Der morbide Charme Wiener Friedhöfe und Abbruchhäuser, der fleckige Chromglanz chirurgischer Instrumente oder der seltsame Reiz brüchiger orthopädischer Bandagen - Hintergründe und Accessoires für Bilder zwischen Traum und Alpdruck. - Bilder, so voll von Trauer um die Vergänglichkeit allen Seins, gleichzeitig voller Bewunderung für Werden und Vergehen, für die Frau als Göttin und Opfer gleichermaßen, daß es einem das Herz zerreißt. (Wolech, H., Corpus Subtile, 1997)
Helmut Wolech ist Erotikfotograf und seit mehr als 20 Jahren in Wien künstlerisch tätig. Im Jahr 1954 in Wien geboren und aufgewachsen „verließ Wolech nach kurzem Besuch der Handelsschule das österreichische Erziehungswesen sowie die menschliche Gesellschaft, um sich jahrelang in den finsteren Abgründen von Bewusstseinserweiterung und Bürgerfeindlichkeit herumzutreiben. Abgesehen von Karriereversuchen als Leichenbestatter und Drogenberater kein nennenswertes Berufsleben.“
Als Interessen und Vorlieben lesen sich „willige Frauen, Kunst (Caspar David Friedrich), Erzsébet Báthory, „Die Form“, kranker Humor und katholische TV-Sendungen über Satanismus und Sektenunwesen.“
Mitwirkung an Gemeinschaftsausstellungen in Wien, Zürich, Lausanne, Colorado Springs und Revere (Italien), Buchbeiträge in „Mein heimliches Auge“, Veröffentlichungen in diversen Fetisch-Magazinen, Covers für die Band „Radio Werewolf“. (vgl. Wolech, H., Corpus Subtile, 1997)
Du bist jetzt seit über 20 Jahren Fotograf. Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Ich habe in der Pubertät erkannt dass ich ein sehr optischer Mensch bin. Damals borgte mir ein Freund der gerade Fotograf lernte seine Kamera. Das waren die ersten Gehversuche, in den 70er Jahren, da fotografierte ich noch keine Menschen (oder kaum). Der wirkliche Auslöser war dann, dass ich 1979 Fotos von Philippe Fichot (Die Form) gesehen habe – das war sozusagen eine Erleuchtung. Auch die Fotos von Sleep Chamber waren sehr arg und haben bei mir zur Initialzündung beigetragen. Das war Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Für Sleep Chamber habe ich danach sogar einmal Coverfotos gemacht – das war sehr schön für mich! Vorher war die Fotografie nur ein Hobby, dann wurde sie zu einem „das ist es“! Philippe Fichot hat mit seinen Bildern etwas in mir zum klingen gebracht… Ich habe mir eine Kamera zugelegt und angefangen. Und da ich nur sporadisch Jobs hatte die mich zeitlich nie sehr vereinnahmt haben hatte ich immer genügend Zeit um zu fotografieren.
Du bist mit Philippe Fichot von Die Form auch seit mehr als 20 Jahren befreundet. Auf den ersten Blick scheint euer Stil sich zu ähneln. Wie erklärst du dir das und macht es dich manchmal neidisch, selbst im Vergleich kaum Erfolg mit der Fotografie zu haben?
Neidisch macht es mich nicht. Schließlich waren die Fotos vom Philippe sehr entscheidend für mich. Und die vermeintliche Ähnlichkeit des Stils? Eigentlich ist Philippe mein Lehrmeister. Wie ein Student in der Meisterklasse macht man erst den Lehrer nach weil man so begeistert ist, findet dann aber hoffentlich seinen eigenen Weg.
Die Motive deiner Fotografien drehen sich jedoch damals wie heute um die Themen Nacktheit, Pornografie, Sex, Sadomasochismus, Verfall, Katholizismus oder die Religion ganz allgemein, Okkultismus und Fetischismus. Das ist nicht jedermanns Sache…
Stimmt, das mag sein – für mich aber sind das die Hauptthemen, die Eckpfeiler. Diese Themen umfassen alles, was wichtig ist. Um was geht’s im Leben? Geburt, heilige Erotik, Liebe, Wahnsinn, Tod. Um das geht es auch bei mir und meinen Fotografien.
