Rokko's Adventures ist laut Eigendefinition eine unabhängige, unparteiliche und übermenschliche Publikation, die halbjährlich erscheint. Vieles an Rokko's Adventures ist sehr, sehr ungewöhnlich, und so obskur, dass es eigentlich kaum zu glauben ist, dass es sowas hierzulande gibt.
Das auf dem Österreichischen Markt ganz sicher einzigartige Magazin behandelt Themen wie Okkultismus, Verschwörungstheorien, Nazi-UFO's, Zombies, Tonbandstimmen oder etwa menschliche Kanonenkugeln oder Bud Spencer. Die Essays erreichen mitunter Längen, die man üblicherweise sonst niemandem zumuten kann. Oft kann einem auch ein wenig übel werden.
Auf eine Gratwanderung zwischen Anspruch und Ökonomie lässt sich das Mastermind dahinter, Rokko nämlich, erst überhaupt nicht ein - es gibt keine bezahlte Werbung, man kann sich jedoch lieb bei ihm vorstellen und seine Ideen beschreiben, dann gibts einfach eine Gratisschaltung.
So - genau so - sollte es ja sein, und während andere mit Fanzines oder sonstigen Kleinpublikationen letztendlich spätestens nach ein paar Ausgaben am Inhalt scheitern, sprudeln die absurdesten Themen weiterhin munter aus Rokko hinaus.
Jemand, der eine Magisterarbeit über die Melvins schreibt, ist ohnehin irgendwo einmal falsch abgebogen, nämlich auf einen Pfad, der einen in die wildesten Gefilde bringt.
Rokko's vollkommen unvernüftige Attitüde, nämlich ein wirklich schön aufgemachtes Magazin rein aus Idealismus zu produzieren, strahlt offenbar so hell, dass sie auch andere blendet und dazu bringt, völlig kostenlos für ihn zu tun was er ihnen aufträgt.
Rokko's Adventures bringt alles über "Menschen, Tiere, Sensationen" - das beinhaltet Kunst, Kultur, Photographie, Interviews, Reviews und vieles, teils unaussprechliches, mehr - selbst ein Poster zum Aufhängen ist immer in der Heftmitte zu finden.
Weil Rokko ein Mensch ist, der mit Worten tipp topp umgehen kann; weil er nicht nur vollkommen wahnsinnig und unvernünftig, sondern auch lieb, weise, beredt und klug ist, hat er sich bereiterklärt, uns Rede und Antwort zu stehen.
Das Interview führte Onkel Scrag! .
Seit wann gibt es Rokko's Adventures, wo liegt es auf, wie oft erscheint es, und wieviele Ausgaben gab es bisher?
Die erste Ausgabe ist im Juni 2007 rausgekommen, und seitdem erscheinen wir zweimal im Jahr, immer Juni und Dezember. Dem Motto „Menschen, Tiere, Sensationen“ sind wir von Anfang an treu geblieben und es bestimmt nach wie vor die Themenauswahl. Im Dezember kommt die nächste Ausgabe, unsere Nummer 8, an der wir schon fleißig unser Herz- und Hirnschmalz abwetzen.
Das Magazin liegt an den „üblichen verdächtigen“ Plätzen auf, auf unserer Webseite kann man sich das im Detail anschauen. Mittlerweile haben wir in Österreich auch einen professionellen Vertrieb, das heißt, wir sind auch in den gängigen Zeitschriftenhandlungen, Bahnhofsverkaufstellen, Trafiken etc. verfügbar.
In Deutschland gibt es Menschen, die sich um den Vertrieb kümmern, in Erfurt z. B. die Crew von I Love Marbach, in Dresden die Discorporate Records-Leute. Die Post bekommt auch immer eine ordentliche Summe, wenn es an das Verschicken der neuen Hefte geht…
Naja, und zwischen diesen regulären Ausgaben kommen in unregelmäßigen Abständen immer wieder limitierte „Zwischenausgaben“.
