßen. Whispers in the Shadow bei ihrem zweiten Auftritt auf der Castle Party. Diesmal auf der großen Showbühne. Sie Rocken, Performen und machen Stimmung wie die großen. Das Publikum dankt es ihnen mit Applaus und offenen Mündern. Ganz so wie am WGT, wo die Parkbühne um 16 Uhr (als erste Band) komplett voll war. Whispers sind meiner Meinung nach zu einer unantastbaren Größe im Musikbiz angewachsen. Der kleine Mann ganz groß und mit einer sehr gut aufgestellten Band. Sie bringen jedes Publikum zum Whispern ->“ Habt ihr das schon gehört? Spitzenklasse aus Österreich.“
The Beauty of Gemnia:
Wie auch Breath of Life ein ewiger Geheimtipp. Gothic-Wave Rock von der besten Sorte. Treibend, düster und nie langweilig. Eigentlich ein Meilenstein, aber auch da fehlen wahrscheinlich die Hits… EGAL, kein Witz! Sie sind einfach großartig. Eine routinierte Performance mit durch die Bank sehr guten, Spanneden und interessanten Songs.
Anneke van Giersbergen:
Sie kam, machte nichts und siegte. Anneke ! Die ehemalige Gathering Sängerin mit dieser einzigartigen, unglaublich erfrischend und harmonischen Ausstrahlung. Es muss da echt kein Instrument außer ihrer Stimme erklingen. Tat es aber und zwar ihre neue Band die sie begleitet, tja, gut, robust, kraftvoll aber viel zu Glatt und unauffällig. Den eigenen Songs, sowie den Gathering Songs fehlte das gewisse etwas. Zu wenig von dem was Gathering ausmacht. Diese fragile, sanft drückende Gewalt im Aufbau, die Schlösser der Träume bilden. Das wird die Band wohl nie schaffen. Schade. Aber da ist ja noch Anneke - ihre Stimme, ihr Lächeln, ihre Ausstrahlung!
Corvus Corax:
Zum ersten Mal von gefühlten 50 Auftritten, sehe ich sie heute nicht im deutsch sprachigen Raum. Dem entsprechend war ich erst etwas verstört, das Castus Rabensang mit dem Publikum englisch kommunizierte. Es war auch zum ersten Mal das ich Corvus in dieser Aufstellung, ohne Teufel, sah. Auch das neue Album Sverker hat viel Spaß, Stimmung und gute Laune Hits mit dabei. Eine sehr standhafte, gute Performance mit, wie immer, imposanten Instrumenten. Insgesamt war die Bühne, für die Ausgewachsenen Burschen, vielleicht etwas zu klein. Machte der Party aber keinen Abbruch, auch der vielleicht etwas schwammige Sound durch diese immense Anzahl von Instrumenten konnte diese Stimmung nicht zerstören. Wie immer sehr gut. Einziger Nachteil, kein Met! ;)
Sonntag:
Lolita Komplex:
Oh Österreich again, diesmal vertreten durch Lolita Komplex. Zirkus, Zirkus lies das Intro schon alles klar machen. Der Zirkusdirektor, natürlich Eve, mit seinen Lolitas. Eine wirklich gute, absichtlich auf verspielt, kindisch gemachte Show. Mit gratis Zuckerl Verteilung und Konfettis. Auch die Musik und Stimme, sind meiner Meinung nach, seit Sanguis et cinis Zeiten gewachsen und um einiges besser geworden. Kommet, kommet alle herein in die Welt von Lolita Komplex. Sei gesagt, dass die Erlösung von Sanguis beiden sehr gut tat. Ashley mit Whispers in the Shadow und Eve mit Lolita Komplex sind wirklich um Welten besser als damals Sanguis et Cinis.
Aesthetic Perfection:
Oh Gott NEIN! Was macht diese Ecstasy Kapsel hinter dem Keyboard? Billig, schlecht und eine Lupenreine Katastrophe! Aber… wenigstens passte der Rest. Eine gute stabile Elektro Show, mit Tanzschuhcharakter. Im Vergleich zum WGT Konzert auf der Parkbühne besser und gereifter. Der Frontmann hat durchwegs gute Gestik Arbeit geleistet. Das Tracklisting war vielleicht etwas zu langweilig und Beat technisch zu gleich bleibend. Aber sie können ja noch lernen und den Keyboarder einen Joint vor dem Konzert verabreichen, oder ihn anders zur Ruhe bringen.
Zeromancer:
Profis! Man merkt es, das sie nichts anderes tun als auf der Bühne zu stehen und ihre Instrumente zu bearbeiten. Eine sehr sympathische Stimme paart sich mit einer Super Electro Rock Show. Freundliche Aura, viele Hits und eine klasse Stimmung machten dieses Konzert wirklich Volltauglich. Sehr gut war auch das Zeromancer zwischen Aesthetic Perfection und Icon of coil gespielt haben. Perfekte Abwechslung.
Icon of coil:
Eine sehr tanzbare und kräftige Electro Power Performance. Stimmung, guter Sound und mächtig Party. Sie machten alles das richtig was Aesthetic Perfection noch lernen müssen. Alle Hits waren natürlich auch im Gepäck und gute Laune wurde harmonisch in der ganzen Burg versprüht.
5x gesehen, immer gut-Icon of coil.
VNV Nation:
War das mächtig am WGT. Die Agra Halle war noch nie so voll und den Leuten wurde es trotzdem nicht zu viel das sie diese verlassen wollten. Auch auf der Castle Party war es voll und die Stimmung prächtig. Aber alles in allem sicher nicht die beste VNV Show die ich gesehen habe. Unermüdlich motivierte diese energetische Masse das Publikum und machte mit mal schnellen und dann wieder langsameren Nummern immer gute Abwechslung. Seine Stimme schwächelte streckenweise ein wenig. Angeblich war er ja auch kurz davor länger Krank. Ronan wirkte auch ein bisschen genervt und angespannt, welches sich aber ins Staunen und entzückt sein verkehrte, als sich vor der Bühne eine Ansammlung von Polizisten, Stagehands und Securitys ihren eigenen Bereich zum Publikum und Bühne hin machten, um ab zu tanzen und mit VNV die Party zu feiern. Gutes VNV Konzert mit einem etwas ausgelaugten, aber stabilen Showmen.
Zum Abschluss:
Fazit – man sollte nicht davon ausgehen, dass alle auf der Castle Party deutsch oder englisch sprechen. Aber mit Händen und Füssen kann man sich auch prächtig verständigen. :) Ebenfalls sollte immer Ersatz Gewand dabei sein, aufgrund der schnellen und kräftigen Wetterwechsel. Spaß und nette Stimmung dürfen sowieso nie fehlen und auch die Menschen von der Bühne wird man im Publikum finden (7JK, Decoded Feedback, Whispers in the Shadow, Lolita Komplex, Noblesse Oblige) oder gar auf der Tanzfläche der Disco (Matt Howden).
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