Ich erinnere mich auch dass ich als Jugendlicher an Sexualkundebücher gekommen bin, das waren uralte riesige Schmöker! Und da es einen Skandal gegeben hätte wenn meine Eltern die gefunden hätten habe ich sie immer versteckt, unter Steinplatten in einer alten Fabrik in der Nähe. Aber das waren bloß Wichsvorlagen, jeder kennt solche Geschichten von sich, es ist bei uns allen so, jeder hat solche Grundsteine in seinem Leben.
Woher kommen deine Inspirationen?
Inspiration schöpfe ich aus Träumen und der Wirklichkeit. Tagträume, Eingebungen, woher die kommen weiß ich nicht… aus der Hölle? From Hell-mut? (lacht)
Das heißt, du bist ein Träumer?
Ja… für mich sind Träume eine Energiequelle – auch Arbeiten anderer Künstler &Wissenschafter speisen sich aus Träumen. Ich glaube schon, dass Träume einen Verarbeitungsmechanismus der Psyche darstellen. Aber das hindert mich nicht daran sie als Inspirationsquelle zu benutzen. Die Schwarze Romantik übt auf mich auch viel Einfluss aus, das ist auch eine große Quelle, sowie die Beschäftigung mit Literatur, Gedichten… Hier würde ich Baudelaire, Renée Vivien, Algernon Swinburne und Joris-Karl Huysmans, um nur einige zu nennen, anführen. Und die Wirklichkeit? Ja – auch eine absolute Quelle für mein künstlerisches Schaffen.
Gibt es eigentlich etwas, was du dem Betrachter mit deinen Fotos zeigen oder mitteilen möchtest?
Eigentlich nicht. Es freut mich wenn jemand sich etwas herausnehmen kann. Neulich habe ich ein Interview gemacht mit einem Deutschen, der hat sich als Teenager mein Buch gekauft und war davon so angetan, dass seine katholische Mutter irgendwann meinte, ich sei an dem Werdegang ihres Sohnes schuld! Sie glaubte auch, ich hätte tote Frauen fotografiert! Ich kenne außerdem viele Leute, die mein Buch auf dem Nachtkästchen liegen haben und es sich immer wieder anschauen. Wenn sich also jemand etwas herausnehmen kann dann freut mich das. Aber eigentlich fotografiere ich nur für mich selbst. Natürlich… sex sells, aber ich fotografiere ja auch Dinge. Ich richte mich da überhaupt nicht nach dem Publikum!
Es ist dir also keine Motivation, „etwas zu hinterlassen“?
Ja, doch. Wenn es so ist, dann gefällt mir das natürlich. Fotos halten 100 – 150 Jahre durchschnittlich, sie vergilben vielleicht ein wenig. Aber ich mache keine Fotos, damit sich jemand diese in 200 Jahren anschaut. Es ist zwar schön aber ich brauche das nicht. Es ist wie wegzugehen aus dem Dorf und nach 20 Jahren wiederzukommen. Und dann schaust du dich um, was aus allem geworden ist… Ich würde das spannend finden. Und bezüglich der Fotos, die könnten ja auch alle vernichtet werden! Die Idee ist aber reizvoll…wenn man sich alte Fotos anschaut, alte Aktfotos von 1870/90 - diese Frauen sind längst alle tot! Ich sehe da Frauen und Männer die leben nicht mehr aber da sind noch die Fotos, Aktreihen, das ist doch irgendwie toll, mir gefällt das…! Filme wo die Schauspieler alle schon tot sind! In den Filmen da leben sie noch, sind quicklebendig…
Wie würdest du deine Kunst beschreiben?
Da würde ich gerne Baudrillard zitieren: "Das Foto hat einen obsessiven, narzistischen, ekstatischen Charakter".