Wer schreibt die Artikel, wer macht die super Illustrationen und wie kriegst du die Leute dazu?
Einen relativ großen Teil der Artikel schreib ich selbst – weil das Schreiben, Menschen treffen und Forschen ja das ist, was mich am meisten interessiert. Aber eine Handvoll schreibkräftiger Wesen liefern immer ihre eigenen Beiträge ab: Daniel Krčál z. B. ist ein buchstabenpotenter Stein der Weisen, der bisher in jeder Ausgabe was geschrieben hat und mittlerweile seine eigene Reihe, die „Paranoia-Chroniken“, pflegt. Und dann gibt es noch einen Pool, in dem verschiedene Schreiberlinge wie Thomas Fröhlich, Michael Grimm, Jürgen Marschal und einige andere wild herum plantschen, die auch regelmäßig was dazu beitragen. Und dann dämmert noch ein Haufen anderer Leute vor sich hin, die sich ebenfalls ab und zu in Buchstabenform äußern, deren Namensliste aber jetzt viel zu lang wär.
Für die Illustration ist seit der ersten Ausgabe der ehrenwerte van Deigo, mein Intimus, verantwortlich, ohne den das alles nicht möglich wär. Wenn der einmal den Hut drauf schmeißt, ist alles hin: Der hat bis jetzt jede Ausgabe von vorn bis hinten durchgestaltet, die Webseite angefertigt und hilft überall, wo’s was zu helfen gibt.
Es gibt einen Haufen Fotografen, Zeichner und Illustratoren, die bereits mitgewirkt haben, aber die beiden Haus- und Hoffotografen, die seit Anbeginn mit an Bord sind, sind zweifellos Klaus Pichler und Kurt Prinz. Dabei handelt es sich um zwei Profis, die vom Fotografieren leben, und für mich alles gratis machen, wofür ich mich wirklich dankbar schätzen muss. Ohne deren Fotos und die passende Aufmachung sähe das ganze ziemlich abtörnend aus. Aber dadurch, dass die alle für lau ihre Hack’n machen, können wir da wirklich professionell einerseits und kompromisslos andererseits arbeiten.
Wie ich sie dazu bekomme? Knebelverträge, rohe Gewalt, schwere Psychopharmaka und Mind Control. Mittlerweile glauben einzelne von den Mittätern sogar, dass ihnen das, was sie machen, auch wirklich gefällt.
Rokko's Adventures bietet neben Interviews und Reviews auch Artikel über Neofolk, UFOs, Zombies, Tonbandstimmen oder etwa menschliche Kanonenkugeln, und immer dermaßen ausführlich, dass man dich ja eigentlich zum Ritter schlagen müßte. Regst du die Themen an, oder liefern dir das ungefragt deine Autoren?
Das gefällt mir recht gut…ich bin sozusagen die Spinne mitten im Netz und krieg von allen Seiten was rein, von den Viechern, den Mitarbeitern, die sich in dem Netz mal verfangen haben und ohne die es das Netz so auch nicht geben würde. Die kennen sich untereinander zum Teil, aber oft auch nicht. Ich bin die Zentrale, immer der einzige mit dem vollen Programm im Kopf, der einzige, der den Seitenspiegel kennt. Und der Seitenspiegel wird immer überall hin mitgenommen, liegt zerwutzelt in der Hosentasche, mutiert ständig, da wird ständig ausgebessert, getauscht – bis ein attraktives Ensemble aus wunderlichen Geschichten steht. Dadurch, dass ich viele Stories selbst schreib, rege ich auch viele Themen an. Aber es gibt einige Leute, die melden sich mit verschiedenen Vorschlägen und ich such das aus, was am besten ins Konzept passt. Das ist fast die beste Variante, weil sie dann ihren Spaß am Schreiben haben und das ein Thema oder Künstler oder sonst was ist, woran sie wirklich interessiert sind. Es gibt aber auch andere Menschen, denen kann ich direkte Aufträge geben: „Schau dir mal den Typen an, da kannst was machen…“
Die Heftplanungen sind, wie erwähnt, immer so langsame, natürlich wachsende Prozesse. Schon, wenn die eine Ausgabe fertig ist, sammle ich Ideen für die nächste und übernächste, halte die Augen offen und arbeite so im Fluss dahin. Das hört nie auf, im Grunde.
