Prag - die Goldene Stadt. Am letzten Augustwochenende wurde sie zumindest ein wenig in
Schwarz getaucht. Anlass war das 10-Jahres Jubiläum des "Prague Gothic Treffen".
Der Name erinnert natürlich an ein anderes bekanntes Treffen, mit diesem
ist es aber in keinster Weise zu vergleichen.
Hier erwartet den Besucher noch ein "ursprüngliches" Event, welches noch
den Underground-Charme der Achtziger atmet. Ein DIY-Festival gemacht von Menschen
mit eine großen Portion Idealismus, für die der Spaß an der Sache mehr zählt als kommerzieller Erfolg.
Das bedeuted aber keinesfalls, dass hier alles "handgestrickt" oder unprofessionel abläuft, im Gegenteil!
Die Locations waren mehr als ausreichend dimensioniert, eine kleine aber
feine Auswahl an internationalen DJs und Bands gab sich ein Stelldichein.
Aber nun zu den Details!
Der Auftakt am Freitag war auch gleich ein kleines Highligt des Events -
Das "Goth Ship". Ein kleines Ausflugsschiff wurde zum fahrenden Gruftikahn
umfunktioniert. Und 3 Stunden lang konnte man an Board den Sonnenuntergang hinter
der Prager Burg beobachten, die prachtvollen Gebäudefronten der Altstadt vorbeiziehen sehen
und die Visherad-Festung bestaunen.
Aber auch am Schiff war für Unterhaltung gesorgt, eine kleine DJ-Line beschallte
das Oberdeck und die hervorragende Musikmischung konnte auch ein paar Menschen auf dem
Minifloor zum Abtanzen bewegen.
Nachdem der Ausgangspunkt wieder erreicht war, ging die Aftershowparty am Schiff noch
weiter. Da hatten dann aber wohl ein paar Anrainer (verständlicherweise) etwas
dagegen und wie ich hörte, läutete die Polizei bald darauf die unfreiwillige Sperrstunde ein...
Aber da waren wir schon auf dem Heimweg, mit einem kleinen Umweg über die
Karlsbrücke, wo die Szenerie vom fast vollen Mond eindrucksvoll illuminiert wurde.
Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf ein ein wenig Sightseeing gings dann erst
relativ spät am Samstag zu den Club-Locations. Für das nachmittägliche Gothic-Picknick
war es uns auch einfach zu heiß...
Zum Auftakt in den Fatal-Club, der die Guitar-Stage beherbergte. DJ De'Ath (GB), DJ Woodraf (PL)
und DJ Drama (S) schickten dementsprechend hauptsächlich Goth- und Wave-Songs
auf die Tanzfläche und sorgten somit für eine passende Oldschool-Atmosphäre und auch der gruftig dekorierte
Club mit seinem Balkon, Nischen und Treppen war sehr stimmig!
Die zweite Location war der Storm-Club, nur ein paar Schritte entfernt und fast etwas
zu groß, sodaß sich die Besucher etwas verloren.
Für die Händlermeile waren wir dann leider schon zu spät, auch die Performance war schon vorbei.
Hier gab's aber den Hauptfloor mit Electro-Sounds von den DJs Eskil von Covenant (S),
DJ Erk von Hocico/Rabia Sorda (MX) und dem wiener DJ-Kollegen Mijk De Stino.
Auf dem kleineren Rare-Floor gab's dann auch noch eine DJ-Line, hier war dann wieder
etwas undergroundigerer Electro angesagt.
Sonntag stand dann Live-Beschallung am Programm. Die Location war ein sehr skuriler Club etwas außerhalb
und nicht so einfach zu erreichen...
Inmitten von Plattenbauten ging's in den Keller eines Wohngebäudes bzw. Studentenheimes.
Hier war dann aber alles vorhanden, was zu einer vernünftigen Konzert-Location gehört!
Los ging's mit "Totenwald", eine Goth-Punk-Kombo aus Berlin. Die quirlige Sängerin,
unterstützt von eine feminin gekleideten Gitarristen und einem Sid Vicius-Klon
am Bass, machte keine Gefangenen und rotzte ihre Stücke in den gut gefüllten
und sehr warm temperierten Club.
Horror Vacui aus Bologna/Italien übernahmen dann im Anschluss die Bühne und
legten mit ihrem Postpunk-Gothrock ordentlich nach. Sowohl vom Sound als auch vom
Outfit fühlte man sich in die 90er zurückversetzt. Leider war der Spuk nach einer
knappen Stunde auch schon wieder vorbei, da pünktlich um 22:00 uhr die Live-Action
beendet sein musste.
Positiv zu erwähnen ist, dass die Getränkepreise in den Clubs nochmals günstiger
waren als in der Innenstadt (also ca. 1 € für ein hervorragendes Krügerl tschechisches Bier!)
Eine echte empfehlung für Alle, die nicht zum wiederholten Male die üblichen
verdächtigen auf einem Mega-Fesival live sehen müssen und das ganze auch mit einem
Besuch einer der faszinierendsten und schönsten Städte Europas verbinden möchten.
Denn Prag hat eine menge interessanter Plätze, Gebäude und Geschichten zu bieten.
Vom Golem über die Alchemisten bis hin zu verfallenen und stimmungsvollen Friedhöfen, Burgen, Festungen, Kellerlokalen und Geistertouren.
Mehr Infos auf
http://sanctuary.cz/
https://www.facebook.com/sanctuarycz
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