Woran meinst du liegt dein selbst im österreichischen Underground mangelnder Bekanntheitsgrad?
‚Ka’ Marie’! Keine Verleger, denn wenn du nichts publizierst kannst du auch nicht bekannt werden! Wenn kein Interesse von Verlagen besteht dich zu publizieren…dann hat man keine Chancen. Ich schaffe es einfach nicht jemanden aufzustellen der mich publiziert. Vielleicht ist das Glückssache? Ohne Freundschaftsdienste geht das glaub ich aber nicht. Außer man ist irrsinnig gut wie z.B. Nobuyoshi Araki - der hat Kultstatus. Er publiziert auch viel zwar, ist aber auch ein sehr guter Fotograf! Die Hollywood Fotografen treiben einen Aufwand…! Da kostet die Kamera schon mal 40.000 € und es gibt einen ganzen Stab von Mitarbeitern die zu zahlen sind…Assistenten, Lichttechniker… Diese Fotografen wollen dann die ganze Nacht durcharbeiten und in der Früh muss das Modell noch immer dasitzen obwohl es schon total müde ist und erledigt. Diese Fotografen spielen in einer anderen Liga! Aber es ist nichtsdestotrotz natürlich Mainstream was die machen, auch wenn die Settings noch so toll sind! Ich brauche das nicht. Ich fotografiere lieber in alten aufgelassenen Fabriken und auf Friedhöfen… in den 60er und 70er Jahren hätte ich jeden Tag eine andere alte Fabrik fotografieren können, da gab es noch so viele bei mir in der Gegend. Dieser Aufwand, die Werbung die da bei den Hochglanzfotos betrieben werden… heute sind DJs auch Stars die sie früher keineswegs waren… bei Fotografen ist es genauso! Ich arbeite völlig alleine, ich habe kein Geld, es ist armselig eigentlich… ich habe aber eine Liebe zur Fotografie, trotzdem…
Du hast 1997 den Fotoband „Corpus Subtile“ (www.schlagzeilen.com; Charon-Verlag, nicht mehr aufgelegt) publiziert, seither ist es still geworden um dich. Hast du oder hattest du Ziele?
Wenn sich kein Publizist für dich interessiert geht nichts weiter! Ich mache auch keinen Mainstream. Wer soll meine Sachen kaufen? Wer soll so etwas aufhängen? Ich mache Schmutz und Schund! Das ist nicht kompatibel, ich bin nicht kompatibel - mit mir kann man keine Werbung machen, nicht einmal CDs kann ich machen, wegen der immer härteren Zensurierung. Da ist nur noch was im Eigenverlag machbar und da kommt keine Kohle rein! Eine CD kommt nie in den Laden, wenn eine Fut drauf ist! Pungent Stench hatten da auch schon mal große Probleme, das habe ich damals verfolgt. Und ob ich Ziele habe? Immer wieder – Bücher, Bücher! Doch die Verleger gehen in Konkurs, wollen auf einmal nicht mehr – nichts haut hin. In Galerien auszustellen interessiert mich nicht so sehr. Aber ein Freund von mir hat dank einer Vernissage gerade viel verkauft. Also vielleicht wird das noch mal was? Voraussichtlich werde ich gemeinsam mit Eugen Plan in der Galerie Abendstern von Harald Jahn ausstellen, im Herbst. Das könnte gut werden…
Was bedeutet der Titel „Corpus Subtile“ und warum hast du genau 93 Fotos in den Band genommen? Ist es nicht schwierig sich auf eine gewisse Anzahl zu beschränken wenn es doch darum geht deine „Geschichten“ zu erzählen? (näheres dazu im weiteren Interview)
„Corpus Subtile“ ist ein Begriff aus der Alchemie und bedeutet „feinstofflicher Körper“. Und die Zahl 93? „Crowley schau owa!“ (lacht). 93 ist einfach eine schöne Zahl. Es ist nicht schwierig, exakt 93 Fotos zu nehmen denn ich bin zwanghaft! Ich brauche die Ordnung. Wie De Sade schon wusste: "Ohne Zügel keine Zügellosigkeit“!