Es scheint als hätten alle auf Rokko's Adventures gewartet, es reden alle in höchsten Tönen davon - ist das so ein Szeneding, weil dich alle liebhaben und du im Gegenzug zB sexuell gefügig bist, oder hat sich da unerwarteterweise tatsächlich sowas wie ein Zentralorgan der sonst so verstreuten obskuren Gruppierungen ergeben?
Natürlich entzückt es mich, wenn jemand das Ding liest und es ihm gefällt, aber wenn das automatisch sexuelle Beziehungen mit einschließen würde, dann würd ich die Mühle schnell zu drehen. Wenn’s um sexuelle Gefügigkeit geht, muss man schon jeden Kunden einzeln untersuchen. Aber ob das dann wirklich so ist, kann ich nicht auch nicht sagen…jeder kann sich mal vertun.
Welche sind deine persönlichen Lieblingsgeschichten bzw. -interviews bisher?
Schwer zu sagen. Klass ist es, wenn man fasziniert ist von jemandem und dann nicht nur beim Fan-Sein bleibt, sondern sich mit so einer Person trifft und der was zurückgeben kann, einen Artikel z. B., eine Anerkennung, worüber sich dieser Mensch dann freut. Bei Georg Friedrich, dem Schauspieler, hat das gut funktioniert. Den hab ich schon immer extrem spannend gefunden, aber gewusst hab ich nicht viel über den – weil es der ja auch nicht nötig hat, sein Privatleben in den Klatschspalten verhandeln zu lassen. Jedenfalls hab ich mich mit dem dann getroffen und es hat sich herausgestellt, dass er auch, so wie ich, auf die Melvins steht und wir haben uns ziemlich angenehm unterhalten. Ich bin dann nach Hause, hab das Interview transkribiert, einen Artikel draus gemacht und ihm den dann zum Gegenlesen geschickt mit der Frage, ob ihm das so passen würde oder noch was geändert werden sollte. Da kam keine Antwort zurück, was mich ein bissl unruhig gemacht hat. Nach zwei Wochen haben wir uns dann für’s Fotoshooting getroffen, und das erste, was Georg gesagt hat, als wir und da wieder sahen, war, dass das der beste Artikel ist, den wer über ihn geschrieben hat. So was freut einen schon wahnsinnig, weil das ja kein Wurschtkopf ist, sondern ein cleverer Kerl, dessen Leben ich da aufs Papier geklopft hab, eben in der Hoffnung, das, was der macht, ein bisschen verstanden zu haben.
Aber es gab noch so viele andere schöne Begegnungen: Bei meiner Oma war’s gemütlich, da gab’s den besten Kuchen. Bei Olga Neuwirth zu Hause im 1. Bezirk hab ich die Aussicht genossen. Mit Pharao King Maw und seinen Pennerbrüdern war ich ein paar Tage unterwegs, was auch eine neue Perspektive hergibt. Joe Coleman in seiner Wohnung in Brooklyn besuchen, die angeräumt ist mit eingelegten Föten und Locken von Massenmördern, war auch nicht ohne. Mit Stu Spasm von Lubricated Goat im Proberaum spielen und tagelang durch die grindigen Bars rund um die Bowery ziehen werde ich auch nicht vergessen. Und und und…
Du bist ja auch als Musiker weltberühmt und Hermes Phettberg ist ganz scharf auf dich. Hat dich der Erfolg verändert? Oder, anders gefragt, konntest du deine Vision eigentlich realisieren? Das erste Heft hast du ja fast allein geschrieben mit der Absicht, die Linie festzulegen.