Du bist in engem Kontakt mit dem Psychoanalytiker und Satanologen Josef Dvorak und vielen interessanten Wiener Künstlern wie Eugen Plan, Franz Graf, Gerhard Aba (Artwork für Pungent Stench’s Album „Ampeauty“), Joachim Luetke (Artworks für Sopor Aeternus, Dimmu Borgir, Kreator) und Ralph Manfreda (Artworks für Belphegor, Hollenthon, Naglfar). Wie würdest du Wien und seine teils dunkle Künstlerszene beurteilen? Sind diese Kontakte eine Inspiration, gibt es Kollaborationen?
Ich hatte im Sommer 2008 eine Ausstellung im Narrenturm, gemeinsam mit Eugen Plan und Gerhard Aba. Mit Gerhard Aba hatte ich außerdem 2 Ausstellungen im Smartcafé. Dort hängt übrigens auch ein sehr beliebtes Werk von mir. Die „Philippe Starck Zitronenpresse“! (lacht) In Wien hatte ich außerdem noch Ausstellungen im WUK und in der Galerie Hummel.
Ich war auch im Ausland an Ausstellungen beteiligt. So war ich in Zürich 1994 bei der Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Lucifers Rising - Über Tod, Teufel und Untote“ zusammen mit Philippe Fichot (Die Form), Genesis P Orridge (Throbbing Gristle, Psychic TV) und H.R. Giger vertreten. Im Zuge dieser Ausstellung fand auch das schwarze Ritual der „Satanic Power Gang“ statt unter der Leitung von Josef Dvorak. Da habe ich auch mitgemacht. Eine weitere Ausstellung hatte ich in Lausanne. Darüber wurde sogar im Fernsehen berichtet. Die Polizei ist damals eingeschritten, sie haben meine Bilder überklebt oder sogar gänzlich umgedreht aufgehängt. Ein Spaßvogel hat dann „gute Kunst“ auf die Rückseite eines Bildes geschrieben. (lacht)
Und es gibt in Wien auch einen guten Austausch unter uns. Der findet circa alle 3 Monate unter dem Namen „Böse Buben Treffen“ statt, das habe ich ins Leben gerufen, das organisiere ich immer. Wir, die zuvor genannten Künstler treffen sich da, es kommen auch immer wieder Modelle und Leute, die mir oder uns sonst bekannt oder sympathisch sind, mit denen insbesondere ich zu tun hatte oder habe... auch mir bekannte Musiker,Schauspieler oder Designer lade ich ein. Es ist schön dass wir diesen Austausch veranstalten und alle sind sehr glücklich damit. Und sorry – es heißt natürlich „Böse Buben und Mädchen Treffen“ weil das geht ja nicht…was würden wir ohne die Mädels machen? Ein Männerverein? Geh bitte!
Früher warst du aktiv bei Schwarzen Ritualen unter der Schirmherrschaft von Josef Dvorak dabei, Aktionen die damals großes Aufsehen erregt haben. Wie denkst du heute darüber und was für einen Zweck verfolgten diese Rituale? Gibt es Aufzeichnungen davon? Bist du selbst Satanist?
Ich bin kein Satanist. Diese Rituale sind wie Krippenspiele, wie der Josef so schön sagt. (lacht) Stimmt ja auch! Im Satanismus, da wird auch etwas gespielt, das auch religiös oder antireligiös ist. Vielleicht könnte man diese Rituale die wir gemacht haben als eine Fortführung - aber da leg ich nicht die Hand ins Feuer – des Wiener Aktionismus einordnen. Der Hermann Nitsch veranstaltete sein Orgien-Mysterien-Theater – wir machten schwarze Rituale. Ich war dabei nur für das Organisatorische zuständig und war ein „Mitspieler“. Für die Konzeption der Rituale war der Josef verantwortlich, ich habe nur bei den Aufführungen mitgemacht. Und für was braucht man Rituale, wozu macht man das? Ich glaube es sind Spiele, Angstabwehr zum Beispiel, man versucht etwas zu bannen oder auch, etwas herbeizuwünschen. Das sind einfach nette Sachen, es is’ halt a Gaudi! (lacht)
Ende der 80er, Anfang der 90 Jahre pflegtest du Kontakt zu Radio Werewolf, der Formation rund um Nikolas Schreck und Zeena LaVey. Du hast das Cover für das Album „Love conquers all“ gemacht. War das für dich eine fruchtbare Zusammenarbeit? Wie ist es zu dieser Bekanntschaft gekommen?