Der „Erfolg“, den ich mit dem Heft hab, gehört auf jeden Fall unter Anführungszeichen gesetzt. Und diese Anführungszeichen heißen, dass ich damit noch nicht reich geworden bin. Wenn ich einen Lastwagen voller Geld hätte, klar…das würde mich verändern. Dann würde ich sicher lauter unnötigen Blödsinn kaufen und mich selbst auslachen, was ich nicht für ein Trottl geworden bin. Aber so hat sich nicht viel getan: Ich hab noch immer den selben Computer, das selbe Telefon und fresse noch immer, wenn grad keinen Toast, Spaghetti mit einer Dose Thunfisch drüber.
Aber ja, auf jeden Fall ist es wichtig, dass ich da meine Visionen realisieren kann, sonst würde ich das Projekt als gescheitert betrachten und mir was Neues suchen müssen. Ich stelle mich da immer wieder selbst in Frage und versuche den Dämonen zu lokalisieren, dem ich zu folgen bereit bin. Ohne dass ich weiß, wo der mich hin bringt. Man meint vielleicht, dass das Format eines Magazins sehr enge Grenzen hat – Blödsinn! Was man da alles machen kann! Man sollte halt keine Zensurbehörde im Geschoss haben oder sich zu viel scheißen, sondern, wie du angesprochen hast, die eigenen Visionen nicht vergessen.
Und für ganz spezielle Ideen, die sich nicht in das Heftformat pressen lassen, haben wir immer wieder special-issues, die in unregelmäßigen Abständen erscheinen. Und die können alles sein – außer eben einem regulären Heft. Und dadurch ist alles so weit offen gehalten, wie man es offen halten kann. Die vielleicht speziellste Spezial-Ausgabe war die #3.1: Relativ kurzfristig hab ich da ein Konzert der wunderbaren Band DŸSE organisiert, und irgendwas wollte ich da auch präsentieren. So huschpfusch ein zusammenkopiertes Heftl rausscheißen entspricht nicht meinen Vorstellungen, also musste was anderes her.
Etwas, das halbwegs schnell geht und auf eine gewisse Art und Weise besonders ist. Dann kam eins zum anderen, ich kaufte mir ein gutes dutzend bunte Marmeladegläser und begann ein paar Tage vor der DŸSE-Show, jedes Gläschen fein säuberlich mit meiner eigenen Scheiße zu füllen, sozusagen mein Innerstes nach außen zu kehren. Das war also eine sehr intime Ausgabe, die ich als Kassenwart beim Konzertabend verkauft habe. Die sind alle weg gegangen, und ein paar komische Sachen sind auch passiert…
Grundsätzlich gefällt mir genau das am meisten: Ich habe eine Idee, wo andere Leute sagen: „Das kannst du nicht bringen!“ So eine Ansage motiviert mich dann gleich noch mehr und es bleibt nicht bei der Idee alleine, sondern ich führe sie aus. Ich kann halt besser schreiben als Malen oder Filmemachen. Würde ich mir mit Pinseln und Leinwänden leichter tun, dann würd ich in diesem Rahmen meine Ideen irgendwie greifbar machen. Das sähe natürlich ganz anders aus, aber was dahinter steckt, wär das selbe. Um das geht es mir im Grunde, jetzt auf die Essenz runter gebrochen: Ideen zu verwirklichen. Und wenn da was verwässert werden würde am Weg von der Idee bis zur Ausführung, irgendwelche Kompromisse geschlossen werden müssten, dann würde ich lieber gleich das Spielfeld verlassen.
Verbindet dich mit King Buzzo (Sänger der Melvins, Anm.) nun bereits eine tiefgehende Freundschaft? Redet ihr schon über Toilettensitze und das Älterwerden?
Dass die Melvins nur deswegen seit so langer Zeit überleben können, weil Buzz eine illegale Abtreibungsklinik an der Grenze zu Mexiko leitet und auch aktiv bewirtet, sollte ich eigentlich nicht verraten – er kann mittlerweile ganz gut deutsch und wird das Interview hier auch lesen. Aber der soll sich merken, dass ich solche Geschichten nicht durch die angelehnte Tür hören will, wenn ich mein Morgenei lege.
Nein, im Ernst: Ich hab ihn und die Melvins schon öfter getroffen, mit ihm Zeit verbracht und ab und zu flattern E-Mails hin und her. Mit denen hatte ich auch so ein Erlebnis, das sehr befriedigend war. Ich sollte erwähnen, dass die Melvins seit Ewigkeiten so was wie meine absolute Lieblingsband sind. Bei meinem Musikwissenschafts-Studium kam dann irgendwann die Frage, worüber ich meine Diplomarbeit schreiben möchte. Anfangs hab ich nachgedacht über allen möglichen theoretischen Wahnsinn, möglichst kompliziert und aus der Welt. Bald bin ich draufgekommen, dass ich da ein paar Ecken unnötig ausspaziere und lieber den geraden Weg gehen sollte: Was interessiert dich, womit würdest du dich gern in den nächsten Monaten auseinandersetzen? Mit den Melvins, genau.
Und so besteht meine Diplomarbeit aus dem Versuch, die Geschichte der Melvins zu schildern, was gar nicht so einfach ist, weil die ja Lügen und Gschichtldrucken zum Gesetz gemacht haben und ihre Interviews großteils aus Schmähtandlereien bestehen. Ich hab dann also eine Version der Melvins zusammengebastelt und wurde dafür mit einem „Sehr gut“ beurteilt.
Die Diplomarbeit hab ich dann auf Englisch übersetzt und eine Rokko’s Adventures-Spezial-Ausgabe draus gemacht. Als die fertig war, hab ich Buzz 3-4 Exemplare geschickt, das gehört sich ja. Und nach ein paar Wochen bekam ich ein E-Mail aus dem Hause Melvins, ob sie 200 Stück davon kaufen können. Das hat mich extrem gefreut! Dass ich keinen vollen Scheiß zusammengedichtet hab, sondern es meinen „Untersuchungsgegenständen“ selbst gefällt.
Das war insbesondere auch deswegen Balsam für die Seele, als dass ich ja weiß, dass die Melvins sehr kritische Zeitgenossen sind und grundsätzlich das meiste oasch finden – weil das meiste halt auch einfach oasch ist. Das war dann so ein 50 Kilo-Packen, den ich nach Los Angeles geschickt hab. Die Melvins sagten auch von vornherein, dass sie den Warenwert und die Versandkosten übernehmen. Die Versandkosten hab ich mir überweisen lassen, aber wegen dem Warenwert: Ich hab gemeint, ich würde mich mehr über ein persönliches Geschenk freuen. Jetzt ist grade diese Sonderwährung am entstehen, keine Ahnung, was das im Endeffekt wird. Mackie Osborne, die Frau von Buzz, die auch die ganzen Platten designt, malt aber grade an einem Bild für mich.
Du bringst Rokko's Adventures komplett in Eigenregie heraus, stimmt das? Geht das überhaupt bzw. geht sich das überhaupt aus?
Auweh, jetzt hast du meine Achillesferse erwischt. Ja, ich bin auf jeden Fall der Herr Regisseur und Finanzminister von dem Ding – und es rechnet sich nicht. Das war von Anfang an vollkommen falsch angelegt – hätte man vorgehabt, damit Kohlen zu machen. Denn der Verkaufspreis von 3 Euro ist untertrieben, und dass wir bisher noch keinen Cent für die Anzeigen erhalten haben, macht uns quasi wirtschaftlich nicht überlebensfähig.
Dieses Nicht-Verkaufen von Anzeigen rührt daher, dass ich mitbekommen hab, dass so kleine Sponsoren meinen, sie könnten für Minigelder wie 120 Euro gleich beim Inhalt des Heftes mitbestimmen – und für so einen Spottpreis verkauf ich meine Seele nicht. Weil Texte schreiben, die die Anzeigenkunden diktieren, kann man bei genug anderen Magazinen auch – und bekommt sogar noch so was wie einen Schandlohn dafür.