Ich habe damals ein Inserat im Falter aufgegeben auf der Suche nach einem Modell. Das Kennwort war 666. Zeena und Nikolas waren zu dieser Zeit in Wien, haben das gesehen und dachten sich, 666 ist immer gut! (lacht) Dann haben sie mich kontaktiert und wir stellten fest, dass wir einen gemeinsamen Freund hatten. Sie haben mich dann engagiert Fotos zu machen für sie, ich war ab diesem Zeitpunkt sozusagen der Haus- und Hoffotograf für Radio Werewolf. Ich habe Fotos für Flyer gemacht, Pressefotos, das Cover für die LP „These boots are made for walking“. Das war also eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Wir waren nicht immer einer Meinung aber wir hatten stets einen herzlichen Kontakt. Ich vertraue meiner Gesinnung, ich bin politisch eindeutig links zu finden, das habe ich nie verheimlicht. Das war für die beiden aber kein Grund, nicht mit mir zu arbeiten. Ich halte die beiden trotz allem nicht für rechts… vielleicht ist es ein Kunstkniff – ich halte sie für viel zu intelligent , tatsächlich rechts zu sein. Zumindest haben die Rechten keine emotionale Intelligenz oder überhaupt einen Durchblick, es ist kein Zufall dass es kaum Kabarettisten, Künstler oder Humoristen (unfreiwillig die FPÖ vielleicht) gibt die rechts sind. Welche Leute sind denn rechts?
Du hast aber nicht nur für Radio Werewolf Covers gemacht..?
Nein, auch für Allerseelen, Sleep Chamber, Fennesz, Sanguis et Cinis habe ich Coverfotos gemacht! Christina Stürmer hat sich noch nicht gemeldet....leider.
Dieses Jahr soll ein neuer Fotoband von dir mit Compilation auf dem Label Cold Meat Industry herauskommen. Alle teilnehmenden Bands (wie etwa Tony Wakeford, Coph Nia, :Golgatha:, Brighter Death Now, 53, Fuckhead) haben eigens zu deinen 93 neuen Fotos Songs komponiert. Ein großer Erfolg nach so langer Zeit…
Ja, wenn es rauskommt dann ist das ein großer Erfolg! Solange ich keinen Vertrag unterschrieben habe bin ich zwar etwas skeptisch, aber ich hoffe natürlich… ich glaube auch dass es dieses Mal echt hinhaun’ wird!
Um welches Thema dreht sich das Buch, gibt es einen Titel?
Das Buch und die Compilation werden unter dem Namen „Thanateros - Visions of Love & Death“ erscheinen. Der Titel stammt von Marcus Stiglegger, er bringt das Werk gemeinsam mit CMI heraus. Er hat dem Kind einen Namen gegeben.
Glaubst du, dass Wien „einfach schwärzer“ ist wie es oft anhand des kulturellen Vermächtnisses der Stadt kommuniziert wird? Du selbst hast Wien bzw. Floridsdorf nie verlassen, was verwurzelt dich mit dieser Stadt und haben deine Fotografien auch mit Wien bzw. Österreich im weitesten Sinne zu tun?
Auf alle Fälle, ich glaube daran! Ich habe keine Begründung oder Erklärung dafür, es ist reiner Aberglaube. Ich glaube, dass Wien schwärzer ist. Und mein Motto ist „Verweilen statt Verreisen“(C. Kolig)! Zumindest in meinem Kopf haben meine Fotos mit Wien zu tun und ich finde es wichtig, dass sie in Wien bzw. Österreich entstehen.
Nach eigenen Angaben hast du den Aufnahmetest auf Gothic.at nicht bestanden?!
Genau, da bin ich stolz darauf!
Bist du kein Grufti?
Ich bin kein Grufti - zumindest was das Styling, Gewand und Aussehen betrifft... aber ich finde es sehr interessant sich so zu kleiden, wie man eigentlich so früher im Sarg gelegen ist - weiß geschminktes Gesicht, schwarzer Anzug oder Kleid... Lass mir bitte für diesbezüglich Interessierte noch 2 Buchhinweise machen... Geschichte des Todes von Philippe Aries (dtv-Verlag) & Todesmetaphern von Thomas H. Macho (suhrkamp-Verlag)
Warst du jemals Teil der Gothic-Szene Wiens?
Nein.
Wie ist dein Blick auf die „Szene“?
Sympathisierend.
Nach deinem Inserat auf Gothic.at sind die Wellen im Forum hochgegangen...
Ja! Keine Ahnung wieso. Weiß nicht…oder sind dort auch schon lauter Spießer? Unbegreiflich eigentlich. Es war ein harmloses Inserat. Es sind aber nur wenige die sich so geifern, das hat der noe auch gemeint. Es ist halt auch typisch für Wien, ich bin ja auch ein Wiener und es gibt hier immer die Nörgler denen nix passt. Damit hat das glaub ich zu tun. Die haben an allem etwas auszusetzen. Gerührt hat sich auch niemand – das war mir auch klar. Die Grufti-Mädchen schreiben keinem Fremden, die haben Angst, sind zu seriös, spießig, brav… Meine Modelle kommen überhaupt nicht aus der Gothic-Szene oder aus der SM-Szene, die ganz normalen Mädchen sind viel perverser als die anderen alle zusammen!
Diese anständigen Mädchen, die Normalen, sind im Grunde viel verruchter, ich bin begeistert…! Ich habe kürzlich im Internet 2 Mädchen gesehen, die sich selbst fotografiert haben. So was geheimnisvolles hab ich schon lange nicht mehr gesehen! Die schauen gut aus! Sie trugen Strumpfhosen, waren in einem Garten, man sieht aber nix. Wunderschöne schlanke Mädchen, mit hübschem Gesicht.. die haben in ihrem kleinen Finger mehr Erotik als alle anderen Mädchen die sich so vermeintlich erotisch präsentieren! Diese Naivität, das unbedarfte Drauflos-Schießen… das hat mehr Erotik als 10 Fetisch Fotografen das hinbekommen mit ihren Lederweibern, den Tutteln, Ärschen, den ganzen Hochglanzmodels! Da bin ich immer begeistert! Die schlechten Fotos gefallen mir heute schon besser als der aufpolierte Scheißdreck. Unabsichtlich schlechte Fotos sind so gut… zum Beispiel wie sich die Mädchen aus dem Internet selbst im Spiegel fotografieren. Wenn du dich selbst fotografierst - einfach irgendwie - dann ist das vermutlich viel erotischer als alles was ich machen könnte…!
Das ganze andere Hochglanz-Zeug ist belanglos…! Das natürliche, nicht geschminkte, natürlich Schöne.. die beiden Mädchen hatten einen Spaß, das strahlt Lebensfreude, Lust und Sinnlichkeit aus! Das ist so eine versteckte Erotik, so eine ganz feine Erotik die nicht auf das rein Sexuelle reduziert werden kann – es geht in das Lolitahafte, ja, aber es ist herrlich, es ist ein Traum.
Diese anständigen Perversen, diese katholischen, perversen Mädchen! Ich finde das herrlich! Vermutlich sind die Grufti-Mädchen also viel zu normal dafür. Das muss einen Grund haben dass sich da niemand meldet! Vielleicht sind sie zu scheu, was weiß ich…Trotzdem würde ich aber sehr gerne mit einigen photographisch zusammenarbeiten.