Wenn jemand einen Tausender herlegt und sagt, er will sich eine Werbefläche kaufen, dann treff ich mich mit dem und finde raus, was der vor hat. Bisher hat so eine Kooperation noch nicht funktioniert, einfach deswegen, weil ich mir inhaltlich nicht dreinpfuschen lassen will.
Bei Förderungen schauen wir immer durch die Finger. Es heißt stets: „Ihr Produkt ist einsame spitze, aber unsere Gelder sind leider gebunden.“ Und wenn man sich dann ansieht, woran die gebunden sieht, möchte man es vielleicht gar nicht mehr so gern angreifen…
Aber um es mal so auszudrücken: Es gibt kulturelles und ökonomisches Kapital. Und wenn ich mich für eins entscheiden kann und darf, also wenn das die Situation erlaubt, dann ganz klar das erste.
Möglich ist das Heft nur deswegen, weil die Leute, die mitmachen – Layouter, Fotografen, Schreiberlinge,… – alles kostenlos machen. Alles.
Wenn du, wie bei der letzten Ausgabe, Personen in der Überschrift mit dem Attribut "...is a fucking cunt" versiehst, freuen die sich dann? Und wie war da die Qual der Wahl?
Das war eine Idee, die ließ mich nicht mehr los: In einer Ausgabe nur zwei durchgehende Überschriftenvariationen. Man schreibt über einen Künstler, nehmen wir als Beispiel den erst kürzlich verstorbenen Sebastian Horsley, und hat dann zur Wahl, entweder: „Die Wahrheit über Sebastian Horsley“ oder „Sebastian Horsley is a fucking cunt.“ Jeder Textschreiber konnte sich dann frei von der Leber für eine Variante entscheiden.
Ich hoffe, dass jede „cunt“ sich freuen kann! Viele Menschen werden „cunt“ ganz derb mit „Votze“ übersetzen, was natürlich eine Möglichkeit ist. Eine andere Option ist „Vulva“, und das klingt gleich viel graziöser und freundlicher. Muschis sind doch alles andere als grauslich, deswegen passt das auch gar nicht als Schimpfwort. Man könnte diesen Zuruf eher verstehen als…Anerkennung: Jede Muschi ist etwas Besonderes.
Was sind das für Menschen, die Rokko's Adventures lesen?
Große Menschen, kleine Menschen, riesige Menschen, winzige Menschen. Kommunistennazis, Metabolisten, Wunschkinder, Raubkopierer, Rufmörder, Clara&Robert, Pharma Queens, Oberrevidenten, Schatzmeister, welke Blumen, magnetische Federn, Monofokallinsen, die Ballerina Waschmaschina, Casinogeher, Herr Arschmann, Alfredo Adorno, urige Astronauten, Hirschkühe, Dr. Zohrer, Leuteschinder, der Homo Sowjeticus, Bonnie „Ersatzhandlung“ Schubert, Schädlbohrer, ganze Zuschauerfronten und Armeen von Fleischkisten, Unfallkinder, Faces of Meth, Schneckenzüchter, Unschuldige, Hitzequellen, die blinde Eule aus Rimini, Die Vertroimten Oilen, Karlheinz Nixon, Veits- und Kreistänzer, Bloody Mamas & The Papas, Abraham, Frühstücksdirektoren, Menschen, die ihre eigenen Haustiere vergewaltigen, Unterhosenbomber, Aasfresser, mein Stiefvater, El Cerdo, Vietnamveteranen, Isolde und ihre ganze Bande. Die Klassesten und die Deppadsten, das auf jeden Fall.
Wir bedanken uns sehr lieb und artig bei Rokko!
Hier gibts noch Online-Specials, alles über Rokko's Adventures und die bisherigen Ausgaben, sowie Reviews und so weiter:
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super