Ist es heute schwerer Mädchen zu finden die bereit sind mit dir Fotos zu machen?
Absolut! Und warum? Keine Ahnung.. ich weiß es wirklich nicht. Sind alle plötzlich spießig geworden? Früher sind 5 Modelle bei mir aufmarschiert! Jeden zweiten Tag ist Jemand gekommen. Da konnte ich aber in Wien inserieren. Im Falter, Bazar, im Wiener, das waren damals gute Quellen, ich habe viel inseriert und viele Modelle sind daraufhin zu mir gekommen. Heute inseriere ich kaum mehr (außer auf Gothic.at) weil alle heutzutage zu schüchtern sind. Es würde mich jedenfalls freuen wenn sich zuverlässige und nette weibliche Modelle für mystisch-surreale Erotikfotos bei mir melden würden!
Warum fotografierst du eigentlich keine Männer?
Ich brauche eine Begehrlichkeit um Fotos zu machen. Ich kann nur Leute
fotografieren die für mich begehrlich sind. Das heißt also dass ich nicht mit jeder Frau ins Bett gehen will die ich fotografiere! Denn meine fotografische Begier ist sozusagen von meiner privaten Begier abgeschieden, du bist ja auch nicht an jedem Mann der dir gefällt sexuell interessiert! Und da ich ganz generell Männer und Tiere nicht erotisch finde (bei den Männern gibt es nur ganz wenige Ausnahmen) fällt es mir schwer diese zu fotografieren. Ich habe auch keinerlei Interesse daran. Ich fotografiere auch keine Wurstbrote oder Käsesemmeln. Das ist mir irgendwie zu asexuell, zu wenig begehrlich. (lacht) Wenn, dann sind Männer bloßes Beiwerk. Bei Joachim Luetke, der wunderbare und wahnsinnig schön-traurige photos von Sopor Aeternus im Narrenturm abgelichtet hat, da fehlt mir einfach die weibliche Energie, die Verletzbarkeit. In eine Frau kann ich, kann man einfach mehr projizieren als in einen Mann.
Du schreibst selbst, „keine nennenswerte Karriere“ gehabt zu haben. Ist das das Schicksal eines „berufenen“ Underground-Fotografen oder hättest du durchaus berufliche Absichten gehabt?
Ich wäre gerne in der städtischen Bestattung was geworden, da war ich Leichenbestatter. Aber ich hatte Vorstrafen. Bei der Gemeinde Wien ging das dann nicht.
Danke für das Interview, Helmut! Gibt es noch Schlussworte deinerseits?
Ja. „Das ideale Wesen? -ein von Humor verwüsteter Engel" (E. Cioran)
Und ich suche verlässliche, ernsthaft interessierte weibliche Modelle für Fotoaufnahmen auf TFP - Basis.
Kontaktinformationen
- helmut.wolech@chello.at
- http://www.myspace.com/377225211
- Einige Fotos sind auf www.abendstern.at unter Webgalerie / Helmut Wolech zu finden.
Kommentare
ich sollt viell. mal wieder ein inserat aufgeben.....grübel...........
stelle dazu gerne meine toys aus der folterkammer zur verfügung.....
ja, zum feedback müssen wir unsere lieben leser noch erziehen ;-)
liebe diesfatum------sorry-ich hab mein myspace-profil durchgecheckt und ich kann keinen kommentar von dir finden......
Die Fotos sind schon stark,ich hab sie zuerst im IkonenMagazin ges.
Ich würd mich schon für Fotos zur Verfügung stellen,aber wen ich ihm auf myspace einen Kommentar schicke,antwortet er nicht mal....
...keiner will einen kommentar schreiben...................:-(
herr karl, wie meinst du das?
395 habens gelesen......2 kommentare.......................das schaut euch ähnlich..........
Ich glaub schon, Herr Scrag. Im Internetz findet sich doch heutzutage alles - musst halt schaun ;->
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